In der langen Geschichte der landeskirchlichen Bildungskonzeptionsdebatte, mit der auch die Zusammenlegung kirchlicher Tagungshäuser geklärt werden sollte, gibt es eine neue Wendung. Geplant war, die Gebäude der Fortbildungsstätte Kloster Denkendorf sowie des Studienzentrums »Haus Birkach«, wo u. a. Einrichtungen zur religionspädagogischen und theologischen Aus- und Weiterbildung untergebracht sind, zu verkaufen. Ein Großteil der Einrichtungen sollte in die Evangelische Akademie Bad Boll umziehen. Die Synode, die 2005 diesen Beschluss fasste, wollte damit rückläufigen Kirchensteuereinnahmen entgegen wirken. Mit knapper Mehrheit hatte die Synode diesen Beschluss auf ihrer Herbstsitzung im letzten Jahr noch einmal bestätigt. Jetzt wurde diese Entscheidung vom Oberkirchenrat revidiert.
Demnach will die Landeskirche jetzt das »Haus Birkach« behalten und für rund acht Millionen Euro renovieren. Auch das Hauptgebäude des Klosters Denkendorf soll bei der Kirche bleiben. Eingestellt wird dort allerdings der Tagungsbetrieb, der nach Birkach verlegt werden soll, die Gebäudeteile Fruchtkasten und Blarerhaus werden zum Verkauf angeboten.
Ausschlaggebend für den Sinneswandel im Oberkirchenrat war offenbar, dass sich ein Verkauf des »Hauses Birkach« nicht so einfach wie gedacht realisierbaren ließ. Eine Rolle gespielt haben vermutlich auch Proteste gegen die Verkaufspläne und Stellungnahmen der Mitarbeitervertretungen. Der Beschluss des Oberkirchenrats beinhaltet noch zwei Unwägbarkeiten. Zum einen müssen baurechtliche Fragen in Birkach geklärt werden, zum anderen muss die Synode auf ihrer Sitzung im Juli den Beschluss des Oberkirchenrates akzeptieren.
Positiv an der neuen Beschlusslage wertet der Geschäftsführende Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll, Joachim L. Beck, die Tatsache, »dass mit dieser Entscheidung nach jahrelanger Verunsicherung nun Klarheit geschaffen ist und deutliche Perspektiven erkennbar werden«. Damit könnten nun die anstehenden Herausforderungen zielgerichtet angegangen werden.
Eine wesentliche Auswirkung der OKR-Entscheidung sieht Beck in der Konsequenz, dass nunmehr keine weiteren kirchlichen Dienststellen in Bad Boll angesiedelt werden sollen. Damit sei die Akademie in die Verantwortung gestellt, für eine wirtschaftliche Auslastung des Standortes Bad Boll zu sorgen.
»Um dieser Herausforderung gerecht zu werden«, betont der Akademiedirektor, »brauchen wir eine ausreichend gesicherte Infrastruktur und Personaldecke.« So sei es insbesondere notwendig, den begonnenen Neubau des Akademie-Bettenhauses zügig fertig zu stellen. Für eine erfolgreiche Tagungsarbeit sei es elementar erforderlich, heutigen Standards entsprechende Gästezimmer anbieten zu können.
Sorge bereitet Akademiedirektor Beck, dass die infolge des neuerlichen Beschlusses erforderlichen Sachmittel noch schärfere Sparauflagen nach sich ziehen und nicht mehr zur Deckung von Personalkosten zur Verfügung stehen. Beck weist darauf hin, dass in den vergangenen Jahren bereits etliche Sparwellen über die Akademie hinweggerollt seien. Derzeit versuche man die 2003 verfügte Kürzung der Personalmittel in Höhe von ca. 1,8 Millionen Euro ohne Kündigungen umzusetzen. Damit sei jetzt aber eine Grenze erreicht, die nicht mehr unterschritten werden könne, ohne den sozialen Frieden in der Akademie und die Qualität der Akademiearbeit zu gefährden. (-uw)