Die großen Kirchen in Deutschland wollen ihr Einkaufsverhalten künftig noch stärker an Umweltschutz und fairem Handel orientieren. Dieses Ziel verfolgt das bundesweite Projekt »Zukunft einkaufen glaubwürdig wirtschaften in Kirchen«, an dem als »Testeinrichtung« auch die Evangelische Akademie Bad Boll beteiligt ist. Dort wird schon seit Jahren ökologisch und »fair« eingekauft.
Die katholische und evangelische Kirche haben etwa 1,5 Millionen Beschäftigte und sind damit zweitgrößter Arbeitgeber in Deutschland. Deshalb haben sie auch einen immensen Bedarf an Produkten und Dienstleistungen aus den Bereichen Büro, Hauswirtschaft oder Energie.
Beim Einkauf von Nahrungsmitteln hat die Akademie in Bad Boll bereits Zeichen gesetzt. 60 Prozent des Bedarfs, erklärt Studienleiter Jobst Kraus, der sich vor allem mit umweltpolitischen Themen befasst, werden aus der Region gedeckt. 45 Prozent stammen aus ökologischer Herstellung. Produkte aus dem Süden der Erde werden zu »fairen« Preisen eingekauft. Kaffee, ca. 1,2 Tonnen pro Jahr, aber auch Tee, Gewürze, Bananen oder Mangosaft kommen zu 100 Prozent aus fairem Handel und ökologischer Produktion. Jobst Kraus meint, viele Akademie-Gäste wissen dieses Engagement zu schätzen und freuen sich am guten Essen der Tagungsstätte.
Würde die Akademie-Küche mit ihren Einkaufsrichtlinien Schule machen, gäbe es einen gewaltigen Schub für den ökologischen Anbau, fairen Handel und den Klimaschutz. Denn allein das jährliche LebensmittelEinkaufsvolumen für den Bereich kirchlicher Küchen, rechnet Jobst Kraus vor, liegt bei weit über einer halben Milliarde Euro.
Dennoch könnten die Kirchen nach Ansicht von Jobst Kraus ihre Akteursrolle im Bereich umwelt- und sozialverträglicher Beschaffung viel aktiver wahrnehmen. Eine der Ursachen für die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit sieht er in der unausgesprochenen »Arbeitsteilung« zwischen kirchlichem Wirtschaften und inhaltlicher Arbeit. Es existierten gleichsam »Parallelwelten«: für die einen sei die Orientierung an ökologischen Standards ein selbstverständliches Bemühen, andere sähen darin eher eine lästige Zusatzaufgabe.
Allein das jährliche Einkaufsvolumen für dienstlich genutzte Kraftfahrzeuge beider großer christlicher Kirchen liegt nach einer Schätzung von Jobst Kraus bei 120.000 Stück. »Würden die Kirchen und ihre Beschäftigten ihre Marktmacht nutzen und umweltoptimierte Fahrzeuge kaufen, könnten sie konkret zur Schöpfungsbewahrung beitragen und öffentlich als Vorabforderer ein Zeichen für die notwendige Trendwende hin zu verbrauchsarmen PKW setzen.«
Jobst Kraus weiß noch mehr Beispiele, die den Nutzen umweltbewussten Einkaufens belegen. Wenn in Deutschland der Anteil an Recyclingpapier bei Büropapieren von derzeit 20 auf 50 Prozent steigen würde, so rechnet er vor, könnte jedes Jahr eine Treibhausgasmenge aus fossiler Energie eingespart werden, die eine Kleinstadt mit 8.000 Einwohnern produziert.
Durch die Beteiligung an dem bundesweiten Projekt »Zukunft einkaufen glaubwürdig wirtschaften in Kirchen« will die Evangelische Akademie Bad Boll ihre eigenen Maßnahmen im Bereich »öko-fairer« Beschaffung weiter verbessern und andere Einrichtungen ermutigen, sich diesem Ziel anzuschließen.
Zentrales Informationsmedium des Projektes ist das Internet-Portal »www.zukunft-einkaufen.de«, das von der Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland betrieben wird. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Angestoßen haben es die Umweltbeauftragten der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland.
Mehr Infos zum Nachhaltigkeitsmanagement in der Akademie.
Ansprechpartner:
Jobst Kraus
Arbeitsbereich Umweltpolitik und Nachhaltige Entwicklung
Evangelische Akademie Bad Boll
Mail: jobst.kraus@ev-akademie-boll.de
Klaus Breyer (Projektleitung Gesamtprojekt)
Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen