Fußball unterm Hakenkreuz (Kopie 1)

Auch Funktionäre des DFB haben Spielräume nicht genutzt, um sich der Nazi-Diktatur zu widersetzen. So lauteten Einschätzungen von Historikern beim Symposium "Fußball unterm Hakenkreuz" (7./8. April 2006) in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Umso mehr sieht sich der Verband heute in der Pflicht, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus "mit ganzer Kraft" entgegen zu treten, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger auf der Veranstaltung.

<p><em>"Zwischen Vergangenheitsbewältigung und politischer Verantwortung" - Innenminister Schäuble bei einer Diskussion auf dem Symposium "Fußball unterm Hakenkreuz"</em></p>

Zwanziger betonte die gesellschaftliche Verantwortung und Vorbildfunktion des Sports. Deshalb sei es auch für den DFB wichtig zu zeigen, "wie eine Diktatur Menschen verführen kann und zu Tätern und Mitläufern macht."

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, begrüßte, dass der DFB der Konfrontation mit seiner Vergangenheit nicht ausweiche, auch wenn es lange gedauert habe, sich dieser Auseinandersetzung zu stellen. Zugleich rief Kramer die Deutschen auf, ihr gestörtes Selbstverhältnis zu überwinden und einen gesunden Patriotismus zu entwickeln. Sonst überlasse man extremen Kräften an beiden Enden des politischen Spektrums das Feld.

"Der Sport hat genauso versagt wie der Rest unseres Volkes", sagte Innenminister Wolfgang Schäuble auf der Veranstaltung. Zugleich begrüßte auch er, dass der DFB mit der Aufarbeitung seiner Geschichte begonnen habe. "Der Prozess muss weitergehen." Schäuble betonte, dass es derzeit nur wenige gesellschaftliche Bereiche wie den Fußball gebe, "wo für die Integration so viel getan wird. Es wird aber wichtig sein, dass wir noch mehr tun."

Ausgangspunkt des Symposiums war eine Untersuchung des Historikers Nils Havemann zur Verstrickung des DFB in das System des Nationalssozialismus. Der DFB hatte diese Untersuchung selbst in Auftrag gegeben, nachdem in der offiziellen Verbandspublikation zum hundertsten DFB-Jubiläum nur wenig über dieses Kapiel der Geschichte zu lesen war. Die Untersuchung war im September letzten Jahres unter dem Titel "Fußball unterm Hakenkreuz" der Öffentlichkeit vorgestellt worden. DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte bei dieser Gelegenheit angekündigt, dass die Auseinandersetzung des DFB mit seiner Vergangenheit auf einem Symposium fortgesetzt werden solle.

Im Gefolge der Veranstaltung war es zu Kontroversen gekommen, weil Innenminister Wolfgang Schäuble einem Besuch des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad bei der Fußball WM keine Abfuhr erteilte. Auch wenn ein solcher Besuch "nicht einfach" sein werde, sagte Schäuble in Bad Boll, "wollen wir gute Gastgeber sein." Diese Bemerkung hatte scharfe Proteste des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgelöst, weil Ahmadinedschad in öffentlichen Äußerungen den Holocaust und das Existenzrecht Israels bestritten hatte.

Überlagert wurde das Symposium auch von der Entscheidung, mit Jens Lehmann satt mit Oliver Kahn bei der Fußball-WM anzutreten. Bundestrainer Klinsmann hatte seine Entscheidung parallel zu der Veranstaltung in Bad Boll bekannt gegeben. Aus diesem aktuellen Anlass musste die Veranstaltung kurz unterbrochen werden, um DFB-Präsident Zwanziger Gelegenheit zu geben, den Vorgang vor den bei dem Symposium in großer Zahl vertretenen Medien zu kommentieren.

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