Vintage-Look hat einen hohen Preis

Menschliche Arbeitsbedingungen und die »Solidarität entlang der Produktkette« will eine Tagung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt fördern

Bad Boll / Kreis Göppingen - Gebleichte Jeans sind schick, doch der Vintage-Look hat seinen Preis. Den bezahlen mit ihrer Gesundheit vor allem Arbeiter in türkischen Hinterhofwerkstätten. Mit dem Sandstrahlgebläse bearbeiten sie die Textilien und ruinieren damit ihre Lungen. Dies ist ein Thema, das bei der Tagung »In Würde arbeiten – fair handeln« vom 19. bis 20.Juni 2009 der Evangelischen Akademie Bad Boll eine Rolle spielen wird.
Eigentlich darf mit dem Sandstrahler nur mit Atemmaske und in geschlossenen Kabinen gearbeitet werden. Denn unter dem hohen Druck spalten sich die Sandkörner, es tritt Silizium aus. Wenn der Staub eingeatmet wird, kann dies zu der nicht heilbaren Krankheit Silikose führen. Hunderte Erkrankungen wurden inzwischen diagnostiziert, Duzende sind daran gestorben. In Deutschland werden jährlich 14,7 Mio. Jeans im Wert von 222,9 Mio. Euro aus der Türkei importiert.
Rechtsanwalt Tanzer Güven und Engin Sedat Kaya von der türkischen Textilgewerkschaft TEKSIF sind Vertreter des Solidaritätskomitees »Sandbestrahlung von Jeans« in Istanbul. Auf der Tagung berichten sie über die Arbeitsbedingungen und Teilerfolge der Solidaritätsarbeit vor Ort.
Weiter geht es auf der Tagung um die Frage, wie Arbeitnehmer und Konsumenten über Ländergrenzen hinweg sich für menschliche Arbeitsbedingungen und faire Handelsbeziehungen einsetzen können. Es werden Kampagnen und Initiativen vorgestellt, die zeigen, wie vor Ort und global entlang der Produktkette politische Lobbyarbeit und Solidarität organisiert werden kann. Erörtert wird in diesem Zusammenhang auch, ob die neue EU-Vergaberichtlinie für das öffentliche Beschaffungswesen nutzbar ist, um soziale und ökologische Mindeststandards durchzusetzen.
Die Tagung wird veranstaltet vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt KDA). Der KDA ist ein Fachdienst der Württembergischen Landeskirche, der organisatorisch der Evangelischen Akademie Bad Boll angegliedert ist. Als Kooperationspartner der Tagung sind außerdem die Gewerkschaft ver.di und das Zentrum für entwicklungsbezogene Bildung (ZEB) beteiligt.

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