Planen für die Menschen
Im Zeitalter des Klimawandels und der Schieflage auf dem Wohnungsmarkt sind Bauen und Wohnen Schlüsselbereiche der Transformation.
Gerade in der dicht besiedelten und autogerecht gestalteten StadtRegion Stuttgart mit knapp 2,8 Millionen Menschen braucht es Impulse für eine Planungskultur, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt. Genau diese Impulse kommen seit 2017 von der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH, kurz IBA´27.
Insgesamt zehn Jahre lang begleitet ein interdisziplinäres Team der IBA´27 zusammen mit Initiativen aus der Zivilgesellschaft, mit Investoren und mit den Kommunen in der Region die Entwicklung neuer Quartiere für Wohnen, Arbeiten und Freizeit.
Das Grundrecht auf gutes und bezahlbares Wohnen, eine Kommunalplanung, die auf Nachhaltigkeit und Teilhabe, Wertschätzung der Ressourcen und des Bestands, Integration statt Segregation setzt – die Themen der IBA´27 ind die Themen der Kirche. Schon früh hat sich die Evangelische Akademie Bad Boll daher gemeinsam mit dem ökumenischen Dialogforum der Kirchen in der Region Stuttgart hinter den Prozess der IBA´27 gestellt. Seit 2019 verantworten beide Einrichtungen die Veranstaltungsreihe IMPULSE für die IBA mit jährlich zwei Dialogformaten zu Themen der Boden- und Wohnungspolitik, der Freiflächengestaltung, der Qualität und Inklusivität öffentlicher Räume und nicht zuletzt auch der Rolle der Kirchen in der Quartiersentwicklung Impulse der IBA - IBA27.de.
Mittlerweile befindet sich der IBA-Prozess auf der Zielgeraden, es geht nun weniger um das „Ob“ als um das „Wie“. Darauf reagieren die Veranstalter nun mit einer Umbenennung: Aus IMPULSE für die IBA wird IMPULSE der IBA.
Die Veranstaltungen sind auch weiterhin Dialogforen, die ganz bewusst auch kontroverse Positionen zusammenführen. Denn wie wir in Zukunft miteinander leben wollen, das gilt es auszuhandeln und nicht auszuhalten. Geht es doch um einiges: Wie alle bisherigen Bauausstellungen soll auch diese IBA´27 in der StadtRegion Stuttgart innovatives Bauen und Wohnen anschieben und Antworten geben auf drängende Fragen der Zeit. Wie sehen lebenswerte, klimaadaptive und resiliente Quartiere von morgen aus? Wie können Freiräume qualitätvoll und integrativ gestaltet, wie die räumliche Trennung von Wohnen und Arbeiten überwunden werden? Die Ideen dafür wurden in den Kommunen gemeinsam mit dem Team der IBA´27 an der Basis, im direkten Austausch mit den Menschen der Region entwickelt. In dutzenden Workshops, Dialogveranstaltungen und schließlich auch städtebaulichen Wettbewerben wurde seit 2017 zwischen Sindelfingen und Backnang, Ludwigsburg und Wendlingen erarbeitet, was im Jahr 2027 – also in nicht weniger als drei Jahren sicht- und erlebbar sein soll.
Auf den letzten Metern bis 2027 brauchen die Menschen in der Region auch weiterhin den Glauben an Möglichkeitsräume und die nötige Bereitschaft für Innovationen. Die schwierige Lage im Bausektor ist nicht zu leugnen. Umso wichtiger wird es sein, in den nächsten Jahren die IBA-Projekte gut zu begleiten - mit der IMPULSE-Reihe oder mit alternativen Formaten wie beim IBA-Festival 2023. In der Krise wäre „Weniger IBA“ das falsche Signal und auch nicht gut für diese Region, die so viel mehr ist als sie selbst manchmal glaubt. Hier kann und will die Reihe IMPULSE der IBA unterstützen.
Dr. Kerstin Renz ist Studienleiterin im Themenbereich „Gesellschaft, Politik, Staat“ der Evangelischen Akademie Bad Boll. Ihre Arbeitsschwerpunkte: Wohnen, Gebaute Umwelt, Kultur.