30.05.2022, 10:00 - 19:00 Uhr, Hospitalhof Stuttgart
Politische Umbrüche in Lateinamerika -
Herausforderungen an die Regierungen in Chile, Honduras und Mexiko
Autoritäre oder populistische Regierungen polarisieren die Gesellschaft in Lateinamerika. Die organisierte Kriminalität kann sich wieder stärker ausbreiten. Zivilgesellschaftliche Organisationen stellen sich diesen Entwicklungen entgegen. Chile ist hierfür ein ermutigendes Beispiel. Das jahrzehntlange Engagement der Zivilgesellschaft führte zu einem Kurswechsel in Honduras. Auch in Kolumbien und Brasilien formiert sich im Vorfeld der Wahlen in 2022 der zivile Widerstand.
Gibt es eine Chance, dass autoritäre und populistische Regierung abgewählt werden? Können die Menschen in Lateinamerika auf mehr Demokratie hoffen?
- Thema
- Programm
- Referierende
- Weitere Infos
Thema
Die Wahlsiege der linksgerichteten Präsident_innen Boric und Castro bedeuten Wendepunkte für Chile und Honduras: Bei Amtsantritt versprach Boric den Chilen_innen eine feministische Regierung. Frauenrechte sollen gestärkt und die patriarchale Weltsicht überwunden werden. Zudem sind die Grundrechte auf Bildung und Gesundheit sowie die Installation eines Rentensystems zentrale Anliegen der neuen Regierung.
Honduras muss sich angesichts struktureller Gewalt und der ökonomisch prekären Lage auf die Stabilisierung des Landes und die Bekämpfung von Gewalt und Korruption konzentrieren. Doch Castro trat auch mit dem Anspruch an, Bildung und Gesundheit zu fördern.
Beide Präsident_innen können mit der Unterstützung zivilgesellschaftlicher Organisationen und sozialer Bewegungen rechnen. Doch werden die schwierigen Mehrheitsverhältnisse in den Parlamenten ihnen genügend politischen Handlungsspielraum lassen? Welchen ökonomischen Zwängen sind sie unterworfen und werden Deutschland und Europa sie beim Neustart unterstützen?
Mexikos Präsident López Obrador trat sein Amt 2018 mit dem Versprechen an, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen und die strukturelle Gewalt zu bekämpfen. Wie konnte die Regierung diese Anliegen bislang umsetzen? Wie ist sie mit den zivilgesellschaftlichen Akteuren umgegangen?
Diese Tagung blickt auf die Entwicklungen der drei Länder und sucht Lehren für ein gutes Zusammenwirken von Zivilgesellschaft und Regierung.
Den Fragen werden wir mit Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft im Hospitalhof in Stuttgart nachgehen. Wir freuen uns auf die Gespräche mit Ihnen.
Präsenzveranstaltung mit digitaler Zuschaltung einzelner Referent_innen aus Lateinamerika
Programm
10:00
Ankommen
1. Block: Aktuelle Situation in Honduras, Mexiko und Chile
10:15
Chancen für gute Regierungsführung im Kontext struktureller Gewalt - Honduras und Mexiko
Die Gesellschaften in Honduras und Mexiko sind von Gewalt und Korruption geprägt. Die mächtigen Kartelle sind eng mit der Politik verknüpft. Die Justiz scheint ohnmächtig angesichts der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Wie kann der Rechtsstaat gestärkt, und welche Akteure müssen in beiden Ländern beteiligt werden?
Blanca Martínez Bustos, Direktorin Menschenrechtszentrum Fray Juan de Larios, Mexiko
Dr. Joaquín A. Mejía Rivera, Menschenrechtsanwalt, ERIC-SJ, Honduras
Moderation: Lya Cuellar, Runder Tisch Zentralamerika
Dr. Dawid Bartelt, Heinrich-Böll-Stiftung Mexiko
11:30
Pause
11:45
Die neue chilenische Regierung – politische Ansätze und die Erfolgsaussichten für die Verfassungsreform
Neben dem Versprechen, eine feministische Regierung zu sein, strebt die Regierung unter Boric den grundlegenden Wandel des Wirtschaftsmodells an. Renten, Bildungs- und Gesundheits- sowie das Steuersystem sollen reformiert werden.
Der Verfassungskonvent erarbeitet eine neue Verfassung, die neben der Stärkung von Grundrechten auch das Verhältnis von Exekutive zu Legislative neu gestalten wird. Welcher gesellschaftlichen Unterstützung bedarf es, wenn die Reformen Erfolg haben sollen?
Gespräch mit
Barbara Sepúlveda, Juristin und Mitglied des chilenischen Verfassungskonvents, Chile (angefragt)
Dr. Claudia Zilla, Stiftung Wissenschaft und Politik
Moderation: Prof. Dr. Andrés Musacchio
13:00
Mexikanisches Mittagessen
13:45
2. Block: Deutsche Außenpolitik
Deutsche Menschenrechts- und Außenpolitik in Chile, Honduras und Mexiko
Die deutsche Regierung versprach bei Amtsantritt eine wertebasierte Außenpolitik. Welche Akzente wird sie in ihrer Lateinamerikapolitik setzen? In Mexiko sind über 2.000 deutsche Firmen angesiedelt. Wird angesichts des Lieferkettengesetzes die Einhaltung von Men-schenrechten nun eine stärkere Rolle in der deutschen Politik spielen? Welche außenpolitische Unterstützung ist angesichts der schwierigen ökonomischen Lage in Honduras von Deutschland und der EU zu erwarten?
Isabel Cademartori MdB, SPD, Koordinatorin der Parlamentariergruppe Cono Sur-Staaten
Gerardo Torres, Vizeaußenminister, Honduras
Prof. Edgardo Riveros Marín, ehem. Staatssekretär im Außenministerium, Chile
Sofia de Robina, Menschenrechtsanwältin, Centro Pro, Mexiko
Moderation: Dr. Carola Hausotter, Evangelische Akademie Bad Boll
15:00
Kaffeepause
15:30
3. Block: Stärkung von Menschenrechten und Abschlusspanel
Die Stärkung von Menschenrechten als Kernelement von Rechtsstaatlichkeit
Die Regierungen in Chile, Honduras und Mexiko haben sich Ziele in Bezug auf die Umsetzung von Menschenrechten gesetzt: Chile will die Frauenrechte und die Rechte indigener Völker stärken. Die Regierung von Honduras will Gewalt und Korruption bekämpfen. Menschenrechtsverteidiger_innen, die aufgrund der bisherigen Extraktivismuspolitik besonders gefährdet sind, sollen besser geschützt werden. In Mexiko fordern die Menschenrechtsor-ganisationen schon seit drei Jahren von der Regierung die konsequente Bekämpfung der Straflosigkeit. Welche rechtsstaatlichen Voraussetzungen müssen in den drei Ländern ge-schaffen werden, damit Menschenrechtsverletzungen wirksam bekämpft werden?
Sofia de Robina, Menschenrechtsanwältin, Centro Pro, Mexiko
Llanquiray Painemal, Mapuche-Aktivistin, Chile
Juana Zúniga, Menschenrechtsverteidigerin, aus Guapinol, Honduras
Moderation: Stefanie Wassermann, FDCL
17:00
Pause
17:15
Abschlusspanel:
Honduras, Chile und Mexiko - zwischen großen Erwartungen und äußeren Zwängen
Die Regierungen aller drei Länder haben zu Beginn ihrer Amtszeit hohe Erwartungen geweckt. Doch wie werden sie ihnen angesichts schwieriger Mehrheitsverhältnisse im Parlament und äußerer, ökonomischer Zwänge wie den Freihandelsverträgen gerecht werden können? Welche notwendigen Allianzen müssen sie eingehen, um ihre Reformpolitik umzusetzen? Was kann eine neue Verfassung in Chile bewirken und wird der verfassungsgebende Prozess Vorbildcharakter für andere Länder wie Honduras haben?
Dr. Claudia Zilla, Stiftung Wissenschaft und Politik
Dr. Joaquín A. Mejía Rivera, Menschenrechtsanwalt, ERIC-SJ, Honduras
Mauricio Salazar, Menschenrechtsorganisation Aluna, Mexiko
Moderation: Dr. Carola Hausotter und Prof. Dr. Andrés Musacchio, Evangelische Akademie Bad Boll
Referierende
Leitung
Dr. Carola Hausotter
Dr. Carola Hausotter
Studienleiterin
Prof. Dr. Andrés Musacchio
Prof. Dr. Andrés Musacchio
Studienleiter
Referentinnen/Referenten und Moderation
Dr. Dawid Bartelt
Leiter Heinrich-Böll-Stiftung in Mexiko
Isabel Cademartori MdB
SPD, Koordinatorin der Parlamentariergruppe Cono Sur-Staaten, Berlin
Lya Cuellar
Runder Tische Zentralamerika, Berlin
Blanca Martínez Bustos
Direktorin Menschenrechtszentrum Fray Juan de Larios, Mexiko
Dr. Joaquín A. Mejía Rivera
Equipo de Reflexión, Investigación y Comunicatión (ERIC-SJ), Honduras
Llanquiray Painemal
Mapuche-Aktivistin, Chile
Prof. Edgardo Riveros Marín
ehem. Staatssekretär im Außenministerium, Chile
Sofia de Robina
Anwältin im Menschenrechtszentrum "Centro de Derechos Humanos Miguel Augustin Pro Juárez", Mexiko-Stadt
Mauricio Salazar
Menschenrechtsorganisation Aluna, Mexiko
Barbara Sepúlveda
Juristin und Mitglied des chilenischen Verfassungskonvents, Chile (angefragt)
Gerardo Torres
Vizeminister, Außenministerium, Honduras
Dr. Claudia Zilla
Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin
Juana Zúniga
Umweltaktivistin aus Guapinol, Comité Municipal para la Defensa de los Bienes Comunes y Públicos de Tocoa, Honduras
Ermäßigung
Bezieher_innen von Arbeitslosengeld Stufe II (ALG II), Asylbewerber_innen, Jugendliche, Studierende und Auszubildende bis 27 Jahre sowie Freiwilligendienst Leistende erhalten auf Antrag und Nachweis eine Ermäßigung in Höhe von 50 % der oben genannten Preise für Unterkunft/Verpflegung und Kursgebühr.
Die Tagung wird unterstützt vom Lateinamerika-Arbeitskreis der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
Organisationsteam
Ralf Häussler
Zentrum für Entwicklungsbezogene Bildung
Stuttgart
Ulrike Kammerer
Hospitalhof Stuttgart
Andrea Lammers
Ökumenisches Büro München
Stefanie Wassermann
Forschungs- und
Dokumentationszentrum Chile-
Lateinamerika (FDCL), Berlin
Weitere Infos
Tagungsnummer
431622
Anmeldeschluss
23.05.2022
Zielgruppen
Multiplikator_innen in den Bereichen Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Studierende (Lateinamerikanistik); Menschenrechtsorganisationen, die in Deutschland zu Honduras, Chile und Mexiko arbeiten.
Veranstalter
Evangelische Akademie Bad Boll
Ort
Hospitalhof Stuttgart
Preis pro Person
20,00 €
Themengebiete
- Internationale Politik, Europa
Kooperationspartner
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e. V.
Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.
Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e. V.
gefördert aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes durch Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst