In einem Dorf im Piemont gibt es eine schöne und zum Nachdenken anregende Tradition: In aller Frühe am Ostermorgen treffen sich alle Bewohnerinnen und Bewohner am Dorfbrunnen, um sich dort gegenseitig die Augen zu waschen. So wollen sie sich gegenseitig zum neuen Blick verhelfen, der mit Ostern aufbricht.
Der neue Blick, die neue Wirklichkeit beginnt, als die Jüngerinnen und Jünger das leere Grab entdecken und ihnen, irritierend und faszinierend zugleich, der Auferstandene begegnet. Nun ist klar: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Der Schatten Adams, der über der gesamten Schöpfung liegt, ist gebrochen. Gott schafft Neues. Es gibt einen Horizont und Hoffnung für die ganze Welt, auch wenn das Alte noch schwer auf uns lastet.
Eigentlich erinnern wir uns jeden Sonntag an diesen neuen Horizont. Jeder Gottesdienst ist eine Auferstehungsfeier, stärkt und beflügelt uns für den Gottesdienst im Alltag der Welt. „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden“. In dieser Hoffnung können wir jeden Morgen neu aufstehen und jeden Tag neu beginnen, was er auch bringen mag. Vielleicht denken wir daran, wenn wir uns das nächste Mal morgens noch etwas müde die Augen waschen.