Nullemission in zehn bis zwanzig Jahren und eine Verbesserung der Biodiversität: Diese extremen Ziele schreiben das Klimaschutzabkommen und die Biodiversitätskonvention verbindlich vor. „Gemessen an diesen Zielen sind Europa, Deutschland oder Baden-Württemberg keine Vorreiter in Sachen Klimaschutz.“ So lautet die Einschätzung von Prof. Dr. Felix Ekardt, Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig und Berlin, der heute (13.07.2018) bei der Tagung „Wege zu einer anderen Ökonomie“ über Wachstum, Suffizienz, Glück und die Bedingungen gesellschaftlichen Wandels referiert hat.
Der Pro-Kopf-Fußabdruck in Deutschland sei weit entfernt von einer möglichen Nullemission. Wenn man Im- und Exporte saldiere, werde klar, dass deutsche Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck lediglich in die Schwellenländer verlagert haben.
Lebensgrundlage erhalten
Der Jurist Philosoph und Soziologe Ekardt sieht in den fossilen Brennstoffen und der Anzahl der gehaltenen Tiere die zwei wesentlichen Faktoren, die die Umweltprobleme steuern: „Langfristig geht es nicht darum, Schmetterlinge zu retten, sondern die Lebensgrundlage der Menschen zu erhalten.“ Vor diesem Hintergrund könne der Gesellschaft gesamtwirtschaftlich betrachtet nichts besser passieren als das Aus der fossilen Brennstoffe. Doch die Herausforderungen einer solchen Klimawende seien groß, Ekardt vermutet, dass ein rein technischer Weg der konsistenten und effizienten Nutzung dafür nicht ausreicht. Auch eine Verhaltensänderung sei nötig.
Eigennutz und tradierte Werte
„Wie geht Wandel?“, fragte der Referent. Bei alternativen Lebensmodellen müsse nach der Übertragbarkeit auf die makroökonomische Ebene gefragt werden und danach, wie ein Übergang dorthin aussehen könnte. Ekardt erläuterte, dass Faktenwissen allein für eine Verhaltensänderung nicht ausreiche. Personen und Strukturen seien miteinander verschränkt, diverse Akteure im Spiel. Hinzu kommen verschiedene Motivationsfaktoren: Eigennutzen, technisch-ökonomische Pfadabhängigkeiten, tradierte Werte, Kollektivgutprobleme, Normalitätsvorstellungen und Gefühle.
Er warnte davor, sich auf das Henne-Ei-Spiel einzulassen. Es werde kein Problem gelöst, wenn alle jeweils nur auf die anderen zeigen würden. „Es braucht Menschen, die altruistisch-kooperativ für die Welt denken“. Dafür sei es vor allem entscheidend, die Normalitäts- und Eigennutzvorstellungen zu ändern.