Bad Boll/Kreis Göppingen - Christoph Butterwegge, Soziologe an der Universität Köln, bemängelte uneingeschränkt in seinem Vortrag »Arme Kinder, REICHES Deutschland« das hiesige Engagement für die Kinder. Auch aus Sicht der Kirche, vorgetragen von Johannes Friedrich, Landesbischof in München, fällt die Beurteilung reichlich negativ aus. Positiv punkten konnte Deutschland nur bei der Frage der Rechtsstellung der Kinder im internationalen Vergleich. Alle anderen Beiträge stellten Deutschland ein verhalten positives bis differenziert negatives Zeugnis aus, so zum Thema der Investitionen im Bildungsbereich, der Wirksamkeit von Jugendhilfe, dem Umgang mit Kinder- und Jugendkriminalität, der Familienpolitik und der Umsetzung der Kinderrechte. Immer wieder wurde auch aus dem Publikum die föderale Struktur der Bundesrepublik als hinderlich bis schädlich für die Förderung von Kindern beklagt.
Ist Deutschland ein Rabenvaterland? Der Tagungsleiter Dierk Schäfer bat die Fachleute nach ihren ausführlichen Stellungnahmen um eine knappe Antwort in den Schulnoten von 1 bis 5. Da eine 6 nicht vorgesehen war, kann man die Durchschnittnote »3 4« nicht schmeichelhaft nennen. Zudem berücksichtigt diese Benotung die Lage aller Kinder. Es gibt also neben vielen Kindern, denen es gut geht, eindeutig zu viele, deren Lage mangelhaft ist, zu viele, die unser Land als Rabenvaterland erleben und keine guten Zukunftsaussichten haben. Hier müssen wir investieren, bevor Kosten entstehen. Doch auch ohne die Kosten-Nutzen-Rechnung, die Axel Plünnecke vom Institut für Deutsche Wirtschaft überzeugend präsentierte, sollte uns klar sein, dass Kinder keinen Wert, sondern Würde haben und uns deshalb etwas wert sein sollten, so Dietmar Mieth von der Universität Tübingen.