12.03. - 13.03.2021, Evangelische Akademie Bad Boll
Online-Veranstaltung: LandArztMangel - geschlossene Veranstaltung
Ambulante medizinische Versorgung im ländlichen Raum
Auf dem ExpertInnenworkshop zur ambulanten medizinischen Versorgung erörtern rund dreißig geladene VertreterInnen des korporatistischen Arrangements, der Kommunalpolitik, des Gesundheitsmanagements, der Raumplanung, der Wissenschaft und der engagierten Zivilgesellschaft, ob und wie der ambulanten medizinischen Versorgung aller Rechnung getragen werden kann.
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Thema
Die Sicherstellung medizinischer Versorgung der Bevölkerung ist Teil sozialstaatlicher Verpflichtung. Obwohl Deutschland im Durchschnitt eine gute Ärztedichte vorzuweisen hat, zeichnen sich große regionale Unterschiede ab. Defizite in der ambulanten medizinischen Versorgung bestehen vor allem im "ländlichen Raum". Viele Hausärzt_innen, die aus Altersgründen ihre Praxistätigkeit beenden, finden keinen Nachfolger. Die Gründe für diese Unterversorgung sind vielfältig. Das Gros der Gegenmaßnahmen bewirkte bislang allenfalls eine partielle Verbesserung der Versorgungssituation.
Auf dem Expert_innenworkshop zur ambulanten medizinischen Versorgung erörtern rund dreißig geladene Vertreter_innen des korporatistischen Arrangements, der Kommunalpolitik, des Gesundheitsmanagements, der Raumplanung, der Wissenschaft und der engagierten Zivilgesellschaft, ob und wie der ambulanten medizinischen Versorgung aller Rechnung getragen werden kann.
Wo liegen die zentralen Schwierigkeiten in der Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung im „ländlichen Raum“? Welche Initiativen werden regional getestet und wo liegen deren Chancen und Fallstricke? Mit welchen Herausforderungen und Widersprüchen sehen sich die initiativen Akteur_innen konfrontiert? Welche Rolle wird dem Staat in der Stärkung der sozialen Daseinsvorsorge zugeschrieben? Wie steht es um sogenannte „schwache Interessen“?
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen, auf gute Gespräche, Diskussionen und Ihre Impulse.
Dr. Dietmar Merz, Evangelische Akademie Bad Boll und Andrea Futterer, Eberhard Karls Universität Tübingen
Informationen zum Forschungsprojekt
Die Veranstaltung findet im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Gemeinwohlrelevante öffentliche Güter. Die politische Organisation von Infrastrukturaufgaben im Gewährleistungsstaat“ statt. Das Projekt ist am Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen angesiedelt. Informationen finden Sie unter: www.infrastruktur-gewaehrleisten.de
Programm
13:30
Log-In
14:00
Begrüßung, Ziel des Workshops und Vorstellung der Teilnehmenden
Dr. Dietmar Merz, Evangelische Akademie Bad Boll
14:30
Gegenstand und Ziel des Forschungsprojekts
Andrea Futterer, Eberhard Karls Universität Tübingen
15:00
Betroffen - Seniorenvertretung
Michael-Stephan Wissussek, Vorsitzender des Kreisseniorenrats Biberach
15:30
Vernetzt - Modellprojekt zur ambulanten Versorgung in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg (2016 - 2018)
Dr. med. Antje Erler, Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts, Leiterin des Arbeitsbereichs Innovative Versorgungsformen und Gesundheitssystemforschung, Institut für Allgemeinmedizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. Main
16:00
Pause
16:30
Kooperativ - Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
Dr. med. Gottfried Roller, Leiter des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg
17:00
Digital - Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg
Dr. Armin Pscherer, Projektkoordinator für Strategie und Transfer, Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg
17:30
"Worüber wir noch sprechen müssen…" und Ende des ersten Veranstaltungstages
08:00
Log-In
08:15
Re-Start
08:30
Vorstellung der Fallregionen des Forschungsprojekts
Andrea Futterer, Eberhard Karls Universität Tübingen
09:00
Austausch in Arbeitsgruppen
09:05
AG 1: Grenzen überwinden und Vernetzung schaffen. Tradierte, neue und innovative Versorgungsformen auf dem Prüfstand
Regulierungspolitische Interventionen und tradierte korporatistische Arrangements scheinen beim Landarztmangel an ihre Grenzen zu stoßen. In der Folge werden vermehrt neue Versorgungsformen und Möglichkeiten zu Abweichungen von der Bedarfsplanung mit dem Ziel der Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung geschaffen. Von Selektivverträgen und Medizinischen Versorgungszentren über die Einbindung der Patientenvertretung in den Gemeinsamen Bundesausschuss und kommunale Gesundheitskonferenzen bis zum Innovationsfonds und finanziellen Förderprogrammen - an Versorgungsformen, Modellprojekten, Förderprogrammen und Runden Tischen herrscht gar ein Überangebot. Wo setzten entsprechende Maßnahmen an und wo liegen ihre Grenzen? Wie gestaltet sich die Umsetzung? Mit welchen Schwierigkeiten sehen sich engagierte Akteure konfrontiert? Wo entstehen Kooperation und Vernetzung?
Impulse von Dr. Dr. med. Heidrun Sturm, Leitung Bereich Gesundheitssysteme - innovative Versorgung am Institut für Allgemeinmedizin & Interprofessionelle Versorgung, Universitätsklinikum Tübingen
und Frank Laumen, BL healthconsult GmbH & Co KG
09:06
AG 2: Den Nachwuchs mobilisieren. Von Studienplätzen, Stipendien, Finanzspritzen und Standortfaktoren
In den 1960er-Jahren erkämpfte die Ärzteschaft ein Verbot von Zulassungsbeschränkungen, es folgte die „Ärzteschwemme“ der 80er-Jahre und nun gelingt die Verteilung des Nachwuchses in der Fläche in vielen Regionen nur unzureichend. Gründe liegen auch in einem Wandel der Ansprüche an den ärztlichen Arbeitsalltag, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Vergütungsstrukturen, weichen Standortfaktoren und der vermeintlichen Unattraktivität des ländlichen Raumes. In diesem Zusammenhang reformieren Bund und Länder das Medizinstudium, schaffen – gemeinsam mit den KVen und Kommunen – finanzielle Anreize und diskutieren die Erhaltung und den Ausbau von Standortfaktoren, um den Nachwuchs zu mobilisieren. Wie ist der Stand der Dinge? Warum kommt die Landarztquote zu spät, oder greift sie gar zu weit in die Zukunftsplanung des Nachwuchses ein?
Impulse von Dr. med. Robin T. Maitra, Niedergelassener Internist in Hemmingen, Baden-Württemberg und u.a. Abgeordneter der Landesärztekammer Baden-Württemberg
und Peter Jan Chabiera, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.
09:07
AG 3: Die "Hoffnungsträgerin" für den ländlichen Raum. Chancen und Fallstricke der Telemedizin
Auf die Digitalisierung der Medizin werden große Stücke gesetzt. Auch den Landarztmangel soll sie abfedern können. Schließlich können erstmals Diagnosen gestellt und Behandlungsverläufe abgeklärt werden, ohne dass Ärzt_in und Patient_in an ein und demselben Ort sein müssen. Auch der Expertenaustausch zwischen Ärzt_innen verspricht Behandlungsabläufe am Patientenwohl zu orientieren. Nicht zuletzt in der Pandemie stieg der Einsatz von Videosprechstunden zunächst an. Doch wie gestaltet sich die Arzt-Patient-Beziehung über den Bildschirm, wo verhindern Vorurteile oder Benutzer_innenängste den „Gang“ zum Online-Arzt, wie steht es um das technische Knowhow bei den Leistungserbringer_innen und Nutzer_innen und nicht zuletzt um die Barrierefreiheit etwaiger Anwendungen? Entlasten, vereinfachen, optimieren telemedizinischen Anwendungen die ärztliche Versorgung in der Fläche oder reproduzieren sie gar Ungleichheiten im Zugang zur Krankenversorgung?
Impulse von Lena Maria Häuser, Gruppenleiterin Sachgebiet Strategie, Kooperation und Nachwuchs, Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
Rudolf Herweck, Vorstandsmitglied und Leiter Fachkommission Gesundheit & Pflege, Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e. V. (BAGSO)
und Katrin Weerda, Geschäftsbereichsleiterin Vertragsärztliche Versorgung, Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen Bezirksstelle Aurich
10:30
Präsentation der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen
11:00
Pause
11:15
Abschlusspodium
Dr. med Johannes Fechner, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
Professorin Dr. Tanja Klenk, Professur für Verwaltungswissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Johannes Reimann, Leiter des Referats Produktmanagement im Fachbereich Integriertes Leistungsmanagement der AOK Baden-Württemberg
Kirsten Schmidts, Referatsleitung Ambulante Versorgung und Digitalisierung im Gesundheitswesen, Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Sebastian Schramm, Vizepräsident (Externes), Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.
N.N., Patientenvertretung
Moderation: Dr. Dietmar Merz, Evangelische Akademie Bad Boll
12:15
Abschließende Worte und Veranstaltungsende
Referierende
Leitung
Dr. Dietmar Merz
Dr. Dietmar Merz
Geschäftsführender Direktor / Studienleiter
Andrea Futterer, M.A.
Forschungsprojekt "Gemeinwohl-relevante öffentliche Güter. Die politische Organisation von Infrastrukturaufgaben im Gewährleistungsstaat"
Eberhard Karls Universität Tübingen
Institut für Politikwissenschaft
Referentinnen, Referenten und Mitwirkende
Peter Jan Chabiera
Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.
Dr. med. Antje Erler
Leiterin d. Arbeitsbereichs Innovative Versorgungsformen und Gesundheitssystemforschung, Inst. f. Allgemeinmedizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. Main
Dr. med. Johannes Fechner
Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
Rudolf Herweck
Vorstandsmitglied und Leiter Fachkommission Gesundheit & Pflege, Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e. V. (BAGSO)
Lena Maria Häuser
Gruppenleiterin Sachgebiet Strategie, Kooperation und Nachwuchs, Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
Professorin Dr. Tanja Klenk
Professur für Verwaltungswissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Frank Laumen
BL healthconsult GmbH & Co KG, mannheim
Dr. med. Robin T. Maitra, MHP
Niedergelassener Internist in Hemmingen, Baden-Württemberg und u.a. Abgeordneter der Landesärztekammer Baden-Württemberg
N.N
Patientenvertretung
Dr. Armin Pscherer
Projektkoordinator für Strategie und Transfer, Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg
Johannes Reimann
Leiter Referat Produktmanagement, Fachbereich Integriertes Leistungsmanagement AOK Baden-Württemberg
Dr. med. Gottfried Roller
Leiter des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg
Kirsten Schmidts
Referatsleitung Ambulante Versorgung und Digitalisierung im Gesundheitswesen, Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Sebastian Schramm
Vizepräsident (Externes), Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.
Dr. Dr. med. Heidrun Sturm, MHP
Leitung Bereich Gesundheitssysteme - innovative Versorgung am Institut für Allgemeinmedizin & Interprofessionelle Versorgung, Universitätsklinikum Tübingen
Katrin Weerda
Geschäftsbereichsleiterin Vertragsärztliche Versorgung, Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen Bezirksstelle Aurich
Michael-Stephan Wissussek
Vorsitzender Kreisseniorenrat Biberach
Weitere Infos
Tagungsnummer
410721
Anmeldeschluss
12.03.2021
Veranstalter
Evangelische Akademie Bad Boll
Ort
Evangelische Akademie Bad Boll
Preis pro Person
Die Teilnahme ist kostenfrei, die Kosten trägt das Projekt "Gemeinwohl-relevante öffentliche Güter. Die Organisation von Infrastrukturaufgaben im Gewährleistungsstaat".
Themengebiete
- Gesellschaft, Staat, Recht
Kooperationspartner
Eberhard Karls Universität Tübingen
Bundesministerium für Bildung und Forschung