Bad Boll / Kreis Göppingen - Der 11. März 2009 bleibt ein Datum des Schreckens. Über den Tod der Opfer des Amoklaufs in Winnenden und Wendlingen kann nichts hinwegtrösten. Doch im Abstand der zurückliegenden Monate will die Evangelische Akademie Bad Boll auf einer Tagung noch einmal durchdenken, wie Kirche, Politik und Medien auf das entsetzliche Geschehen reagierten und welche Konsequenzen daraus gezogen wurden.
Ratlosigkeit herrscht noch immer über die Frage: Kann man ein soclhes Verbrechen überhaupt verstehen? Den Forschungsstand aus kriminologischer Sicht erläutert auf der vom 28. bis 30. September dauernden Tagung Prof. Dr. Britta Bannenberg von der Universität Gießen. Sie befasst sich vor allem damit, welche Rolle Depression und Hass bei Tötungsdelikten junger Männer spielen.
Im Mittelpunkt der Tagung stehen die Schulen. Ausführlich zu Wort kommen sollen deshalb die Rektorin der Albertville-Realschule und SMV-Vertreter aus Winnenden mit ihrer persönlichen Ansicht, welche Konsequenzen aus der Amoktat für den Schulalltag gezogen werden sollten.
Auch das von betroffenen Eltern gegründete »Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden« ist auf der Tagung vertreten. U. a. fordert das Bündnis eine Verschärfung des Waffenrechts und ein Verbot von sog. Killerspielen. Zu diesen Punkten wird auch Udo Andriof von der Expertenkommission der baden-württembergischen Landesregierung und Christoph Palm vom Sonderausschuss des Landtages auf der Tagung Stellung nehmen.
Dem besonders strittigen Thema Waffenrecht und Waffenbesitz ist eine eigene Gesprächsrunde gewidmet. Ihre Positionen darlegen werden dabei die Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange und Bernd Carstensen vom Bund deutscher Kriminalbeamter.
Auf die Kirchen richtete sich in den Tagen nach der Tat der verzweifelte Wunsch nach Trost oder doch zumindest um Hilfe bei einer würdigen Form der Trauer. Was Gottesdienste und seelsorgerliche Zuwendung bewirken konnten, auch wo die Seelsorger selbst an ihre Grenzen gerieten, reflektieren auf der Tagung Pfarrer und Kirchenvertreter, die das Geschehen vor Ort erlebten.
Auch die Medien hatten eine schwierige und später oft kritisierte Rolle. Wie sie mit dem Zwiespalt zwischen Informationspflicht und Sensationslust umgingen, berichten in Bad Boll u. a. Axel Graser vom SWR-Hörfunk und seine Fernsehkollegin Uschi Strautmann.
Die Schlussrunde stellt sich dann abermals der Frage, was als Konsequenz aus dem Amoklauf zu tun bleibt. Teilnehmer der Podiumsdiskussion sind u. a. der ehemalige Landespolizeipräsident Erwin Hetger, der Leiter des Stuttgarter Kriseninterventionsteams Dieter Glatzer, Oberkirchenrat Werner Baur und Gisela Mayer vom »Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden«. (-uw)
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