Erstes Treffen europäischer Kirchenparlamentarier

„Synoden sind eine innovative Kraft in den evangelischen Kirchen“

Synodalpräsidentin Dr. Christel Hausding

Bad Boll (GEKE) - Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte sind vergangenen Wochenende Mitglieder der evangelischen Synoden als der Kirchenparlamente von mehr als 50 Kirchen aus 17 europäischen Staaten zu einer Begegnungstagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll zusammen gekommen.

Veranstaltet wurde die Tagung von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der württembergischen Landessynode. Ziel der Tagung war die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den evangelischen Kirchen in Europa.

Synodale wollen Zusammenarbeit ausweiten
In einer gemeinsamen Erklärung bekräftigten die Delegierten der Synoden ihren Willen, die Gemeinschaft der evangelischen Kirchen in Europa auf synodaler Ebene zu vertiefen. „Diese erste Begegnungstagung hat viele Möglichkeiten und Chancen gezeigt, die in einer engeren synodalen Zusammenarbeit liegen. Wir wollen uns in unseren Synoden und Leitungskonferenzen für die Ausweitung dieser Zusammenarbeit einsetzen.“

"Europa braucht gemeinsame Werte"
Die Synodalen betonten die Bedeutung der Kirchenparlamente für die Zukunft der Kirchen. „Die Synoden sind eine innovative Kraft in den evangelischen Kirchen.“Auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Krise Europas antworteten die Delegierten mit einem Bekenntnis zur Mitverantwortung der Kirchen für den europäischen Einigungsprozess. „Wir erleben, dass die Einheit Europas ohne gemeinsame Werte nicht zu erreichen ist. Die evangelischen Kirchen in Europa haben mit ihrer Orts- und Menschennähe eine wichtige Verantwortung für die Mitgestaltung Europas. Grenzüberschreitende Begegnungen wie die heutige der Synoden ebnen den Weg für dieses gemeinsame Wirken.“

July: Kirchen müssen Verantwortung übernehmen für Zukunft Europas
Der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July würdigte das Engagement der Synodalen für die europäische Zusammenarbeit. „Europa ist in Gefahr, zu einem Gebräu aus Schönrednern oder Kleinrechnern zu werden, zu einer Wirklichkeit des großen sozialen Gefälles, zu einem Körper ohne Seele.“ Die Aufgabe der evangelischen Kirchen sei es, aus dem Geist Gottes heraus Verantwortung für die Zukunft Europas zu übernehmen und die Gewissen der Menschen zu schärfen.

Politik braucht Kirchen als Mitstreiter
Der Vizepräsident des Europaparlaments Rainer Wieland (CDU) begrüßte das europäische Engagement der Kirchenparlamente. „Die gegenwärtige Krise birgt auch neue Chancen, über Europa zu sprechen. Wir müssen den europäischen Gedanken, der in erster Linie ein Friedensgedanke ist, in die aktuellen öffentlichen Debatten tragen. Dabei brauchen wir die Kirchen als Mitstreiter für Europa.“

"Kirchen müssen sich immer wieder reformieren"
Inhaltlich griff die Tagung das Motto der bevorstehenden GEKE-Vollversammlung in Florenz „Frei für die Zukunft“ auf. Die Präsidentin der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, Theres Meierhoffer-Lauffer, veranschaulichte auf der Tagung das evangelische Freiheitsverständnis. „Wir müssen uns immer wieder von etwas befreien, um für etwas frei zu werden.“ Deshalb müssten sich die evangelischen Kirchen immer wieder neu reformieren, um auch in Zukunft ihre Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen zu können.

Wer etwas ändern will, braucht langen Atem
Die Präsidentin der gastgebenden württembergischen Landessynode, Dr. Christel Hausding, hatte bereits bei der Eröffnung der Tagung die Bedeutung der Kirchenparlamente für die Zukunft der evangelischen Kirchen hervorgehoben. „Wer in unseren Kirchen etwas verändern will, muss mit erheblichen Widerständen und Verzögerungen rechnen. Derjenige braucht Mut, aber vor allem einen langen Atem. Und da bilden die Laien, die nicht in einem kirchlichen Anstellungsverhältnis stehen, eine wichtige innovative Kraft.“

Treffen eine gelebte Kirchengemeinschaft

GEKE-Präsident Pfarrer Dr. Thomas Wipf freute sich über das große Interesse der Synodalen an der Stärkung der europäischen Zusammenarbeit. „Wir nehmen diese Anliegen als konkrete Anregungen mit in die GEKE- Vollversammlung im September in Florenz. In einer Zeit, in der in manchen Kirchen Europas der Mehltau der Resignation Einzug hält, haben wir hier in Bad Boll gelebte Kirchengemeinschaft, Teilhabe und zukunftsorientierte Mitwirkung erlebt.“

Die Delegierten der Synoden verabschiedeten auf der Tagung auch ein gemeinsames Schreiben an die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen im Mittleren Osten, mit dem sie ihre Verbundenheit mit den Geschwisterkirchen der Region in der gegenwärtigen schwierigen Situation ausdrückten.

Fotogalerie

Interview mit Dr. Christel Hausding

Pressemitteilung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Abschlusserklärung

Programm der Tagung

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