09.11.2017, 00:00 Uhr, Evangelische Akademie Bad Boll

Verstehen und Verstanden-werden. Sprache als erste Medizin

Dolmetschen im Gesundheitswesen

Wer sich als Patient_in nur „schlecht ausdrücken“ kann, läuft Gefahr, keine angemessene Behandlung zu bekommen. Wenn Ärzt_innen und Pflegekräfte allein auf zufällig vorhandene Dolmetscherfähigkeiten zurückgreifen müssen, ist der medizinische Grundsatz der „informierten Einwilligung“ (informed consent) kaum zu gewährleisten. Für ein dem „informed consent“ entsprechendes Dolmetschen fehlen bisher flächendeckende Strukturen, geklärte Refinanzierungen und einheitliche Standards. Die Tagung will aufgrund von Erfahrungen und durch Fachbeiträge Schritte diskutieren und aufzeigen, wie das Dolmetschen im Gesundheitswesen etabliert werden kann.

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Thema

Wer sich als Patientin oder Patient nur schlecht ausdrücken kann, weil sie/er der gängigen Sprache nicht mächtig ist, läuft Gefahr, nicht angemessen medizinisch behandelt zu werden. Wenn Ärzt_innen und Pflegekräfte nur auf zufällig vorhandene Dolmetscher_innen zurückgreifen können, ist der medizinische Grundsatz der „informierten Einwilligung“ („informed consent“) kaum zu gewährleisten. Für ein dem „informed consent“ entsprechendes Dolmetschen fehlen bisher flächendeckende Strukturen, geklärte Refinanzierungen und einheitliche Standards. Die Tagung will aufgrund von praktischen Erfahrungen und durch Fachbeiträge von Expert_innen Schritte diskutieren und aufzeigen, wie das Dolmetschen im Gesundheitswesen etabliert werden kann.

Herzliche Einladung nach Bad Boll,

Dieter Albert, Sabine Eulerich, Jana Mokali, Albrecht Knoch und Dr. Dietmar Merz

Programm

Donnerstag, 9. November 2017

09:30

Ankommen bei Kaffee/Tee und Brezeln

10:00

Begrüßung

Dr. Dietmar Merz

Dieter Albert

10:15

Einstieg ins Thema

Jana Mokali

Sabine Eulerich

10:45

(Un-)Sichtbare Dritte. Dolmetschen im Gesundheitswesen

Dr. Ulrike Kluge

11:30

Pause

11:40

Eindrücke aus der Praxis
Wenn Menschen mit Sprachbarrieren ärztlich behandelt werden müssen

Jana Mokali

Sabine Eulerich

12:10

Rückfragen, Diskussion und Aussprache

12:30

Mittagessen

14:00

Workshops

15:15

Kaffee, Tee und Kuchen

15:45

Podium und Fachbeitrag
Standards fürs Dolmetschen im Gesundheitswesen - Expertengespräch

Podium:

Ursula Hesse-Dahlheimer, Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, Stuttgart

Heike Kallfass, stellv. Geschäftsführerin AOK Neckar-Fils

Ulla Kaspar-Kroymann, Apothekerin im Ruhestand, Gründerin und Vorstandsfrau der unabhängigen Patientenberatung Tübingen e. V.

Hilde Mattheis MdB, Ulm

Dr. med. Udo Schuss, Bezirksärztekammer Nordwürttemberg

Fachbeitrag:

Dr. phil. Sebnem Bahadir, Dozentin für Interkulturelle Germanistik, Germersheim

Moderation Dr. Dietmar Merz

16:45

Abschluss

Workshops

Workshop Nr. 1:

Ehrenamtliche Dolmetscher_innen fürs Gesundheitswesen?

Dolmetscherpools – in unterschiedlicher Trägerschaft – leisten Großes zur Verständigung bei Ämtergängen, Beratungs- und anderen Gesprächen von nicht deutschsprachigen Zuwanderern. Nur wenige haben sich für die sprachliche Begleitung bei Arztbesuchen geöffnet. Zwei von ihnen, der Dolmetscherpool LK Ravensburg, vertreten durch Herrn Kempter und der Dolmetscherpool der Diakonie Raststatt vertreten durch Arta Jacupi werden von ihren Erfahrungen berichten. Workshop-Teilnehmer_innen haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen, sich zu informieren und auszutauschen.
Moderation: Jana Mokali, Diakonisches Werk Württemberg

Workshop Nr. 2:

Der Dolmetscherdienst an der Uniklinik in Tübingen

An der Uniklink in Tübingen wird seit 2015 ein Konzept zur Versorgung und Betreuung von Patient_innen mit Sprachbarriere entwickelt. Die Überschrift lautet: „Gleichberechtigte Patientenkommunikation.“ Ein wichtiger Teil des Projektes ist der Einsatz von Medizinstudierenden als Dolmetscher_innen.
Dr. med. Samuel Gröschel vom Universitätskinderklinikum Tübingen wird alle Projektbausteine und die erforderlichen Rahmenbedingungen erläutern.
Moderation: Albrecht Knoch, KDA Ulm.

Workshop Nr. 3:

Welche Qualifikation brauchen wir?

Dolmetschen in Gesundheitswesen bedeutet mehr als einfach nur Wort für Wort zu übersetzen. Es geht um Sprach- und Integrationsmittlung, das neben Sprachbarrieren kulturell bedingte Verständnisschwierigkeiten zu erkennen und beseitigen hilft. Dafür braucht es eine gründliche Ausbildung. Es gibt in Deutschland einige Initiativen, die sich auf unterschiedlichem Niveau dieser Aufgabe widmen. Frau Dr. Bahadir wird eine "Kartographie" der prominentesten Initiativen einbringen und zur Diskussion stellen. SprInt ist mit seinen deutschlandweiten Qualifizierungsstandorten und seiner universitären Vernetzung eine der umfangreichsten Maßnahmen, die seit 2002 Menschen zu Sprach- und Integrationsmittlern ausbildet. Die Arbeit von SprInt wird im Workshop von Matthias Schug, Wuppertal vorstellt. Moderation: Dr. Dietmar Merz, Evangelische Akademie Bad Boll

Workshop Nr. 4:

Videodolmetschen im Gesundheitswesen

SAVD bietet als europäischer Sprachdienstleister Videodolmetschen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Gesundheit, Verwaltung, Recht, Soziales) an. Eine den europäischen Datenschutzbestimmungen entsprechende Technologie und ein Sprachpool von hochqualifizierten Dolmetscher_innen, die innerhalb von 120 Sekunden in ein Gespräch zugeschalten werden können, zeichnen den Service aus. Ziel ist es, durch Videodolmetschen Sprachbarrieren zu überwinden, und eine optimale medizinische Versorgung sowie effiziente Beratung von nicht deutschsprachigen Patient_innen sicherzustellen.
Yasemin Dincer, SAVD Videodolmetschen
Moderation: Dieter Albert, Diakonisches Werk, Ulm

Referierende

Leitung

Dr. Dietmar Merz Dr. Dietmar Merz
Geschäftsführender Direktor / Studienleiter

Albrecht Knoch Albrecht Knoch
Wirtschafts- und Sozialpfarrer

Referentinnen/Referenten und Mitwirkende

Dieter Albert
Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg, Fachstelle für interkulturelle Orientierung Region Donau-Iller

Dr. phil. Sebnem Bahadir
Dozentin für Übersetzen und Dolmetschen im Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik des Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwisenschaft der Universität Mainz

Yasemin Dincer
Sales & Qualitätsmanagement DACH-Raum, SAVD Videodolmetschen, Wien

Sabine Eulerich
Beauftragte für gleichberechtigte Patientenkommunikation am Universitätsklinikum Tübingen

Dr. med. Samuel Gröschel
Universitätskinderklinik Tübingen

Ursula Hesse-Dahlheimer
Referat 42 - Integration durch Sprache und Teilhabe - Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, Stuttgart

Arta Jakupi
Diakonisches Werk des Ev. Kirchenbezirks Baden-Baden und Rastatt

Heike Kallfass
stellv. Geschäftsführerin AOK Neckar-Fils, Esslingen

Ulla Kaspar-Kroymann
Gründerin und Vorstandsfrau der unabhängigen Patientenberatung Tübingen e. V.

Markus Kempter
Amt für Migration und Integration, Landratsamt Ravensburg

Dr. Ulrike Kluge
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung "Migration und Gesundheit", Berliner Institut für empirische Migrationsforschung (BIM), Berlin

Hilde Mattheis MdB
Deutscher Bundestag, Berlin

Jana Mokali
Fachstelle für interkulturelle Orientierung, Diakonisches Werk Württemberg, Reutlingen

Matthias Schug
SprInt Transfer Vermittlungsservice f. Sprach- u. IntegrationsmittlerInnen gemeinn. eG, Wuppertal

Dr. med. Udo Schuss
Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, Stuttgart

Weitere Infos

Tagungsnummer

410717

Anmeldeschluss

03.11.2017

Zielgruppen

Akteure und Verantwortliche im Gesundheitswesen, Pflegekräfte, Mediziner, Integrationsbeauftragte, Dolmetscher_innen, betroffene Patient_innen, interessierte Bürger_innen

Veranstalter

Evangelische Akademie Bad Boll

Ort

Evangelische Akademie Bad Boll

Preis pro Person

inklusive Verpflegung 50,00 €

Ehrenamtliche bezahlen 25,00 €

Themengebiete

  • Soziales, Gesundheit, Demographie
  • Kultur, Kunst, Philosophie

Kooperationspartner

Archiv

Diese Tagung hat bereits begonnen oder ist beendet.

Kontakt

Dietmar Merz

Dr. Dietmar Merz

Geschäftsführender Direktor / Studienleiter

E-Mail an: Dietmar Merz

Tel.: 07164 79-235

Albrecht Knoch

Albrecht Knoch

Wirtschafts- und Sozialpfarrer

E-Mail an: Albrecht Knoch

Tel.: 0049 151 23081570

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Tagungs-Flyer als PDF