Bad Boll. Rund 170 Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen, Verbänden, Politik, Planungs- und Architekturbüros, aus der Bau- und Wohnungswirtschaft sowie bürgerschaftlich engagierte Menschen kamen heute (Montag, 30. Juni 2014) zur Dritten Demografie-Fachtagung des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren in die Evangelischen Akademie Bad Boll. Ministerin Katrin Altpeter eröffnete die Veranstaltung, die unter dem Motto stand Zukunft wird jetzt gestaltet Wohnen für Alle ist Zukunft.
Außerfamiliäre Bindungen werden wichtiger für alle Generationen, betonte Altpeter. Der Bedarf an generationenübergreifenden Wohnformen werde auch in Baden-Württemberg weiter wachsen. Dieser steigenden Nachfrage stünden noch zu wenige Angebote gegenüber. Die Ministerin lobte die bestehenden guten Beispiele neuer Wohnformen im Land. Sie warb aber auch dafür, sich von der Aufbruchsstimmung und Begeisterung auf der Tagung anstecken zu lassen.
Der Leiter Politik und Gesellschaft der Bausparkasse Schwäbisch Hall und Geschäftsführer der Schwäbisch Hall Stiftung bauen wohnen leben, Roland Vogelmann, ging auf das Spannungsfeld von Demografie und Strukturwandel ein: Die Anzahl der Haushalte steige stetig und damit auch die Wohnungsnachfrage. Seit Mitte der 1990er Jahre sei der Wohnungsbau jedoch schwierig geworden was sich wiederum auf die Preise von Mieten und Immobilien auswirke.
Wohnen für Alle müsse das Leitbild heißen, hob Vogelmann hervor. Heute lebten bereits 53 Prozent der Baden-Württemberger im Eigenheim. Obwohl es auch bei den Menschen mit einem Einkommen von 2000 bis 2500 Euro mit 51 Prozent relativ viele Immobilieneigentümer gebe, stünden den Haus- und Wohnungsbesitzern im Land 11 200 Wohnungslose gegenüber. Baden-Württemberg ist im bundesweiten Vergleich sehr teuer, sagte Vogelmann. Der Bedarf an preisgebundenen Sozialwohnungen liege bei 300 bis 400 000, zurzeit gebe es jedoch nur 65 000 solcher preisgebundenen Wohnungen. Die Zahl der Haushalte wird weiter wachen, prognostizierte Vogelmann. Allein in Heilbronn erwartet er in den nächsten Jahren ein Wachstum von elf Prozent. Darüber hinaus sei Flächenkonsum pro Kopf ein großes Wohlstandsthema.
Der Bürgermeister a. D. Gerhard Kiechle gab einen Einblick in die Arbeit der Bürgergemeinschaft Eichstetten e. V.. Das Projekt, bei dem das Dorf den Generationenvertrag übernimmt wurde Mitte der 1990er Jahre am Kaiserstuhl gegründet. Betreutes Wohnen, Kernzeitbetreuung und integratives Tagescafé sind nur einige der Aufgaben, die der Verein übernimmt unterstützt durch ehrenamtliche und bezahlte Kräfte. Gemeinsam mit den Angehörigen, unter Trägerschaft des bürgerschaftlichen Vereins, gesteuert durch die Gemeinde und bei der Fachpflege unterstützt durch die Sozialstation ist das Projekt ein erfolgreiches Beispiel, wie nachbarschaftliche Netzwerke lokale Verantwortung übernehmen. Kiechle ist sich sicher: Die Zukunft liegt in kleinräumigen Strukturen unter Einbeziehung der Bürger.
- Zur Demografie-Fachtagung hat das Ministerium die Broschüre Mehr Generationendialog in Gemeinschaftswohnprojekten - Potentiale des Generationendialogs in Gemeinschaftswohnprojekten in Baden-Württemberg herausgegeben.
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