08.11.2019, 00:00 Uhr, Evangelische Akademie Bad Boll
Menschlichkeit im Hamsterrad - ethisch verantwortlich pflegen
Dritte Ethikvernetzungstagung
„Verantwortung“ ist ein ethischer Grundwert. Es geht um die Pflicht, dafür zu sorgen, dass das Richtige und Notwendige getan wird und um die Verpflichtung, für seine Handlungen einzustehen. Kann man im Hamsterrad des Pflegealltags in diesem Sinne verantwortlich unterwegs sein? Die politischen, gesellschaftlichen oder strukturellen Rahmenbedingungen können Mitarbeitende in der Behinderten- oder Altenhilfe meist nicht ändern. Aber sie können Pflege als Sorgeberuf verstehen. Und sie können entdecken, dass es ethische Gestaltungsräume im Alltag auch unter schwierigen Bedingungen gibt.
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Thema
Ver|ant|wor|tung - das meint laut Duden die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht.
Kann man im „Hamsterrad“ des Pflegealltags solchermaßen verantwortlich handeln? Der Druck, einerseits gewinnorientiert und kostengünstig zu arbeiten und der Wunsch nach menschlicher und solidarischer Pflege andererseits zerreißt Pflegekräfte. Auch deshalb fliehen so viele aus ihrem Beruf. Rahmenbedingungen können Mitarbeitende in der Alten- und Behindertenhilfe nicht so leicht ändern. Dennoch gibt es Gestaltungsräume, die ethisches Handeln im Alltag auch unter schwierigen Bedingungen gestatten.
Die dritte Vernetzungstagung für Ethikbeauftragte und Ethikverantwortliche in Einrichtungen von Caritas und Diakonie nimmt den Arbeitsplatz Pflege in den Blick und fragt nach einer angemessenen und lebbaren Ethik im Umgang mit Alter und Behinderung. Es geht um die Möglichkeiten eines guten Alltags und um verantwortliches Handeln. Und es geht um Auswege aus dem Hamsterrad eines Systems, das wieder zukunftsfähig werden muss, und um die Frage: Wer sorgt für die Sorgenden?
Auf Sie wartet ein spannender Vernetzungstag mit fachlichem Input und Raum für bereichernde Gespräche. Zum dritten Vernetzungstag laden Sie herzlich ein:
Dr. Christiane Kohler-Weiß, Dr. Thomas König, Claudia Krüger, Dr. Thomas Mäule, Martin Priebe, Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt, Dr. Dietmar Merz
Börse
Bitte Materialien, Broschüren, Leitlinien und Entwürfe Ihrer Arbeit in der Ethikberatung mitbringen. Diese können im Foyer für alle Tagungsteilnehmer_innen zur Kenntnisnahme ausgelegt werden.
Programm
09:00
Ankommen
09:30
Begrüßung und Beginn
09:40
Vier Spots zum Pflegealltag
09:50
Spannungsfeld Pflegealltag. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit bestehen
Prof. Dr. Astrid Elsbernd
10:50
Pause
11:05
Handeln und Entscheiden. Kann man Ethik lernen?
Dr. Marianne Rabe
12:30
Mittagessen
13:30
Begegnung im Foyer bei einer Tasse Kaffee
14:00
Workshops
15:30
Pflege als Sorgearbeit. Und wer sorgt für die Pflegenden? Auswege aus dem Hamsterrad
Prof. Dr. Hartmut Remmers
16:20
Resonanzen
16:30
Ende der Tagung
Workshops
Arbeitsplatz Pflege
Im Rahmen des Workshops werden die Themen des Vortrags zum „Spannungsfeld Pflegealltag“ vertieft und mit den Teilnehmer_innen diskutiert. Dabei werden insbesondere die Arbeitsorganisation und die Übernahme von Verantwortlichkeiten durch die Mitarbeiter_innen in der Pflege sowie die Auswirkungen auf die Betreuung der Bewohner_innen diskutiert. Darüber hinaus werden gemeinsam die Strukturen und deren Veränderungspotentiale sowie die möglichen individuellen Verhaltensmöglichkeiten dahingehend betrachtet, inwieweit ethische Konflikte bereits in ihrer Entstehung im beruflichen Alltag erkannt und verhindert werden können.
Prof. Dr. Astrid Elsbernd. Moderation: Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt.
Ethikkompetenz
Ethische Fragen, die sich in Pflegesituationen immer wieder ergeben, müssen im Team thematisiert werden, sonst gehen sie im Alltag unter. Wie kann man eine ethische Herausforderung, ein ethisches Problem gut darstellen und besprechen? Wie könnte ein hilfreiches Gespräch zwischen den verschiedenen Beteiligten und Betroffen aussehen, gerade auch wenn es verschiedene Einschätzungen zu der ethischen Frage gibt? Wie leitet man eine ethische Fallbesprechung? Anhand eines Beispiels wollen wir zusammen mit Dr. Marianne Rabe diesen Fragen nachgehen und überlegen, wie man „Moderationskompetenz“ für Ethik erlernen kann.
Dr. Marianne Rabe. Moderation: Dr. Dietmar Merz.
Gewinnstreben und Fürsorge
Der Pflegenotstand ist auch die Folge falscher Entscheidungen: der marktwirtschaftlichen Öffnung ohne effektive politische Kontrolle. Der Druck, gewinnorientiert und kostengünstig zu arbeiten, und der Wunsch nach menschlicher und solidarischer Pflege, zerreißt die Pflegekräfte. Zu vermuten ist, dass auch deshalb so viele aus dem Beruf fliehen.
Prof. Dr. Hartmut Remmers. Moderation: Dr. Thomas Mäule.
Die Kunst der Pause - entfällt
Je stressiger der Arbeitsalltag – desto wichtiger werden regelmäßige Pausen und desto schwieriger wird es, erholsame Pausen einzulegen. Das Thema „Kunst der Pause“ hat spirituelle, pflegewissenschaftliche, arbeitsrechtliche, arbeitspsychologische und soziale Dimensionen. Und darüber hinaus hat die eigene Pausenkultur mit unserem Selbstbild zu tun. In dem Workshop möchten wir nach kurzen Inputs zu den verschiedenen Dimensionen des Themas darüber ins Gespräch kommen, wie eine gute Pausenkultur aussehen könnte und was wir ändern können, damit wir diese Pausenkultur pflegen und zu Pause-Künstler_innen werden.
Hanna Hils / Dr. Christiane Kohler-Weiß.
Praxiserfahrungen in der Ethikberatung
Ethische Fallbesprechungen sind das praktischste Instrument individueller Ethikberatung. Darüber hinaus können Ethikfortbildungen die Muster schwieriger Situationen der Pflege und Betreuung aufdecken. Außerdem erstellen Ethikkomitees Handreichungen, die zur Orientierung in Fragen von z.B. freiheitsentziehenden Maßnahmen, Technik, Nachhaltigkeit oder Inklusion dienen. In dem Workshop sollen die Erfahrungen in allen drei Bereichen der Ethikberatung zur Sprache kommen. Ein Schwerpunkt wird auf der Ethischen Fallbesprechung liegen.
Claudia Krüger / Dr. Bernhard Preusche.
Implementierung von Ethik im Alltag
Verantwortung kann nicht von Pflegenden allein getragen werden, sie wird im Pflegealltag von vielen Personen geteilt und im Idealfall gemeinsam wahrgenommen. Wie dies gelingen kann, welche Schritte und Methoden dazu erforderlich sind und welche Hürden bei der Umsetzung zu nehmen sind, ist Thema dieses Workshops.
Arianne Iller. Moderation: Martin Priebe.
Keine Zeit für Zärtlichkeit? - entfällt
Der Umgang mit Sexualität, sexuellen Bedürfnissen aber auch sexuellen Grenzüberschreitungen verlangt allen Beteiligten viel ab. Zwischen Tabuisierung und Verunsicherung bzgl. der Sexualität älterer Menschen fehlt im Alltag oft genug die Zeit, sich genauer mit diesem schwierigen Thema zu befassen. Welche Hilfe bieten Leitlinien zum Umgang mit Sexualität im Pflegekontext, an welche Grenzen können sie stoßen und welche Voraussetzungen sind erforderlich?
Theresia Werner / Dr. Thomas König.
Referierende
Leitung
Dr. Dietmar Merz
Dr. Dietmar Merz
Geschäftsführender Direktor / Studienleiter
Referent_innen / Mitwirkende
Prof. Dr. Astrid Elsbernd
Leiterin des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaften; HS Esslingen
Hanna Hils
PDL und Mitglied der Geschäftsführung im Heim Sonnenhalde, Böblingen
Ariane Iller
Zentrale Ethikbeauftragte, Stiftungsmanagement Unternehmensentwicklung der BruderhausDiakonie, Reutlingen
Dr. Christiane Kohler-Weiß
Abteilungsleitung Theologie u. Bildung am Diakonischen Werk Württemberg, Stuttgart
Pfarrerin Claudia Krüger
Theologie und Bildung, Diakonisches Werk Württemberg, Stuttgart
Dr. Thomas König
Akademie der Diözese Rottenburg Stuttgart, Stuttgart
Dr. Alfons Maurer
Vorstand der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung, Sindelfingen
Dr. Thomas Mäule
Evangelische Heimstiftung, Stuttgart
Dr. Bernhard Preusche
Stabstelle Ethik bei der Stiftung Liebenau, Meckenbeuren
Martin Priebe
freier Berater im Netzwerk Ethische Fallbesprechungen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Stuttgart
Dr. Marianne Rabe
Pädagog. Geschäftsführung Charité-Gesundheitsakademie, Berlin
Prof. Dr. Hartmut Remmers
Fachgebiet Pflegewissenschaften der Universität Osnabrück, Osnabrück
Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt
Kompetenzzentrum Sozialpolitik; Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Stuttgart
Theresia Werner
Präventionsbeauftragte bei der Stiftung St. Franzikus Heiligenbronn, Schramberg
Kooperation
Eine Kooperationsveranstaltung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des Netzwerkes Ethische Fallbesprechungen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Evangelischen Akademie Bad Boll, der Evangelischen Heimstiftung Stuttgart und des Diakonischen Werks der evangelischen Kirche in Württemberg
Weitere Infos
Tagungsnummer
410519
Anmeldeschluss
31.10.2019
Zielgruppen
Ethikbeauftragte, Mitglieder von Ethik-Komitees, Ethikmoderator_innen, Führungskräfte und Pflegekräfte der Alten- und Behindertenhilfe, Theolog_innen, Sozialpädagog_innen
Veranstalter
Evangelische Akademie Bad Boll
Ort
Evangelische Akademie Bad Boll
Preis pro Person
95,00 € inkl. Verpflegung
Schwerpunkttagung
- Auf der Suche nach verbindlichen und verbindenden Werten
Ethische Reflexion stärken in Lebenswissenschaften und Medizin
Themengebiete
- Soziales, Gesundheit, Demographie
Kooperationspartner
Netzwerk Ethische Fallbesprechungen