Zurückliegende Ausstellungen
In der Evangelischen Tagungsstätte Bad Boll wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Künstler*innen ausgestellt. Wir zeigen Ihnen hier eine Auswahl der vergangenen Ausstellungen.
Dokumentarfotografie: Nebenan. Die Nachbarschaften der Lager Auschwitz I-III
Ausstellung vom 22. Februar bis 19. Juli 2024
Auschwitz ist ein vielfach fotografisch dokumentierter, millionenfach besuchter Ort. Dennoch ist die unmittelbare Nachbarschaft der Lager ein fast unbekanntes Terrain. Das Projekt der Fotografen Andreas Langen und Kai Loges untersucht die Historie und Gegenwart dieser Nachbarschaften: Wie lebt es sich im Schatten historischer Traumata, und was gehen sie uns heute noch an? Welche Hoffnungen wachsen im „Nebenan“ des Todes?
Die Fotos sind vom 22. Februar bis 19. Juli 2024 in der Tagungsstätte der Evangelischen Tagungsstätte Bad Boll ausgestellt. Der Eintritt ist frei.
Eine Ausstellung der Evangelischen Akademie Bad Boll in Kooperation mit der Landeszentrale für Politische Bildung BW.
Ausstellung: Entwicklung braucht Entschuldung
16. Oktober 2023 – 16. Februar 2024
Wirtschaftskrisen, Klimakatastrophen, Krieg, Kapitalflucht, einseitige Zinserhöhungen oder rasche Preisveränderungen treiben Staaten oft in eine Verschuldungskrise. Folge ist, dass der Schuldendienst nicht mehr bedient werden kann. Dass gegenwärtig über 130 Länder ein Problem damit haben, ihren Schuldendienst zu leisten, lässt auf eine Systemkrise schließen.
In dem Fall sind die Schuldnerländer den willkürlichen Entscheidungen ihrer Gläubiger ausgesetzt. Diese entscheiden allein, ob und wie viel Schulden gestrichen werden. Ein Verfahren, mit dem ein Staat seine Schulden transparent und fair für alle Beteiligten regeln kann, so wie hier in Deutschland Menschen und Unternehmen auf ein rechtsstaatliches Insolvenzverfahren zurückgreifen können, gibt es nicht.
Mit dieser Ausstellung sollte die Zivilgesellschaft für diese Problematik sensibilisiert werden. Das zentrale Ziel war die Schaffung eines fairen, unabhängigen und transparenten Insolvenzverfahrens für die Staaten. Menschenrechtliche, wirtschaftliche und theologische Ansätze zu den Hintergründen waren anhand von Beispielen und Stimmen aus aller Welt erklärt.
MENSCHENRECHTE VOR SCHULDEN
Denn wenn von Staatsschuldenkrisen gesprochen wird, dann geht es nicht allein um Geld. Es geht vor allem um Menschen. Schuldenkrisen haben konkrete Auswirkungen auf die Bevölkerung der betroffenen Länder. Fließt das Geld in den Schuldendienst, muss der Staat sparen: Steuern erhöhen, Schulgebühren einführen oder Ausgaben für die Gesundheitsversorgung kürzen. Unter diesen Maßnahmen leiden vor allem die Ärmsten und Verwundbarsten in der Gesellschaft.
AUCH DEUTSCHLAND WAR EINMAL DRAN
Dies war nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland der Fall. Die Lösung kam in Form des Londoner Schuldenabkommens, unterzeichnet am 27. Februar 1953. Mit dieser Regelung trugen die Gläubiger der äußerst negativen Erfahrung mit der Geschichte Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg Rechnung. Damals hatten die Reparationsforderungen die Weimarer Republik wirtschaftlich schwer belastet und überdies dem aufkommenden Faschismus ein wichtiges Narrativ geliefert. Hingegen können die Konditionen des Abkommens als eine der Grundlagen des westdeutschen Wirtschaftswunders bezeichnet werden.
Die Ausstellung erläuterte auf Großplakaten die Problematik der Verschuldungskrise.
Dauer der Ausstellung: 16. Oktober 2023 – 16. Februar 2024
Ort: Evangelische Tagungsstätte Bad Boll
Leitung: Prof. Dr. Andrés Musacchio
Informationen: andres.musacchio@ev-akademie-boll.de
Wanderausstellung: „Wahrheit im Exil: Der Weg zum Frieden in Kolumbien“
Deutsches Unterstützungsnetz für das Erbe der Wahrheitskommission in Kolumbien
Die Ausstellung bestand aus Objekten, Stoffen, Texten, Fotos, Videos und Audios. Zusammen reflektierten sie aus dem Exil heraus den Prozess der Erinnerungsarbeit der Unterstützungsgruppe in Deutschland für die kolumbianische Wahrheitskommission (Nodo Alemania). Eine der Strategien der Wahrheitskommission war die Schaffung von unterstützenden Netzwerken, „Nodos“ (Knotenpunkte), die in fünf Regionen der Welt wirkten: Südamerika, Mittelamerika, Nordamerika, in der Andenregion und in Europa.
Der deutsche Nodo wurde 2019 gegründet und besteht aus Kolumbianier*innen und Deutschen aus zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer.
Ausstellung: Face of Liberty
Digitalgrafiken von Erwin Heigl
Mein Zyklus "Face of Liberty" ist ein Versuch, das Janusgesicht unseres Freiheitsverständnisses kritisch zu reflektieren. Das Rohmaterial dazu liefern mir die Bildreportagen in den Massenmedien, die ich mit den Mitteln der Computertechnik dekonstruiere. Es geht mir nicht darum, Botschaften zu verbreiten. Ich lade die Betrachter meiner Arbeiten ein, ganz persönliche Fragen an sie zu richten, um gewissermaßen zu Mitautoren zu werden: "Was sehe ich und was löst dieses Bild in mir aus? Mitleid, Abwehr, Ratlosigkeit oder den Impuls, Mitverantwortung zu tragen und zu handeln?"
Mit diesen Worten beschreibt der Künstler Erwin Heigl die Intention von "Face of Liberty". Die Ausstellung fand vom 5. Februar bis 1. Mai 2023 statt.
Ein Ort. Irgendwo
Internationale Karikaturen-Ausstellung zum Thema Flucht und Migration
vom 11. November 2022 bis 15. Januar 2023 in der Evangelischen Akademie Bad Boll
Claudia Heinzler – Thora Gerstner: Ausstellung "open access"
10. April bis 17. Juli 2022
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Die Ausstellung wollte ihren Besucher*innen Durchblicke verschaffen. Claudia Heinzler und Thora Gerstner arbeiteten mit Glas, bearbeiteten transparente Flächen, lenkten, färbten und fokussierten dadurch den Blick. Damit griffen sie Motive auf, die sich mit der Arbeit und dem Anspruch der Akademie verbinden: Unverstellte Begegnung, transparente Kommunikation, offener Austausch. open access war ein vor Ort und speziell für den Kontext der Akademie entwickeltes Projekt.
Klaus Olbert – von angesicht zu angesicht
AUSSTELLUNG: 03. OKTOBER BIS 12. DEZEMBER 2021
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Sehr verhalten wirken die Zeichnungen von Klaus Olbert, fast unscheinbar. Das feine Liniengespinst, mit dem Graphitstift aufgebracht, schließt sich zu einem Gesamteindruck, wird zu einem „Ge-sicht“ im wörtlichen Sinn – und entzieht sich wieder.
Diese Irritation des Blicks ist beabsichtigt. In seinen Zeichnungen begibt sich der Künstler auf die Suche und ertastet, erzeichnet das Rätsel des Menschlichen. Auf die Frage, warum er immer wieder das Motiv des menschlichen Kopfes aufgreife, antwortet Olbert: „Einfach gesagt, ist es mir eine Notwendigkeit, mich mit dem Menschenbild auseinanderzusetzen. Allerdings ist das Verhalten meiner Artgenossen in den letzten 150 Jahren (…) derart, dass ich mich frage: verbietet es sich nicht überhaupt, ein Konterfei dieser Spezies auf Papier zu bannen?“
Diese Frage der Abbildbarkeit von Gesichtszügen greift eine alte theologische Streitfrage auf, die in den ersten Jahrhunderten der Christenheit zu großen Konflikten führte: Darf man von Gott ein Bild malen? Darf man die Gesichtszüge Christi, des Sohnes Gottes, wiedergeben? Und wenn ja, wie? Klaus Olbert greift diese alte und immer wieder neue Frage nach dem Recht und den Grenzen von Abbildern auf.
Einen weiteren, vielleicht zunächst befremdlichen Titel tragen diese Zeichnungen auch: „Cranium – Schädel“ nennt der Künstler viele seiner Arbeiten. Das ist ein Hinweis auf die Vergänglichkeit allen menschlichen Daseins – und aller Versuche, die Züge des Menschlichen zu erfassen. Es ist aber wohl auch ein Hinweis auf die besondere Methode, mit der der Künstler diese Gesichtszüge wiederzugeben versucht. Durch die Reduktion auf das Grundgerüst eines Kopfes, die tragende Struktur des Schädels, will sich der Künstler von individuellen Merkmalen eines einzelnen Gesichts lösen.
„von angesicht zu angesicht“ – der Titel und die Thematik der Ausstellung greifen auf, was die Akademie, was jeden und jede von uns persönlich, unsere Gesellschaft und die ganze Welt in den zurückliegenden Monaten beschäftigt hat, was eingeschränkt war, was wir vermisst haben: Die Begegnung „von Angesicht zu Angesicht“, der Kontakt mit einem lebendigen Gegenüber, in dem jedes Mal das Rätsel des Menschen erscheint. Ein „Energiefeld“ nennt Olbert solche Begegnungen, die er auch in seinen Zeichnungen hervorrufen möchte.
Studienleiter Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring im Gespräch mit dem Künstler Klaus Olbert im Video auf dem Akademie-YouTube-Kanal. Filmproduktion: Werner Schmidtke.
Am 03. Oktober eröffnet die Akademie die Kunstausstellung in den Räumlichkeiten der Evangelischen Tagungsstätte Bad Boll mit einer Vernissage um 16 Uhr. Weitere Informationen zur Vernissage und Anmeldung über die Webseite unter https://www.ev-akademie-boll.de/tagung/933021.html. Informationen zu Klaus Olbert: http://klaus-olbert.com.
Eine Anmeldung zu allen Terminen ist aus gegebenem Anlass erforderlich cornelia.daferner@ev-akademie-boll.de.
Dauer der Ausstellung: 03. Oktober bis 12. Dezember 2021
Öffnungszeiten: Um eine Anmeldung unter 07164 79-100 wird gebeten. Die Besichtigung der Ausstellung ist kostenfrei.
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring, Studienleiter
Informationen: cornelia.daferner@ev-akademie-boll.de
Titelbilder: „cranium.geneigt“. Fotograf des Bildes ist Werner Schmidtke.
Time Zero – GYJHO Frank
AUSSTELLUNG: 28. FEBRUAR BIS 18. JULI 2021
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Wie nimmt etwas und alles seinen Anfang, wie entsteht und entfaltet sich Schöpfung? Woher kommen, wer sind und wohin gehen wir in Zeit und Raum?
„Wir Maler haben die Welt schon immer abgebildet, wie sie nicht ist. Wir destillieren sie wie ein Alchemist und reduzieren sie auf ein Werk des Moments. Es ist immer dasselbe Werk von der einen Welt. Es ändert sich ja nichts. Ich glaube, dass die Suche nach dem Stein der Weisen, egal mit welchen Mitteln auch immer, selbst mit unseren neuen elektronischen Mitteln, nur eine Metapher sein kann, die uns den Sinn der Welt scheinbar erkennen lässt." (GYJHO)
Die Bilder von GYJHO (Frank) thematisieren Aspekte heutiger Naturwissenschaften ebenso wie ältester, auch religiöser Überlieferungen und verleihen ihnen ästhetischen Ausdruck.
Das Ergebnis ist eine eruptiv wirkende, aber in Farbe und Bildaufbau sorgfältig durchdachte Malerei, die mitunter eine fast hypnotische Wirkung hat. Für den Künstler sind Bewegung und Veränderung Grundphänomene des Lebens.
„Es gibt also viele gute Gründe, GYJHOS Arbeiten in der Evangelischen Akademie Bad Boll zu präsentieren“, sagt Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring, Studienleiter im Themenbereich „Kultur, Bildung, Religion“ und Verantwortlicher der Ausstellung. „Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, die Ausstellung TimeZero auch unter schwierigen Umständen und trotz einer pandemischen Krise zu realisieren.“
Die in der Akademie präsentierte Bildauswahl hat die Zeit zum Thema – wenn sich auch GYJHO einer solchen ‚Thematisierung‘ seiner Bilder reserviert gegenüber zeigt.
Am Sonntag, den 4. Juli, um 15 Uhr ist eine Sonderführung durch den Künstler geplant. Die Ausstellung endet mit einer Finissage und Führung am Sonntag, den 18. Juli 2021.
Eine Anmeldung zu allen Terminen ist aus gegebenem Anlass erforderlich cornelia.daferner@ev-akademie-boll.de.
Die Arbeiten von GYJHO sind im Hauptgebäude der Evangelischen Tagungsstätte Bad Boll ausgestellt. Die Ausstellung ist über die Rezeption der Tagungsstätte zu erreichen. Eine vorherige Anmeldung für den Besuch dieser Ausstellung ist aus gegebenem Anlass unbedingt erforderlich 07164 79-100.
- Dauer der Ausstellung: 28. Februar bis 18. Juli 2021
- Öffnungszeiten: Aufgrund der aktuellen Corona-Situation sind die Öffnungszeiten telefonisch bei der Rezeption der Tagungsstätte zu erfragen: 07164 79-100.
- Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring, Studienleiter
- Informationen: cornelia.daferner@ev-akademie-boll.de
- Titelbilder: Diptychon, TimeZero, GYJHO, 2020, 2x 130x80 cm
Weitere Infos zu GYJHO.
Günther C. Kirchberger – Die Jahre in Bad Boll
Als Maler, Zeichner und Graphiker sowie als akademischer Lehrer prägte er Generationen von Künstlerinnen und Künstler.
In den 1950er und 1960er Jahren stand Kirchberger im Zentrum der Stuttgarter Avantgarde-Szene und hatte als einer der ersten Künstler seiner Generation Anschluss an die internationale Kunstentwicklung gefunden. Nach einem London-Aufenthalt initiierte er 1956 die Gründung der Gruppe 11, der ersten abstraktexpressiv arbeitenden Künstlergruppe im Südwesten, zu der neben Kirchberger auch Georg Karl Pfahler gehörte. Zusammen mit Pfahler hat Kirchberger nach 1960 zur Etablierung der neuen Kunstrichtung des sogenannten „Hard Edge“ in Deutschland beigetragen. 1996 zog Günther C. Kirchberger von Stuttgart nach Bad Boll und ist schon bald eine feste Größe im Kunst- und Kulturleben der Region geworden.
Gemeinsam mit der Schloss-Filseck-Stiftung der Kreissparkasse Göppingen zeigt die Akademie vom 28. Juni bis 13. September in einer Doppelausstellung im Schloss und den Räumlichkeiten der Evangelischen Tagungsstätte Bad Boll Arbeiten aus dem Spätwerk Kirchbergers.
Dass Günther C. Kirchberger als Künstler für eine Ausstellung im Jubiläumsjahr der Akademie ausgewählt wurde, unterstreicht die Wertschätzung der Akademie für den Avantgardisten. Denn mit der Evangelischen Akademie Bad Boll verband Günther C. Kirchberger ein enges Verhältnis, auch durch die persönliche Verbundenheit zum ehemaligen Studienleiter Albrecht Esche. Einige seiner Werke sind heute als Schenkungen im Besitz der Akademie wie beispielsweise seit 2001 das Bild „Hoffnung – Gewissheit“.
Die Ausstellung beleuchtet das gesamte Spätwerk, das in Bad Boll im Zeitraum von 1996 bis zum Tod von Günther C. Kirchberger im Jahr 2010 entstanden ist. Diese letzte Schaffensperiode in Bad Boll ist durch eine hohe Produktivität gekennzeichnet.
Am 24. Juli findet unter dem Titel „Menschverinnerlichung“ um 18 Uhr ein Abendgespräch in Erinnerung an Günther C. Kirchberger statt. Weitere Infos dazu finden Sie hier.
Die Teilnahme am Gesprächsabend ist kostenfrei. Eine vorherige Anmeldung unter ursula.aldrian@ev-akademie-boll.de ist unbedingt erforderlich.
Ein einführendes Video zur Ausstellung ist hier abrufbar.
Die Arbeiten Günther C. Kirchbergers sind im Eingangsbereich, dem Hauptflur, im Festsaal sowie im Durchgang zur und in der Kapelle im Hauptgebäude ausgestellt. Die Ausstellung ist über die Rezeption der Evangelischen Tagungsstätte Bad Boll/Evangelischen Akademie Bad Boll zu erreichen.
Dauer der Ausstellung: 28. Juni bis 13. September 2020
Öffnungszeiten: Mo. bis Sa. 08:00-20:00 Uhr. Um eine Anmeldung unter 07164 79-100 wird gebeten.
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring, Studienleiter
Informationen: ursula.aldrian@ev-akademie-boll.de
Titelbilder: „Ihm einen Purpurmantel“, Günther C. Kirchberger, Entstehungsjahr 2009.
Formensprache - Martina Geist und Werner Stepanek
Im Bereich der Kunst wird das Jubiläumsjahr mit einer Ausstellung von Arbeiten zweier Künstler_innen eröffnet, die der Akademie in besonderer Weise verbunden sind. Die Skulpturen von Werner Stepanek – vorwiegend im Außenbereich zu sehen – und die Holzschnitte/Holztafeln und textilen Fahnen von Martina Geist stellen zwei künstlerische Konzepte dar, die miteinander in einen Dialog treten. Bei aller Verschiedenheit in Material und Gestaltung verbindet beide Künstler_innen ihre Faszination für die Form. Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 2. Februar 2020 kommt als musikalische Kunstform der Jazz hinzu.
Mit den in einem zeichnerischen Gestus ausgeführten Holz- und Linoldrucken Martina Geists und den oft großformatigen skulpturalen Werken Werner Stepaneks treffen in der Ausstellung zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche künstlerische Konzeptionen aufeinander. Hier eine umrisslinienbetonte, farb-flächige Annäherung an das Sujet, die Martina Geist in den letzten Jahren auch in Form textiler Fahnen ausgeführt hat. Dort die raumgreifende, dabei aber vielfach spielerische und oft auch ironisch gebrochene Massivität der Arbeiten Stepaneks in Metall und Stein.
Der Ausstellungstitel 'Formensprache' zeigt hingegen an, was diese beiden Werkkomplexe miteinander verbindet: Ihre Konzentration auf die Form, die sich aus der Aufmerksamkeit für die Strukturen des jeweiligen Gegenstands oder Materials ergibt und diesem gleichsam zu freiem Ausdruck verhilft. So wird die Unterschiedlichkeit zweier künstlerischer Konzepte zum Ausgangspunkt einer interessanten Korrespondenz.
Die Arbeiten Geists werden in den Innenräumen, die Skulpturen Stepaneks primär im Außenbereich der Akademie zu sehen sein.
Bei der Ausstellungseröffnung nimmt die musikalische Gestaltung Bezug auf das Zusammenspiel von Form und freier Gestaltung. Mit dem Saxofonisten Jakob Manz und dem Pianisten Hannes Stollsteimer werden zwei Nachwuchstalente der aktuellen Jazzszene zu hören sein.
Dauer der Ausstellung: 2. Februar bis 31. März 2020
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9-18 Uhr, Sonntag 9-14 Uhr
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring, Studienleiter
Informationen: ursula.aldrian@ev-akademie-boll.de
Titelbilder:
Martina Geist (links): Großes Blatt #2, 2019, Fahnenstoff, Farbe, Faden, 250 x 153 cm.
Werner Stepanek (rechts): o.T.
AnLiegen. Boller Bußtag der performativen Künste 2019
Was geschieht, wie reagieren Sie, wenn Ihnen Ungewohntes vor die Füße fällt und der Alltag aus dem Gleichgewicht gerät?
Der Perfomancekünstler Simon Pfeffel provoziert solche außergewöhnlichen Situationen und unverhoffte Schwebezustände. In öffentlichen Räumen, an belebten Straßen und Plätzen lässt er sich von Passanten halten, um nicht zu fallen oder auf einer Bahre vorwärtsziehen, ein Stück des Wegs mit unbekanntem Ziel.
Beim diesjährigen Boller Bußtag der Künste wird Simon Pfeffel die performative Situation AnLiegen durchführen. Eine Aktion, die bereits in mehreren europäischen Städten stattgefunden hat. Was wird geschehen? Und welches ‚Anliegen‘ verbinden wir mit dieser Aktion an einem kirchlichen Feiertag?
Lassen Sie sich überraschen und inspirieren an einem Abend mit performativer Aktion, experimenteller Liturgie und anschließendem Künstlergespräch im Festsaal des Kurhauses Bad Boll!
Leitung
Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring
Studienleiter
Matthias Hanke, Landeskirchenmusikdirektor
Dr. Evelina Volkmann, Leiterin Fachstelle Gottesdienst
Referentinnen/Referenten
Matthias Hanke
Evangelischer Oberkirchenrat, Stuttgart
Simon Pfeffel
Performancekünstler, Pforzheim
Dr. Evelina Volkmann
Leiterin der Fachstelle Gottesdienst der Ev. Landeskirche in Württemberg, Stuttgart
Boller Bußtag der performativen Künste
Mittwoch, 20. November 2019, 15:00 Uhr
im Festsaal des Kurhauses Bad Boll
Leitung: Hans-Ulrich Gehring
Information: Heike Matula, Tel. 07164 79-202
heike.matula@ev-akademie-boll.de
Ernst ist die Kunst, heiter ist das leben. Arbeiten von Uwe Ernst
„ … ich mache ja kein Konzept, nein,
das ist ein intuitiv-fließendes Arbeit-
ten auf ein Thema hin. Da gehören
die Arbeitsblätter dazu – mehr oder
weniger ausgearbeitet … “
Uwe Ernst
„Dieser Künstler ist [ … ] mit dem Zustand der Welt und dem, was sich in ihr tut, nicht gerade zufrieden und traut auch der menschlichen Vernunft nicht über den Weg. Er zeichnet sarkastische kulturkritische Kommentare und hat sich dafür eine provokant hermetische, Gegenständliches nur zitierende Zeichensprache erfunden, die durchaus an Alpträume und surreale Höllenvisionen erinnert. Allerdings ist da etwas, was seine wüsten Bildwelten irgendwie in der Schwebe hält und ihnen trotz des Unheimlichen, das darin passiert, Charme und ästhetischen Reiz verleiht – ich kann es nur Witz nennen. Man spürt: da ist nicht nur Besessenheit, sondern auch Lust am Spiel bei seinen absurden Erfindungen.“
Jochen Greven, 1997
„Uwe Ernst überlässt nichts dem Zufall. Seine Bilder sind das Ergebnis genau durchdachter Prozesse, die er zunächst in mehreren Variationen auf seinen – wie er es bezeichnet – Arbeitsblättern visualisiert. Der Vorteil dieses Vorgehens sowohl für den Künstler als auch den Betrachter ist die schrittweise Annäherung an das Endprodukt, an das ausgeführte Kunstwerk. …
Beim Betrachten der Werke von Uwe Ernst wird einem schnell klar, dass es um symbolhafte, verschlüsselte Inhalte geht, eine Art Alphabet der künstlerischen Sprache, die der Künstler geschaffen hat und die es zu verstehen gilt.“
Dr. Helmut Herbst
Uwe Ernst
- geboren 1947 in Göppingen/Fils
- Zeichner und Maler
- arbeitet und experimentiert mit schwarzer Kreide auf Papier
- lebt in Böbingen/Rems
- seit 1998 Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg
Vernissage:
Sonntag, 22. September 2019, 15:00 Uhr im Café Heuss
Leitung: Hans-Ulrich Gehring
Information: Heike Matula, Tel. 07164 79-202
heike.matula@ev-akademie-boll.de
Ausstellungsdauer: 22. September bis 11. November 2019
KUNST Ausstellung von Sibylle Burr
Mit der in Göppingen tätigen Künstlerin Sibylle Burr präsentiert die Akademie Arbeiten, die sich an der Konzeptkunst Marcel Duchamps orientieren und greift damit Impulse der Stuttgarter Ausstellung ‚Marcel Duchamp 100 Fragen. 100 Antworten‘ auf. Sibylle Burr versteht Gebilde der Kunst ebenso wie Formen der Natur als Manifestationen fraktaler Ordnungsstrukturen des Lebens. Als Biologin und Naturwissenschaftlerin setzt sie sich mit Formbildungsprozessen auseinander, die Leben und Aufbau einer Zelle ebenso bestimmen wie die Schwarmbildung von Tieren oder die Entfaltung von Pflanzen. Indem die Künstlerin durch ihr Tun, in künstlerischen Medien und situativen Aktionen, auf solche Prozesse aufmerksam macht, öffnet sie gleichsam Fenster, die auch zur kreativen Neugestaltung gesellschaftlicher Wirklichkeit anregen können. Hier spielt für sie die Idee der ›sozialen Skulptur‹ von Joseph Beuys eine zentrale Rolle. Sie konkretisiert sich unter anderem in einem Langzeitprojekt der Künstlerin zum Thema ›Menschenrechte‹, das eine wichtige Position in der Ausstellung einnehmen wird.
Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring
Fragen
Ist Kunst natürlich oder leben wir in einer künstlichen Natur?
Ist die Unterseite eines Polsterkissens das Fenster in eine andere Welt?
War Ihr Hochzeitskleid aus Spitze?
Ist Ihnen das Rätsel der Quadratur des Kreises schon einmal im Traum erschienen?
Wird das Gesetz der allgemeinen Diffusion in menschlichen Gesellschaften aufgehoben?
Ist Kunst die Lösung unserer Probleme?
Kann Laufen im Kreis Kunst kreieren?
Sind Künstler die besseren Naturwissenschaftler?
Kann Menschenwürde keimen?
Wie viele Arten gibt es im Multiversum?
…
Solche und ähnliche Fragen stellt Sibylle Burr in ihrer Ausstellung KUNST.
Gezeigt werden Bilder, Installationen, Filme und eine Performance.
Kommen Sie, nehmen Sie Teil, stellen Sie Fragen, äußern Sie Ihre Meinung…
Sibylle Burr
Vernissage:
Sonntag, 26. Mai 2019, 15-17:00 Uhr im Café Heuss
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring (Ev. Akademie Bad Boll)
Information: Jacqueline Detzel, Tel. 07164 79-307
Dauer der Ausstellung: 26. Mai bis 14. Juli 2019
Sibylle Burr
- 1952 geboren als manmadereadymade in Mannheim
- 1971-78 Studium der Biologie und Anglistik in Tübingen und Leeds (GB)
- 1991-95 Studium Freie Graphik und Malerei, Freie Kunstschule Stuttgart/
- Akademie Art und Design
- 1995 Gründung Fraktal Verlag
- Seit 1994 Publikation und Projektarbeit unter dem Namen, Fraktale Ordnung und Kunst, Projektleitungen ›crossing borders‹ (2005, Stuttgart/Cardiff) und ›Sibyllen‹ (2008, Ulm)
- Artist residency in Peking (2009) und Grobnik, Kroatien (2012)
- 2010-2019 Interaktive Projektarbeit zum Thema‚ ›Menschenwürde‹
- 2016/2017 Reiseprojekt‚ ›westwaerts‹
- Einzel- und Gruppenausstellungen, Performances und Filmprojekte.
- Sibylle Burr ist u. a. Mitglied des Verbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler in Baden-Württemberg e.V. (VBKW) und engagiert sich für faire kulturelle und ökonomische Arbeitsbedingungen von Künstler_innen.
What remains? Markus Wilke, Malerei
Die aktuelle Malerei von Markus Wilke basiert auf selbst fotografierten Abbildungen von Schrott, Verpackungsmüll und Industrieabfällen. Die sortierten Sammlungen seiner Funktion beraubten Materials mit ihrem plastischen und farblichen Eigenwert dienen als Grundlage für seine bildnerische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und der Kunst. Die Serie »What remains« verdeutlicht den Prozess der Zerstörung und Transformation.
Dabei ist die Intention des Künstlers nicht die gleichsam dokumentarische fotorealistische Wiedergabe, sondern eine produktive Irritation des Blicks und Weitung der Wahrnehmung durch klaren kompositorischen Aufbau und ein subtiles Spiel mit Farbnuancen. Die Aufmerksamkeit für die Aufhäufungen alltäglich abgetanen Materials führt dabei wie von selbst zur Abstraktion der Darstellung.
Schon in den Neuzigern war der Künstler Markus Wilke mehrmals in Bad Boll tätig. Aufgefallen durch seine »Sozialkritik in Schaufenstern« wurde er zur Visualisierung interner Themen herangezogen. In Workshops unterstützte er Brainstormings oder entwickelte Konzepte zu Seminarinhalten. So bereicherte er ein Seminar zu »Öko Drive« mit einer Installation in der Außenanlage der Akademie mittels Schrottteilen und Hinterglas-Graffitis.
Weit über die Thematisierung von Nachhaltigkeit (hinaus) wirft diese widersprüchliche Bildsprache beim Betrachter Fragen zur Wahrnehmung und Identität auf. In diesem Sinne wird sich Markus Wilke für seine Präsentation von den örtlichen Gegebenheiten leiten lassen. Die Werke werden so in Wechselwirkung zum Architektonischen, aber auch funktionalen Örtlichkeiten treten und damit den Dialog anregen.
Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring
Vernissage:
Sonntag, 17. Februar 2019, 15:00 Uhr im Café Heuss
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring (Ev. Akademie Bad Boll)
Information: Jacqueline Detzel, Tel. 07164 79-307
Dauer der Ausstellung: 17. Februar bis 7. April 2019
Markus Wilke
- Seit 1983 selbständig als freischaffender Künstler
- 1988 Gründung der Firma »Kunst vor Ort« mit Schaufensterinstallationen
in Süddeutschland und der Schweiz - 1995 Dozenturen an verschiedenen Akademien u.a. in Bad Boll
- 2006 Aufenthalt in Kuba, Kooperationen mit der lokalen Kunstszene
- Seit 2014 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler und Künstlerinnen
Baden-Württemberg (VBKW) - Zahlreiche Ausstellungen in der Region Neckar-Alb, ferner in Stuttgart, Freiburg,
Weil am Rhein, Bad Hersfeld und Berlin
Schlichtblicke von Hannelore Fehse
Albhäuser von Hannelore Fehse
Hannelore Fehse arbeitet mit starken Kontrasten. An eine hell beleuchtete Wand lässt sie eine unbeleuchtete Mauer grenzen. Eine strahlend weiße Fassade stützt ein Dach, dunkel wie bei Nacht. Die Künstlerin macht sich frei von konkreten Lichtverhältnissen, sie verlässt die Bedingtheit des Augenblicks und schafft sich ihre eigene Zeit. Darin taucht das Gebäude auf wie aus der Erinnerung. Vermutlich ist es deswegen so still.
Zwischen den Polen Zeichnung und Malerei bewegt sie sich deutlich bei der Malerei, mit einem kräftigen Zug ins Grafische. Sie schafft ein konstruktives Gerüst, legt die Umrisse fest und weitet die Flächen. Sie entfernt den Tiefenraum und löst die Volumen auf. Mittels Positiv-Negativ-Effekten verwandelt sie manches Anwesen in eine Art architektonisches Bildzeichen.
Reduzieren heißt nicht nur etwas weglassen, es bedeutet auch vom Individuellen zum Allgemeinen zu gehen. Fehses Bilder enthalten beides – das Individuelle wie das Generelle. Während sich in den Gemeinden an fast jedem Haus Unterschiedliches ablesen lässt, werden sie in den Gemälden ein Stück ortsunspezifisch. Indem Baum und Straße, Horizont und Umgebung entfernt werden, nimmt die Künstlerin ihnen das Einmalige. Dafür zeigt sich das typische, das regional Charakteristische.
Man darf Hannelore Fehses eine malende Chronistin nennen. Was sie ins Bild bannt, das ist dabei zu entschwinden, vielerorts hat es sich fast ganz zurückgezogen. Die Künstlerin rückt es noch einmal uns Bewusstsein. Sie schwankt dabei zwischen der Hoffnung, dass such auch uns die Maßstäblichkeit dieser Gebäude und Dörfer als etwas Schönes und Erhaltenswertes mitteilt, und der Ahnung, dass es zu spät ist. Sie schwankt zwischen dem, was sie sehen kann, und dem, was sie sehen muss.
Uwe Degreif, 2012, aus: Albhäuser von Hannelore Fehse, Katalog zur Ausstellung „Einfach schön – Albhäuser“ in Ulm, 9.9.-5.10.2012
Vernissage:
Sonntag, 23. September 2018, 15:00 Uhr im Café Heuss
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring (Ev. Akademie Bad Boll)
Information: Doris Korn, Tel. 07164 79-307
Dauer der Ausstellung: 23. September bis 11. November 2018
Biografie Hannelore Fehse
- geboren in der Uckermark
- Studium der Germanistik
- Geschichte und Philosophie Lehrtätigkeit an Gymnasien
- 1986 Umzug von Darmstadt auf die Schwäbische Alb
- 1988 -1992 Freie Kunstschule Zürich
- Seit 1980 Weiterbildung im Bereich Bildende Kunst
- Seit 1984 Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
- Lebt und arbeitet in Deggingen/Filstal
Ausstellung Africana
Skulpturales aus Stahl und Holz von Eugen Schütz
Eugen Schütz: "Als Recycling-Künstler arbeite ich vorwiegend mit Stahlabfällen der Industrie, mit Holz und natürlichen Materialien und gelegentlich mit farbigen Kunststoffresten. (…) Meine Arbeiten zeigen Motive aus der afrikanischen Mythologie, greifen aber ebenso Themen unserer und anderer Gesellschaften auf.
So wie ich über Recycling meine Skulpturen zu neuem Leben erwecke oder zu neuer Würde bringe, so ist es mir ein großes Anliegen, ›eine andere Sicht der Dinge‹ oder ›den Blick über den Tellerrand« zu zeigen und durch das Entstandene besonders auf die Kulturen Afrikas hinzuweisen oder sogar mit einzubinden."
- Vernissage: Sonntag, 10. Juni 2018 im Café Heuss
- Leitung: Hans-Ulrich Gehring
- Information: Doris Korn, Tel. 07164 79-307
- Dauer der Ausstellung: 10. Juni bis 12. August 2018
Biografie Eugen Schütz
- Geboren 1959
- 1989 – 2000 Ausbildung in afrikanischen Trommeln und Tanz in Westafrika & BRD
- Seit 1993 freischaffend als Stahl- und Holz-Bildhauer sowie Performance-Künstler tätig
- Zahlreiche Schul-, Kinder- und Jugendprojekte
- 1996 – 2007 Waldatelier
- Seit 2004 Atelier-Konzept »NOMAD-art«
- 2017-18 Beteiligung an der Biennale Venedig
Markierungen – Installationen von Steffen Schlichter
Markierungen – Installationen von Steffen Schlichter
Steffen Schlichter arbeitet mit industriell vorgefertigten Produkten, vorwiegend mit Klebebändern. Maße, Farbe und Länge seines Basismaterials sind also vorgegeben. Auch das Vorgehen, wie dieses Material auf Oberflächen aufgebracht wird, ist bei ihm klar geregelt. Trotzdem entstehen ›wie von selbst‹ Abweichungen und Abbrüche, Momente des Kontingenten. Nicht ›zufällig‹ waren Schlichters Arbeiten 2016/17 in der Ausstellung ›(un)erwartet. Die Kunst des Zufalls‹ des Stuttgarter Kunstmuseums zu sehen.
Im weitesten Sinne lassen sich solche Arbeiten als ›Malerei‹ bezeichnen. Eine zweite, ebenso gewichtige Werkgruppe sind Schlichters Installationen. Hier weitet sich seine ›materialistische Malerei‹ entweder auf schon vorhandene Wand- oder Bodenflächen aus. Oder bestimmte Orte werden eigens ›markiert‹ und dadurch in den Blickpunkt der Wahrnehmung gerückt. Ziel dieser künstlerischen Strategie ist es, losgelöst von der Frage nach Sinngehalten eines traditionellen Kunstwerks scheinbar funktionale Oberflächen in ästhetische Bezugspunkte umzuwandeln.
Solche ›Markierungen‹ wird Steffen Schlichter im Rahmen seines Boller Projektes an zwei Stellen, dem Speisesaal und der Kapelle der Akademie vornehmen.
Dr. Hans-Ulrich Gehring
»Was das Werk von Steffen Schlichter so bemerkenswert macht, ist die Tatsache, dass der Künstler die künstlerische und sinnliche Qualität seines Werks einerseits gezielt herstellt, indem er bestimmte Rahmenbedingungen schafft, sie jedoch anderseits von selbst zur Erscheinung kommen lässt. Es ist eine erstaunliche quasi symbiotische Verbindung von Produzieren und Hervorkommenlassen. ...«
Dr. Tobias Wall im Katalog »Steffen Schlichter - Platten und Bänder«, Stuttgart 2014
Steffen Schlichter
- Jahrgang 1967
- Studium an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart 1993-1997
- Lebt und arbeitet in Kirchheim/Teck
- Zahlreiche Einzel- und Gruppenprojekte, darunter vielfach Gemeinschaftsarbeiten mit Stef Stagel als ststs
Vernissage
Sonntag, 11. März 2018, 15:00 Uhr im Café Heuss
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring (Ev. Akademie Bad Boll)
Informationen und Anmeldung: Doris Korn, Tel 07164 79 – 307, doris.korn@ev-akademie-boll.de
Dauer der Ausstellung: Mittwoch, 12. März bis 6. Mai 2018
Boller Bußtag der Künste mit Ausstellungseröffnung
„Der starke Konsument“. Wertschätzungen von Stephanie Senge
„Senges Arbeiten sind eine Suche nach Möglichkeiten, Mensch, Dinge und Umwelt zu versöhnen und die Entfremdungen des Alltags von Leben und die Entfremdung der Kunst vom Alltag zu überbrücken, um zu einer bewussten sozialen Beziehung mit unserer Umwelt zu gelangen.“
Stine Hollmann
Stephanie Senge arbeitet mit Alltagsgegenständen. Sie drapiert und ‚performiert‘ gerade die oft unbeachteten oder vergessenen Produkte der Warenwelt, um deren Wert für die Gesellschaft in den Blick zu nehmen. Vor allem Aufklärung über unser Verhältnis zu den Objekten und deren Bedeutungsaufladung stehen hierbei für sie im Fokus. Exemplarisch hierfür ist ihr „Schranktheater – der starke Konsument“, das während einer Straßenaktion entstand. In diesem Schrank wurden Gegenstände von Bürgerinnen und Bürgern gesammelt, von der Künstlerin nach Kategorien sortiert und gemeinsam genauer studiert. Diese Aktion verdeutlicht die Intention der Künstlerin und reflektiert die Entwicklung des Konsums in der heutigen Gesellschaft.
Das „Schranktheater“ und weitere Arbeiten Senges werden ab November in der Evangelischen Akademie Bad Boll zu sehen sein. Eröffnet wird die Ausstellung im Rahmen des Boller Bußtags der Künste 2017. Gemeinsam mit dem Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich, der sich in seiner aktuellen Veröffentlichung mit unseren (Konsum-)Werten auseinandersetzt, wird Frau Senge diese Vernissage performativ gestalten und nach der Möglichkeit von Kunst angesichts ihrer umfassenden Kommerzialisierung fragen. Wir laden ein zum wertschätzenden Konsum dieser Veranstaltung!
Adriana Heidenreich/Hans-Ulrich Gehring
„Es ist immer wieder faszinierend wie Stephanie Senge aus scheinbar belanglosen Alltagsgegenständen ebenso witzige wie elegante Objekte und Performances arrangiert: inspirierend, komisch, einfallsreich, betörend, ausgewogen, noncholant, anregend.“
Dr. Barbara Honrath
Stephanie Senge
- lebt und arbeitet in Berlin
- studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München
- erhielt diverse Auszeichnungen, darunter das DAAD-Stipendium Japan (2005), das Atelierstipendium MuseumsQuartier Wien (2008) und das Forschungsstipendium des Goethe Instituts Indien (2009)
- stellt in internationalen Museen und Institutionen aus, u.a. im Palazzo Ducale (Genua), im Kunstmuseum Wolfsburg, im ZKM Karlsruhe, im Ludwig Museum Budapest und im Architekturmuseum Buenos Aires
Der Boller Bußtag der Künste findet in Kooperation mit dem Verein für Kirche und Kunst am 22. November 2017 um 16:00 Uhr statt. Offizielles Ende ist gegen 20:00 Uhr.
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring (Ev. Akademie Bad Boll), Reinhard Lambert Auer (Kunstbeauftragter der Ev. Landeskirche in Württemberg)
Gottesdienstgestaltung: Johannes Koch (Pfarramt Berghülen), Matthias Hanke (Landeskirchenmusikdirektor, Ev. Landeskirche in Württemberg)
Informationen und Anmeldung: Doris Korn, Tel 07164 79 – 307, doris.korn@ev-akademie-boll.de
Dauer der Ausstellung: Mittwoch, 22. November 2017 bis Sonntag, 28. Januar 2018
Ausstellung Kirche ordnen – Welt gestalten
Von der reformatorischen Kirchenordnung zur Europäischen Verfassung
Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2017, 17-20 Uhr
Anlässlich des Reformationsjubiläums präsentiert die Evangelische Akademie eine Sonderausstellung, die den Einfluss reformatorischer Kirchenordnungen auf die deutsche und europäische Rechtskultur dokumentiert. Die durch Luther angestoßene Reformation hatte eine Eigendynamik entfaltet, die in manchen Fällen – z.B. Bauernkrieg – die staatliche und kirchliche Ordnung gefährdete. Mit den Kirchenordnungen wollten die Landesherren ihrer neu geschaffenen Landeskirche im 16. Jahrhundert Regeln geben. Sie zielten auf die äußere Erscheinung der Kirche (z.B. Pfarrdienst) und ihr inneres, geistliches Wesen (z.B. Lehre, Gottesdienst, Diakonie). Verbindliche Regeln garantierten den Untertanen eine lang vermisste Rechtssicherheit. Die Kirchenordnungen wirkten weit in die Gesellschaft hinein und umfassten mit den Bestimmungen zum Eherecht, zum Schul- und Armenwesen die Gesamtheit der menschlichen Beziehungen im gesellschaftlichen und privaten Bereich. So ist es spannend ist zu lesen, dass hier bereits die Schulpflicht für Jungen und Mädchen festgeschrieben ist. Es ging aber auch um das moralische Verhalten in der Öffentlichkeit: z.B. um Glücksspiel, übermäßiges Trinken und Fluchen.
Die Ausstellung bezieht sich auf die Präambel des Europäischen Verfassungsentwurfs. Der Entwurf des Vertrags über eine Verfassung für Europa vom 29. Oktober 2004 reagiert in der unaufhebbaren Verbindung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtstaatlichkeit auf eine lange Geschichte der politischen, rechtlichen und sittlichen Verwerfungen in Europa. Gleichzeitig blickt er unter Anknüpfung an die großen europäischen Rechtstraditionen auf epochale Akte der Befreiung, der Rechtlichkeit und Humanisierung zurück. Die Ausstellung macht deutlich: Die Kirchenordnungen der Reformationszeit gehören zum kulturellen Wurzelgrund Europas und verweisen auf das verfassungsrechtliche Denken der Neuzeit und den modernen Staatsgedanken.
Prof. Dr. Karl-Ulrich Gehring
zum Bild:
Die von den Kirchenordnungen gesetzte Lebenswirklichkeit der Kirche tritt besonders plastisch in den sogenannten Konfessionsbildern hervor. Das sind Gemälde aus der Zeit des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, die alle gleich aufgebaut sind:
Im Vordergrund zeigen sie ein kirchengeschichtlich bedeutsames Ereignis: die Überreichung der Confessio Augustana, das wichtigste lutherische Bekenntnis an Kaiser Karl V. durch die evangelischen Fürsten und Städte, 1530 in Augsburg.
Im Hintergrund zeigen sie idealtypisch das Leben der evangelischen Kirche: die Feier der Sakramente Abendmahl und Taufe, aber auch die übrigen gottesdienstlichen und gemeindlichen Handlungen der Kirche: Beichte und Hochzeit, Unterricht, Predigt und Kirchenmusik. Auf diesem Konfessionsbild aus der evangelischen Kirche in Kasendorf (1602, Andreas Herrneisen) tragen die Pfarrer über dem schwarzen Talar den damals weit verbreiteten weißen Chorrock.
Bildnachweis: Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn
Die Ausstellung wurde nach einer Idee des ehemaligen Theologischen Referenten der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten, Dr. Konrad Fischer in Kooperation kirchlicher Archive und universitärer Forschungsstellen 2006 realisiert. 19 großformatige Tafeln, die reichlich mit historischem Bildmaterial ausgestattet sind, zeichnen in vier Kapiteln die Inhalte der reformatorischen Kirchenordnungen nach. Der Geltungsbereich war Württemberg, Kurpfalz und Baden-Pforzheim; wichtige Akteure waren: Herzog Ulrich von Württemberg, Herzog Christoph von Württemberg und Johannes Brenz.
Die Ausstellung wird am 12. Mai mit einem Vortrag von Dr. Ralf Kötter, Villigst, über »Leidenschaftliche Kirche in der Mitte der Gesellschaft. Reformatorische Impulse für Gegenwart und Zukunft.« eröffnet. Ihr Abschluss findet im Rahmen einer Akademietagung zum Thema »Die Reformation, das Recht und unser Rechtsstaat« (30.6.-2.7.2017) statt.
Ausstellungsdauer: 12. Mai bis 2. Juli 2017
Ausstellung »frei schreiben - frei sein ...« - Handwerk von Roswitha Dönnges
»frei schreiben – frei sein…« Handwerk von Roswitha Dönnges»Die manchmal nicht nur für uns unlesbare Schrift als Ornament kennen wir aus dem Arabischen, aus Moscheen und Palästen. Schrift allein besitzt hier die Freiheit, das Größte zu zeigen. Schreiben ist Denken und Handeln. Schriften waren und sind eine Bedrohung jeglichen Totalitarismus und können Symbole der Freiheit sein.« Dr. Kristina Heide
Im Atelier der Künstlerin lassen sich viele geheimnisvolle Schriften finden. Unterstrichen wird deren Symbolik durch andere Werke, unter anderem durch große, grellgelb – schwarze, quadratische Installationen aus Holzplatten, Teer und Acryl. Diese sollen das Gewaltpotenzial und die Machtstrukturen zeigen, die die menschliche Existenz bestimmen.
»Durch die Unlesbarkeit der nicht existierenden Schrift habe ich als Betrachter die Freiheit meiner eigenen Interpretation des Textes – doch wie frei bin ich wirklich?« Roswitha Dönnges
Der Aspekt der Freiheit beschäftigt Roswitha Dönnges bereits seit langer Zeit. Mithilfe der Schriftstücke sei es ihr gelungen, sich »frei zu schreiben«, sich selbst in dieser »individuellen, künstlerischen Schöpfung« auszudrücken. Der Versuch, die Freiheit zu erfassen, werfe dabei immer neue Fragen auf, die sich in ihren Werken widerspiegeln. Dazu entwickelte sie große Fahnen und Schriften auf dicken Papierschichten aus Seidenpapier und Leinenkleber, die mit Vielfalt überraschen, und »Flüchtlingsköpfe« aus Stoff und Filz. Diese strahlen eine traurige, teil resignierte Atmosphäre aus und bilden ein weiteres Symbol heutiger Machtverhältnisse, das nach den Grenzen der Möglichkeiten von Freiheit fragt. Adriana Heidenreich
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Gehring
Anmeldung und Information: Andrea Titzmann, Tel. 07164 79-307,
andrea.titzmann@ev-akademie-boll.de
Dauer der Ausstellung: Sonntag, 19. Februar bis Sonntag, 30. April 2017
Biografie der Künstlerin
- 1940 geboren
- 1975-85 Studium der Bildhauerei an der Merz Akademie in Stuttgart
- 1992-96 Studium an der freien Kunsthochschule in Nürtingen, Mitglied der Künstlergruppe bürb, Stuttgart
- Seit 1998 Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligung
- Lebt in Kusterdingen bei Tübingen und besitzt seit 1996 durchgehend ein Atelier
Neukonfiguration - Porträts der Reformation
Im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 präsentiert die Akademie Arbeiten von Karl Vollmer. Seine Porträtköpfe sind Ausdruck einer langjährigen intensiven Auseinandersetzung mit Ikonografie und theologischen Inhalten der Reformationszeit. Zeitgenössische Darstellungen von führenden Vertretern der Reformation erscheinen 'neukonfiguriert', in vielfältiger Variation zwischen 'wörtlicher' Wiedergabe und verfremdender Rezeption. In ästhetischer gewendeter Form dokumentieren diese Zeichnungen damit ein Ringen um Genauigkeit des 'Lesens' ebenso wie um subjektive Aneignung von Geschichtswahrnehmung. Sie konfrontieren die Betrachtenden mit der Vertrautheit reformatorischer Bildprogramme und zugleich mit der Abständigkeit und Fragwürdigkeit einer ferngerückten und weitgehend männlich dominierten Epoche.
Hans-Ulrich Gehring
Ein Statement
Seit früher Jugend waren mir diese Bilder vertraut gewesen: Luther, Melanchthon, der Kaiser, Papst, eingesogen mit dem Katechismus, der sogenannten "Christenlehre", dem Religionsunterricht, dem Brockhaus. Aber je älter ich wurde, umso fremder, eisiger wurden mir die Figuren, verknöchert, erstarrt, wie leblose Mumien der Kunst- und Kulturgeschichte. Ich habe das nicht mehr ertragen wollen und deshalb bin ich mit all den Vorlagen von Dürer, Cranach bis Tizian und unbekannt in den Clinch gegangen.
Als Künstler denke ich zeichnend - zeichne ich denkend, mit Empathie. Vergegenwärtigen heißt nachvollziehen, ausbaden, ausspielen, ausdehnen, überdehnen, überstrapazieren und wieder loslassen. Vielleicht dabei neue Anknüpfungen finden.
Was waren das für Menschen, was haben sie gedacht, wie waren sie geprägt, wie haben sie gehandelt?
Menschen wie du und ich, genauso fremd, mutig, ängstlich, launisch Und doch in einer Zeit, die der meinen so unendlich fern ist.
Der Versuch einer Annäherung an Temperamente, Menschen, Strukturen, Prozesse...
Karl Vollmer
Vernissage: Sonntag, 11. September 2016, 11 Uhr im Café Heuss, Leitung: Hans-Ulrich Gehring
Information und Anmeldung zum Mittagessen: Andrea Titzmann, Tel. 07164 79-307, andrea.titzmann@ev-akademie-boll.de
Dauer der Ausstellung: 11. September bis 31. Oktober 2016
Biographie des Künstlers
1952 geboren in Dürnau
1972-78 Studium an der Universität und Kunst-Akademie Stuttgart
1978-79 Arbeitsstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.
1995 Gastatelier »Xylon«-Werkstätten Schwetzingen.
2005 Berlin-Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.
2011 Studienaufenthalt Stiftung Kartause Ittingen
Mitglied des Künstlerbundes Baden-Württemberg
Diverse Auszeichnungen und Preise
Lebt in Gondelsheim/Baden und Berlin
Religion Today: 50 Fotoarbeiten von Eddy Seesing
"Religion Today" ist eine Zeit-Aufnahme des spirituellen Lebens in Europa. Die fotografischen Porträts des niederländischen Künstlers Eddy Seesing zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig die Formen religiösen Lebens in der Europäischen Union sind, und sie versuchen, diese Vielfalt unvoreingenommen darzustellen. Das Ausstellungsprojekt ›Religion Today‹ möchte zu einem tieferen Verständnis interreligiöser Dynamiken in der Gesellschaft beitragen. Es will eine breite öffentliche Wahrnehmung und (Wieder)Entdeckung der reichen Vielfalt jener religiöser Aktivitäten und Gruppen anregen, die je auf ihre Weise zur Stärkung des Zusammenlebens und Zusammenhalts sozialer Strukturen in Europa beitragen können.
"Religion Today" besteht aus insgesamt 71 großformatigen Fotoporträts. Mit größtmöglicher Sorgfalt, Behutsamkeit und Respekt sind hier Bildeindrücke von Pastoren, Imamen, Priestern, Rabbis und anderen geistlichen Leitpersonen festgehalten. Sie demonstrieren die große Diversität und Intensität religiöser Gemeinschaften auf unserem Kontinent. Von der gesamten Serie werden in den Räumen der Akademie 50 Aufnahmen gezeigt.
Beispiele für Seesings Arbeiten sind die Porträtserien "Topmanagers" (1994/1995), "Opera Sopranos"(1997/1999) oder "Boughaz" (2001/2003), ein Porträt der Generationenfolge und Geschichten von 24 aus Marokko stammenden und mittlerweile in den Niederlanden lebenden Familien. Drei aufeinander folgende Generationen in den Niederlanden wurden zu verschiedenen Themen befragt: Männer und Frauen der ersten Generation, ihre in Marokko geborenen Kinder und die marokkanischen Kinder, die in den Niederlanden geboren wurden. Gegenwärtig arbeitet Seesing an ›Lobbyists Today‹, eines als Multimedia-Installation geplanten Porträts von 25 Personen, die in politischer Lobbyarbeit engagiert sind, rund um das niederländische Parlament, um die Ministerien in Den Haag und die europäischen Institutionen in Brüssel.
Hans-Ulrich Gehring
Vernissage: Sonntag, 12. Juni 2016, 11 Uhr im Café Heuss, Leitung: Hans-Ulrich Gehring
Information und Anmeldung zum Mittagessen: Andrea Titzmann, Tel. 07164 79-307, andrea.titzmann@ev-akademie-boll.de
Dauer der Ausstellung: 12. Juni bis 4. September 2016
Biografie des Künstlers
Eddy Seesing, geboren 1964, ist ein audio-visueller Porträtkünstler. Seine Arbeitsweise basiert auf intensiven kulturanthropologischen Studien einer jeweils bestimmten sozialen Gruppierung im Kontext westlicher Gesellschaften. Das daraus resultierende Konzept führt zu einer Serie von Porträtaufnahmen in Form von Foto- und/oder Videoaufnahmen. Aus diesen Serien kreiert Seesing Installations- und Ausstellungsprojekte. Seesing lebt und arbeitet in Rotterdam.
»UND ÜBER MIR IST ES WEIT«, SINNIERT EIN GEGENSTAND VIELLEICHT
Zeichnungen von Sam Szembek
Aus dem zeichnerischen Beobachten heraus entwickelt Sam Szembek ein Bilddenken. Bild meint in diesem Zusammenhang eben gerade nicht die Darstellung von Wirklichkeit, sondern das Abbilden eines Bildes der Möglichkeit nach, aus der Vorstellung. So, wie es sich ergibt, wenn Gesehenes und Beobachtetes in der Ausdehnung von Erinnerung, Gegenwart und Zukunft sich ereignen. Der Gegenstand wird zur Assoziation.
Stefan Graupner
Das Atelier in Ebersbach: ›Mein Lebensraum›, sagt Sam Szembek. Ein ‚riesiges Gehäuse für die Innenwege meines Zeichnens‘. Auf diesem alten Dielenboden findet es statt, jenes Hin- und Herlaufen, hier geschieht es, jenes ›Setzen von Bildgewichten‹, jenes Intonieren von Linienklang, das diese Zeichnungen bezeugen. Dieses Atelier entpuppt sich als vielfach verschachteltes und wandelbares Raumgefüge. Kammern, Schubfächer und -laden bergen Zeichnungen und Zubehör. Modelle und Teile von Segelfliegern sind zu sehen. Nicht zufällig eine andere, seinem Zeichnen artverwandte Leidenschaft des Künstlers: Fein austarierte, filigran gebaute Gebilde, die den Luftraum signieren.
Schließlich: Der Zeichen-Raum. Dem ersten Eindruck wie eine Dunkelkammer, mit einer fast sakralen Anmutung. Prozesse des Sich-Sammelns und Gefunden-Werdens, der Gewichtung und des Leichtigkeit-Gewinnens, der Markierung und Lichtung scheinen diesem Ort selbst eingeschrieben.
Sam Szembek zeigt mir einige seiner Arbeiten, aktuelle, ältere. Stellt sie einzeln, hängt sie zu Konstellationen zusammen. Diesem Ort, dem sie entstammen, entnommen für einige Zeit, werden sie die Räumlichkeiten der Akademie Bad Boll bezeichnen.
Hans-Ulrich Gehring
Aber die Linie selber befreit sich von all dem und flüstert: höre doch auf mein Kratzen, weil ich mich auf dem Papier mühe – oder wie ich glänzend-freudvoll schwinge und tanze. Höre, wie die Zeichenkohle knirschend zerspringt oder fast nur wenigen Staub auf dem Papier hinterläßt. Und höre, daß ich lange zuschaue.
Kraft geschieht.
Eine Hand schreibt, aber die Sprache ist
Denken.
Sam Szembek
Vernissage: Sonntag, 6. März 2016, 11 Uhr
im Café Heuss, Leitung: Hans-Ulrich Gehring
Information und Anmeldung zum Mittagessen:
Andrea Titzmann, Tel. 07164 79-307
andrea.titzmann@ev-akademie-boll.de
Dauer der Ausstellung: 6. März bis 8. Mai 2016
Biografie des Künstlers
- 1953 geboren in Memmingen/Iller
- 1974-76 Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Stuttgart
- 1975-81 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Malerei
- 1981-86 Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg
- Lebt in Kirchheim/Teck, Atelier in Ebersbach/Fils
- Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg
Boller Bußtag der Künste
Am 18. November 2015 fand der Boller Bußtag der Künste in Kooperation mit dem Verein für Kirche und Kunst statt. Als Dialograum für Menschen aus Kunst und Kirche fragte er in diesem Jahr nach dem besonderen Verhältnis von Kunst und Religion. Es wurden die Werke der Sießener Franziskanerin Sr. M. Pietra Löbl gezeigt, die Ausstellung war in der Akademie bis zum 24. Januar 2016 zu sehen.
Installation und Fotografie gehören zu den bevorzugten Formaten der Künstlerin. Spuren aus ihrem Alltag als Franziskanerin im Konvent der Mitschwestern fließen in ihre Arbeiten ein – als Bedingungen der Möglichkeit ihrer Kunst überhaupt: Stille, Zeiterfahrung, Veränderung, Reduktion. An die Vernissage der Ausstellung mit Sr. M. Pietra Löbl schloss sich ein Gespräch mit Prof. Jean-Pierre Wils an. Er hat in dem Buch „Kunst.Religion – Ein prekäres Verhältnis“ seine Position dargelegt, die von Ablösung und Kontinuität zugleich ausgeht.
Otfried Käppeler im Katalog „dazwischen“: „Gerade Sr. Pietras Arbeitsweise der formalen Reduktion, das sich Zurücknehmen, das weitgehende Vermeiden von Effekten, das lieber zu wenig als zu viel, das bis hin zur Leere und Stille führt, all das ist exemplarisch für die These, dass jedwedes Material zunächst zur Form werden muss, bevor es intentional deutbar wird. Das gilt natürlich auch für die Rezeption eines Kunstwerks. … Die Erhebung des Profanen zur Kunst, dieses erstaunliche Transzendieren alltäglicher Praxis, gelingt über die Formerfahrung. Daher gilt: Am Anfang steht die Form!“
Veronika Mertens im Katalog: Christian Landenberger Blickpunkte: Mit Hilfe der Fotografie, dem ‚Zeichnen mit Licht‘, porträtiert die Franziskanerin Sr. M. Pietra Löbl OSF ihre Mitschwestern im Kloster Sießen in der für jede typischen Gebetshaltung. Im Gegensatz zu Landenberger konzentriert sie sich durch bewusst gewählte Bildausschnitte auf die betenden Hände im Schoß der meist sitzenden Schwestern. Dennoch umschließt und modelliert das Licht des umgebenden Innenraums die stille Situation. So vielfältig wie die Äußerungen der Mitschwestern über das Gebet sind ihre Haltungen. Halt suchend, sich öffnend, empfangend, sich nach innen kehrend, in sich und einem Größeren ruhend - stilles, konzentriertes Sein.
Sr. M. Pietra Löbl
1965 geboren in Ulm, 1984-1989 Ausbildung und tätig als Pharmazeutisch - Technische – Assistentin, 1989 Eintritt in die Kongregation der Franziskanerinnen von Sießen, 1993-2000 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei den Professoren Joachim Hämmerle, Horst Bachmayer, Paul-Uwe Dreyer und Micha Ullman, seit 2000 freischaffende Künstlerin im Kloster Sießen. Sr. M. Pietra Löble hatte seit 1998 zahlreiche Ausstellungen in Kunstvereinen, Galerien und Museen in Baden-Württemberg.
Prof. Jean-Pierre Wils
1957 geboren in Belgien, studierte Theologie und Philosophie in Leuven und Tübingen, lebt in Kranenburg bei Kleve. Promotion, Habilitation. Seit 2010 Ordinarius für Politische Philosophie und Kulturphilosophie; langjähriger Direktor des »Zentrums für Ethik« an der Universität Nijmegen/Niederlande. Gastprofessor an der Hochschule für Kunsttherapie in Nürtingen/Baden-Württemberg. Publikationen u.a.: »Ästhetische Güte« (1990), »ars moriendi« (2007), »Gotteslästerung« (2007) Kunst. Religion. Versuch über ein prekäres Verhältnis, Tübingen 2014
Die Erfindung
Lesewand mit Bildern von Frido Hohberger und Gedichten von Eva Christina Zeller
Am Anfang war das Bild? Am Anfang war das Wort? Ein Gespräch zwischen den Künsten. "Die Erfindung deiner Anwesenheit" heißt ein Gedichtband von Eva Christina Zeller. Sie erkundet darin die Ränder unseres Lebens. Wo gehen die Toten hin? Wie leben wir mit ihnen? Frido Hohberger hat diese poetischen Texte in seine ganz eigene Bildsprache transponiert. 40 Bilder nehmen 20 Poeme auf, sie erläutern einander, spiegeln sich, es entstehen Synästhesien und eine neue Dimension der Wahrnehmung: Worte formen sich zu Gedichten, Gedichte kann man sehen, Bilder kann man lesen in dieser Bildwand. In einem anderen Bildtextzyklus geht es um die poetische Resonanz und ihre malerische Umsetzung des Sprechgitters im Kloster Pfullingen. Die beredte Stille wird sichtbar und die Sprache der Jahrhunderte wird lesbar. Es entsteht ein imaginärer Bildraum, den man betreten und in dem man herumgehen kann.
Vernissage
Sonntag, 19. April 2015, 11 Uhr im Café Heuss. Information und Anmeldung zum Mittagessen im Tagungssekretariat.
98habe heute zeitungen gebündelt
mit grauer paketschnur
reißfestigkeit bis 31 kg
ein schnürknäuel ohne aufschrift und namen
die damals umschlang deinen schönen
großen zeh
der hervorlugte mit dem zettel und deinem
namen
unter dem leichentuch als würde er nicht
vergehen
die schnur verrottend aus hanf oder jute
wie dankbar ich bin der schnur die dich umfing
noch umfing als du schon auf dem weg warst
hinunter immer hinunter
(Gedicht aus: Eva Christina Zeller, "Die Erfindung deiner Anwesenheit", Klöpfer & Meyer Verlag, Tübingen 2012.)
Zur den Personen:
Eva Christina Zeller: Lyrikerin und Theaterautorin, lebt in Tübingen. Für ihre Gedichte erhielt sie u. a. den Thaddäus-Troll-Preis, das Esslinger Bahnwärterstipendium und sie war Gast der Akademie Schloss Solitude. Im Klöpfer & Meyer Verlag erschienen mehrere Gedichtbände, zuletzt "Die Erfindung deiner Anwesenheit," 2012. 2014 erhielt sie das Venedig-Stipendium des Kulturstaatsministeriums.
Frido Hohberger: Studium an der Kunstakademie Stuttgart bei Prof. Rudolf Haegele, seit 1995 Leiter des Zeicheninstituts der Universität Tübingen, Mitglied der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft, Mitglied des Tübinger Künstlerbundes, lebt und arbeitet in Tübingen.
Boller Bußtag der Künste
Studierende der Kunstakademie Stuttgart entwerfen einen Raum der Stille
Im Entwurfsstadium befindet sich der diesjährige Boller Bußtag der Künste. Seit Februar arbeiten Studierende der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste an Beiträgen für einen künstlerischen Wettbewerb, die beim Boller Bußtag zu sehen sein werden. Sie werden von Prof. Thomas Bechinger, Claudia Heinzler und Angelika Weingardt betreut. Die Entwürfe entstehen im Rahmen eines von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm ausgeschriebenen Wettbewerbs für den Raum der Stille im dortigen Haus der Begegnung. Die Ausschreibung erfolgt als Kooperationsprojekt mit dem Lehrstuhl für Glasgestaltung und Malerei der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Die Wettbewerbsaufgabe
Der in seiner ursprünglichen Erscheinung noch erlebbare Raum auf rechteckigem Grundriss mit vier Jochen und gotischen Kreuzgewölben ist eine ehemalige Seitenkapelle, angebaut südlich am Chor der einstigen Dominikanerkirche. Zur Umnutzung nach dem Wiederaufbau in den 1970-er Jahren wurde der Raum geteilt und der östliche Abschnitt zunächst als Büro verwendet. Der westliche Teil ist durch eine Zwischenwand abgetrennt. Entsprechend dem damaligen Gestaltungskonzept wurden die vorhandenen, heute als »profan« empfundenen, mehrfach untergliederten Fenster mit Holzrahmen eingebracht. Von der historischen spätgotischen Ausstattung ist auf der Nordwand noch eine stark restaurierte Malerei erhalten.
Der Raum soll künftig für Andachten, Meditation in kleinen Gruppen und gelegentlich für Gesprächsrunden genutzt werden. In seiner Atmosphäre und Gesamtwirkung soll er aufgewertet werden. Als erste Maßnahme ist die künstlerische Gestaltung der beiden Fenster vorgesehen.
Eingeladen zu diesem Wettbewerb sind sechs Studierende der Klasse von Prof. Thomas Bechinger: Lukas Ludwig, Johanna Markert, Kristina Mehlhaff, Zita Ritter, Claudia Storch und Max Wetter. Die Auseinandersetzung mit dem Raum: seiner Architektur, der besonderen Lichtsituation, aber auch der Nutzung ist wesentlicher Teil der Aufgabe.
Die künstlerische Glasmalerei hat eine lange und wichtige Tradition an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart (»Stuttgarter Glas«). In der von Claudia Heinzler und Angelika Weingardt betreuten Glaswerkstatt werden sowohl traditionelle wie neuere Techniken angeboten: Malerei mit Glasschmelzfarben und Bleiverglasung, Sandstrahlen, Siebdruck, Fusing-Techniken u.a.
Boller Bußtag der Künste in Kooperation mit dem Verein Kirche und Kunst, 19. November, 16:00 Uhr
Dauer der Ausstellung
19. November 2014 bis Mitte Januar 2015
Leitung: Susanne Wolf, Tagungsnummer: 530614
Boller Bußtag der Künste
Studierende der Kunstakademie Stuttgart entwerfen einen Raum der Stille
Im Entwurfsstadium befindet sich der diesjährige Boller Bußtag der Künste. Seit Februar arbeiten Studierende der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste an Beiträgen für einen künstlerischen Wettbewerb, die beim Boller Bußtag zu sehen sein werden. Sie werden von Prof. Thomas Bechinger, Claudia Heinzler und Angelika Weingardt betreut. Die Entwürfe entstehen im Rahmen eines von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm ausgeschriebenen Wettbewerbs für den Raum der Stille im dortigen Haus der Begegnung. Die Ausschreibung erfolgt als Kooperationsprojekt mit dem Lehrstuhl für Glasgestaltung und Malerei der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Die Wettbewerbsaufgabe
Der in seiner ursprünglichen Erscheinung noch erlebbare Raum auf rechteckigem Grundriss mit vier Jochen und gotischen Kreuzgewölben ist eine ehemalige Seitenkapelle, angebaut südlich am Chor der einstigen Dominikanerkirche. Zur Umnutzung nach dem Wiederaufbau in den 1970-er Jahren wurde der Raum geteilt und der östliche Abschnitt zunächst als Büro verwendet. Der westliche Teil ist durch eine Zwischenwand abgetrennt. Entsprechend dem damaligen Gestaltungskonzept wurden die vorhandenen, heute als »profan« empfundenen, mehrfach untergliederten Fenster mit Holzrahmen eingebracht. Von der historischen spätgotischen Ausstattung ist auf der Nordwand noch eine stark restaurierte Malerei erhalten.
Der Raum soll künftig für Andachten, Meditation in kleinen Gruppen und gelegentlich für Gesprächsrunden genutzt werden. In seiner Atmosphäre und Gesamtwirkung soll er aufgewertet werden. Als erste Maßnahme ist die künstlerische Gestaltung der beiden Fenster vorgesehen.
Eingeladen zu diesem Wettbewerb sind sechs Studierende der Klasse von Prof. Thomas Bechinger: Lukas Ludwig, Johanna Markert, Kristina Mehlhaff, Zita Ritter, Claudia Storch und Max Wetter. Die Auseinandersetzung mit dem Raum: seiner Architektur, der besonderen Lichtsituation, aber auch der Nutzung ist wesentlicher Teil der Aufgabe.
Die künstlerische Glasmalerei hat eine lange und wichtige Tradition an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart (»Stuttgarter Glas«). In der von Claudia Heinzler und Angelika Weingardt betreuten Glaswerkstatt werden sowohl traditionelle wie neuere Techniken angeboten: Malerei mit Glasschmelzfarben und Bleiverglasung, Sandstrahlen, Siebdruck, Fusing-Techniken u.a.
Boller Bußtag der Künste in Kooperation mit dem Verein Kirche und Kunst, 19. November, 16:00 Uhr
Dauer der Ausstellung
19. November 2014 bis Mitte Januar 2015
Leitung: Susanne Wolf, Tagungsnummer: 530614