Bad Boll Die Evangelische Akademie Bad Boll zeigt am 23. August um 20 Uhr den Dokumentarfilm Wandlungen Richard Wilhelm und das I Ging von Bettina Wilhelm. Die Filmemacherin ist die Enkelin des Theologen und Sinologen Richard Wilhelm und wird bei der Vorführung zu Gast sein. Der Eintritt zu der Vorführung im Festsaal der Akademie, Akademieweg 11, ist frei.
Richard Wilhelm wurde 1873 in Stuttgart geboren. Nach seinem Tod 1930 wurde er auf dem Friedhof in Bad Boll begraben. Seine Enkelin Bettina Wilhelm macht sich in ihrem Dokumentarfilm entlang der biografischen Stationen ihres Großvaters Richard Wilhelm in China und Europa auf die Suche nach der Lebensleistung ihres Großvaters, der noch heute als einer der bedeutendsten Vermittler chinesischer Kultur in Europa gilt.
Wilhelm, der in Tübingen Theologie studierte, absolvierte sein Vikariat in Bad Boll und lernte dort Christoph Blumhardt kennen und schätzen. 1899 ging Wilhelm als junger Missionar ins chinesische Qingdao im damaligen deutschen Pachtgebiet. Er war ein ungewöhnlicher Missionar, denn in seinem ganzen Leben taufte er keinen einzigen Chinesen und ließ sich stattdessen von der chinesischen Weisheit beeinflussen. Außerdem engagierte er sich für den Bau von Schulen und die Krankenversorgung, was ihm eine hohe Auszeichnung des chinesischen Kaisers einbrachte.
Wilhelm übersetzte unter anderem Konfuzius, Laotse und das I Ging. Seine Übersetzung dieses Buchs der Wandlungen sorgte für die massenhafte Verbreitung des Werkes im Westen. Man kann den Stellenwert des I Ging in China mit dem der Bibel in christlichen Kulturen vergleichen. Es gilt als einer der fundamentalen philosophischen Texte der chinesischen Kultur und erzielt auch im Westen bis heute hohe Auflagezahlen.
1924 übernahm Wilhelm an der Frankfurter Universität den ersten Lehrstuhl für Chinakunde, gründete dort auch das China-Institut für weiteren Kulturaustausch. Er war befreundet mit Hermann Hesse, C.G. Jung, Albert Schweitzer und anderen Größen seiner Zeit
Die Evangelische Akademie Bad Boll zeigt den Film im Rahmen der Tagung Konfuzius entdecken (21. bis 24. August).