Christoph Blumhardt
Christoph Blumhardt ist für mich einer der bedeutenden Theologen im Protestantismus der Moderne - und das aus drei Gründen: Erstens konnte er sehr frühzeitig die Grenzen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und ihrer damit einhergehenden Umweltzerstörung benennen. Zweitens hat er in der zusammenwachsenden Weltgemeinschaft dem Christentum eine ungeheure Weite verliehen und damit Türen zum notwendigen interreligiösen Dialog eröffnet. Schließlich entdeckte er in einer damals überhaupt nicht selbstverständlichen Art und Weise mit der Arbeiterbewegung die bedeutsame Rolle der Zivilgesellschaft. Die Verbindung von spiritueller Tiefe und gesellschaftspolitischem Engagement könnte vorbildlich für unsere Zeit, aber auch für unsere württembergische Landeskirche sein. Der Schatz seiner Einsichten ist noch lange nicht gehoben!
Prof. Dr. Jörg Hübner (Geschäftsführender Direktor, 1. Juni 2013 - 31. Mai 2023)
Netzwerke Blumhardts
Christoph Blumhardt unterhielt eine Vielzahl von Netzwerken in Deutschland und in der Schweiz. Mit Ihnen stand er im ständigen Austausch. Zum umfangreichen Schweizer Netzwerk gehörte auch der bekannte Theologe Karl Barth. Am 17.2.1908 schrieb er über seinen Besuch in Bad Boll: "Gestern waren wir in Bad Boll und haben nur unterwegs und bei geschlossenen Thüren den gewohnten Unfug verübt. Beim Mittagessen saßen wir so: (siehe Bild rechts. Links saß Pfarrer Max Ochsenbein, Blumhardt in der Mitte, rechts Karl Barth und Pfarrer Werner Ochsenbein). Eine sehr eigenartige und schwerlich sich wiederholende kirchlich-theologische Kombination!!! Offenbar hatte Bl. das so angeordnet ... Unter solchen Umständen war der ganze Besuch womöglich noch lohnender als die 2 ersten. Wir hornten ganz bedeutend über Dogmatik und Geschichte, über das Sakrament und Ähnliches allermeistens höchst einstimmig ... Als wir aber im Bureau unsere Zeche bezahlen wollten, da hieß es, wir seien Gäste des Herrn Pfr!!! Ist das nicht nobel?! Natürlich großer Jubel allerseits ..."