Besinnliche Worte zur Dunkelheit der Welt und dem Licht der Weihnacht, sie gehören wie Gutsle und Lebkuchen, alle Jahre wieder, zu einem rechten Advent.
Was unsere Welt nun in diesem Jahr mal wieder ziemlich alt und dunkel aussehen lässt, das bedarf nicht vieler Worte. Kriege, Klima, trübe Aussichten für Menschenrechte, Demokratie und Freiheit allerorten. Krisen genug, die uns umtreiben, ratlos machen und beunruhigen. Die Hoffnung und den Schlaf rauben könnten.
Wie aber steht es mit dem Licht?
Dem Licht der Weihnacht?
Kann es uns leuchten in diesen Zeiten?
Hoffnung wieder wecken?
Vielleicht hilft ein Kinderblick auf das besondere Licht der Adventszeit, davon etwas zu verstehen. Denn im Advent, da zünden wir ja gerne Kerzen an. Und das Kerzenlicht am Adventskranz, das sei „ein langsames Licht“, so erklärte mir das mal ein kluger Junge bei einem Kindergartenbesuch im Advent. Ein „langsames Licht“? Wie kann Licht denn langsam sein, fragte ich mich da. Aber ein bisschen bin ich inzwischen dahintergekommen, warum das Kerzenlicht es verdient, ein langsames Licht genannt zu werden. Normalerweise, da gehen wir ja in ein dunkles Zimmer und mit einem kurzen Klick wird es blitzschnell hell.
Mit dem Licht der Weihnacht und des Advents aber ist das anders. Da wird es nicht mit einem Schlag taghell. Das braucht so seine Zeit bis zum Hellwerden. Das fängt schon damit an, dass wir zunächst ja nur eine einzige Kerze anzünden. Auch das Anzünden mit dem Streichholz braucht Zeit. Da können dann Gedanken kommen - und gehen. Gedanken zu dem, was Welt und Leben verdunkelt. Wo es wieder neu Licht und Hoffnung braucht. Was ich womöglich dazu beitragen kann.
Und wer im Advent jeden Tag Kerzen am Adventskranz ansteckt, der hat dann eine ganze Menge Zeit für solche Gedanken.
Drei Wochen Zeit, das „langsame Licht“ wirken zu lassen. Sich von diesem „langsamen Licht“ anstecken zu lassen.
Damit wir selbst zur Ruhe kommen. Langsam werden in dieser beschleunigten Zeit. Das „langsame Licht“ verträgt keine Eile. Kein schnelles Weitermachen im alltäglichen Geschäft. Das langsame Licht nimmt Tempo raus und verweist uns auf das, was wirklich wichtig ist. Jeder Schritt, der diese Welt dem Frieden und einer gerechten Zukunft für alle Menschen näherbringt. Und was ich dazu beitragen kann, dort wo ich lebe und arbeite und Kerzen anzünde.
Damit nicht nur die Dunkelheit alle Jahre wieder uns vor Augen steht. Sondern eben auch das Licht von Weihnachten her und das Vertrauen darauf, dass Gott im Kommen ist und diese Welt nicht im Dunkel lassen will.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen eine langsame Adventszeit und dann ein lichtes Weihnachten.
Der Theologe Wolfgang Mayer-Ernst ist seit 2014 Studienleiter für den Themenbereich „Gesellschaft, Politik, Staat“ an der Evangelischen Akademie Bad Boll. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Recht.