09.10. - 10.10.2020, Evangelische Akademie Bad Boll
St. Michael und der Drache
Zum Umgang der Evangelischen Akademie Bad Boll mit der NS-Vergangenheit
Was hat der uns in der Akademie begegnende Erzengel Michael mit der Akademie zu tun? Und was der Drache mit der NS-Diktatur? Diese Fragen führen in die Gründerjahre der Akademie, ihre problematische Deutung der NS-Vergangenheit und die politischen und gesellschaftlichen Neuorientierungen, die in der Akademie stattgefunden haben.
Die Tagung nimmt diese Verdrängung der Vergangenheit nach 1945 kritisch in den Blick, würdigt aber – am Beispiel der Kooperationen mit der Bürgerbewegung der Sinti und Roma – auch Neuaufbrüche zur Aufarbeitung der NS-Diktatur in der Akademiearbeit.
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Thema
Die Stärkung von Demokratie und ein mutiger Blick nach vorne!
Das war der Auftrag der am Michaelistag, dem 29. September 1945, gegründeten Evangelischen Akademie Bad Boll.
"Männer des Rechts und der Wirtschaft" kamen zusammen und berieten sich über den Aufbau einer neuen Gesellschaft und eines demokratischen und liberalen Rechtsstaates.
Was in der Vergangenheit war, sollte die neue Zukunft nicht belasten. Denn der Nationalsozialismus war nach dem Selbstverständnis der Akademiegründer besiegt - so wie einst der Drache vom Erzengel Michael erledigt worden war.
Mit Hilfe dieser zweifelhaften Faschismusinterpretation von der besiegten dämonischen Macht gelang es, kirchliche Verstrickungen in die NS-Diktatur zu verdrängen.
Erst die 68er-Bewegung hat in der Gesellschaft und damit auch in der Akademie einen Neuanfang initiiert.
Die Akademie beteiligte sich an der Aufarbeitung des Nationalsozialismus und bot Initiativen der Zivilgesellschaft und Bürgerrechtsbewegung für ihre Anliegen einer Aufarbeitung des NS-Unrechts einen Ort.
So kam es zu einer produktiven Kooperation mit der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma. Die Verbrechen an ihnen sowie der Antiziganismus sind bis heute Themen in der Akademiearbeit in Bad Boll.
Was wurde in den vergangenen Jahrzehnten erreicht?
Was ist heute zu tun?
Suchen Sie gemeinsam mit uns nach Antworten auf diese Fragen, diskutieren Sie über neueste Ergebnisse der Forschung und tauschen Sie sich mit Akteuren aus den Verbänden der Sinti und Roma aus. Lassen Sie uns Wege hin zu einer guten Gesellschaft für Alle finden!
Programm
12:00
Anreise und Einchecken
12:30
Mittagessen im Symposion
13:30
Eröffnung und Begrüßung im Südflügel III
Prof. Dr. Jörg Hübner
Wolfgang Mayer-Ernst
14:00
Nach vorne schauen, nicht zurück!
Zum Umgang von Kirchen und Evangelischen Akademien mit der NS-Vergangenheit in der frühen Bundesrepublik
Prof. Dr. Manfred Gailus
15:15
Weitermachen als wäre (fast) nichts geschehen. Theologie vor und nach 1945
Walter Grundmann als "Tübinger Theologe" - ein Beispiel für die Wege der Schüler Gerhard Kittels
Prof. Dr. Matthias Morgenstern
16:15
Nachmittagskaffee im Symposion
16:45
Exemplarische Biographien von Studienleitenden
Notizen zu Theodor Ellwein und Hans-Joachim Thilo
Armin Roether
17:15
Mein Weg in die Bürgerrechtsbewegung - die frühen und späteren Erfahrungen, Mitstreiter, Herausforderungen und Erfolge
Dr. Tim Müller im Gespräch mit Daniel Strauß
18:30
Abendessen im Symposion
19:30
"Wir müssen reden." Von den Grenzen des Gesprächs und den Anfängen der Akademie
Pfarrerin Dr. Sabrina Hoppe
21:00
Austausch und Fortsetzung der Diskussionen im Café Heuss
08:00
Morgenandacht am Tobiaspfeiler
Treffpunkt: Kapelle
Wolfgang Mayer-Ernst
08:20
Frühstück im Symposion
09:15
Zur Geschichte der Bürgerrechtsarbeit der Sinti und Roma in Deutschland und ihre aktuellen Themen und Herausforderungen
Dr. Tim Müller
10:15
Sinti und Roma in der Evangelischen Akademie Bad Boll
Beiträge der Akademiearbeit zur Aufarbeitung des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma sowie der Arbeit gegen Antiziganismus in Kirche und Gesellschaft
Wolfgang Mayer-Ernst
10:45
Vormittagskaffee im Café Heuss
11:15
Solidarität mit Sinti und Roma: Herausforderungen an die Kirchen
Esther Reinhardt-Bendel
Ein kritischer Input und Diskussion
12:30
Mittagessen im Symposion
14:00
Erfordernisse und Schwierigkeiten der Kritik des Anti-Roma-Rassismus
Prof. Dr. Albert Scherr
Vortrag und Diskussion
15:00
Sinti, Roma, die Kirchen und die Akademie - Was war, was bleibt, was ist zu tun?
Abschlussdiskussion im Plenum
15:45
Nachmittagskaffee im Symposion und Ende der Tagung
Referierende
Leitung
Wolfgang Mayer-Ernst;Pfarrer und Studienleiter;Evangelische Akademie Bad Boll
Referentinnen, Referenten und Mitwirkende
Prof. Dr. Jörg Hübner
Geschäftsführender Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll
Esther Reinhardt-Bendel
Initiative Sinti Roma Pride, Stuttgart
Weitere Infos
Tagungsnummer
520820
Anmeldeschluss
08.10.2020
Zielgruppen
An Zeitgeschichte Interessierte; an Kirchengeschichte, am Umgang mit der NS-Vergangenheit und an Geschichtspolitik Interessierte; Akteure in der Zivilgesellschaft, rassismuskritische Initiativen, Gedenkstättenmitarbeiter_innen, Sportverbände und Sportvereine; Freund_innen der Akademiearbeit
Veranstalter
Evangelische Akademie Bad Boll
Ort
Evangelische Akademie Bad Boll
Preis pro Person
Gesamtpreis/Person
Gesamtpreis bei Unterbringung
im Einzelzimmer mit Dusche/WC 70,00
im Doppelzimmer mit Dusche/WC 55,00
Gesamtpreis als Tagesgast 25,00
Der Dachverband Evangelische Akademien in Deutschland e. V. (EAD) ist ein anerkannter Träger der bpb. Der Unterträger Evangelische Akademie Bad Boll ist Mitglied der EAD.
Schwerpunkttagung
- Demokratie weiterentwickeln
Eine Kultur der Teilhabe und der Bürgerbeteiligung stärken, Bürgerrechte auch in der digitalen Gesellschaft sichern
Themengebiete
- Gesellschaft, Staat, Recht
- Religion, Kirche, Theologie
Kooperationspartner
Arbeitskreis Sinti und Roma und Kirchen
Verband Deutscher Sinti und Roma - Landesverband Baden-Württemberg