Bad Boll / Kreis Göppingen - Afrika verfügt über einen großen Reichtum an erneuerbaren Energiequellen, dessen Nutzung aber eine Vielzahl von Hemmnissen entgegenstehen. Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll bemängelten Entwicklungsexperten aus Afrika und Deutschland am Wochenende (11.-13.3.05) vor allem fehlende staatliche Strukturen und Rückendeckung für Umwelttechnologien, Korruption, Rechtsunsicherheit, fehlendes Kapital vor Ort, hohe Zölle und fehlende Qualifikationen für Entwicklung und Wartung.
Der frühere Entwicklungshilfeminister Erhard Eppler beklagte das Versagen und Scheitern afrikanischer Staatlichkeit und die damit einhergehende Privatisierung der Gewalt in einer Vielzahl afrikanischer Länder. Allerdings sieht er im Aufbau dezentraler und regenerativer Energienutzung die Chance, zivilgesellschaftlich verbindlich Institutionen zu entwickeln. Dies könne längerfristig auch einer Wiederbelebung der Staatlichkeit dienen.
75 Prozent der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara haben keinen Zugang zu elektrischer Energie, erklärte Dr. Jörg-Michael Baur von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Damit werde nicht nur den Aufbau effizienter landwirtschaftlicher und handwerklicher Existenzen, sondern auch Kommunikation und Bildung erschwert. Zugleich seien die afrikanischen Länder durch die hohen Energieimportpreise ökonomisch belastet. Es herrsche eine mangelnde Versorgungssicherheit, besonders im ländlichen Bereich.
Auf der Tagung wurde deutlich, dass afrikanische Länder im Interesse der Armutsbekämpfung und einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung sehr viel stärker als bisher die Potentiale erneuerbarer Energien nutzen könnten. Auch kleine Projekte seien oft von hoher Wirksamkeit, etwa wenn Jugendlichen durch den Bau von Solarkochern Ausbildung und Auskommen verschafft werde.
Barbara Hermann von Kipepeo nannte ein weiteres Beispiel: Als Importeur fair gehandelter Trockenfrüchte verwende ihre Firma in Tansania solare Trocknungsgeräte. Damit seien vor Ort nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch den Export von weiterverarbeiteten Qualitätsprodukten ermöglicht worden.
Ein großes Problem besteht offenbar auch darin, erworbene Qualifikationen in Afrika anwenden zu können. "Ich habe hier in Deutschland als Ingenieur eine gute Ausbildung bekommen und würde gerne in meinem Heimatland im Bereich regenerativer Energienutzung arbeiten", berichtete der Kenianer Gachago Gachago. "Auf meine Bewerbungen habe ich aber nur Absagen bekommen. Viele Menschen mit meiner Qualifikation müssen in Kenia als Busfahrer arbeiten, wenn sie nicht überhaupt arbeitslos sind."