Die Theologie der Erde und was Blumhardt heute über die SPD sagen würde

Prof. Dr. Jürgen Moltmann und Bundesminister a. D. Dr. Erhard Eppler (© Martina Waiblinger, Evangelische Akademie Bad Boll)

Bad Boll. Insgesamt 128 Gäste aus Deutschland, der Schweiz und den USA haben am Wochenende (3.-5.10.2014) an der Tagung „Gerechtigkeit statt Wohltätigkeit“ in der Evangelischen Akademie Bad Boll teilgenommen. Bei der Veranstaltung stand das Erbe des religiösen Sozialisten Christoph Blumhardt (1842-1919) im Fokus sowie dessen Bedeutung für die Gestaltung der globalisierten Welt. Im Anschluss an die Tagung wurde eine Blumhardt Sozietät gegründet.

„Christoph Blumhardt war für mich ein Grund, nach Württemberg zu kommen, er ist für mich ein Grund in Tübingen zu bleiben“, sagte der Tübinger Theologe Prof. Dr. Jürgen Moltmann, der wie auch der ehemalige Bundesminister Dr. Erhard Eppler, seine persönliche Annäherung an Blumhardt schilderte. Moltmann erklärte, dass seine eigene „Theologie der Hoffnung“ von Blumhardt und dessen ökologischer Ausrichtung inspiriert worden sei: „Man kann von der Theologie der Erde bei Blumhardt sprachen.“ Blumhardt sei so erdverbunden gewesen wie er zukunftssüchtig war. Seine Christushoffnung war dabei nicht nur eine Hoffnung für diese Erde, sondern auch eine Hoffnung dieser Erde. Mit einem Verweis auf Blumhardts Bemerkungen zur Naturvergessenheit der Menschen seiner Zeit meinte Moltmann: „Mit dieser frühen ökologischen Einsicht hat Blumhardt hellsichtig die Umweltblindheit der modernen Welt erkannt. Klarer kann man den Zusammenhang zwischen den sozialen und ökologischen Krisen nicht bezeichnen.“ Die Reich-Gottes-Hoffnung Blumhardts bringe dieses auf den Punkt: Gott wohnt auf göttliche Weise in seinen Geschöpfen und die Geschöpfe wohnen auf ihre Weise in Gott.

„Was würde Christoph Blumhardt heute sagen, wenn er sich die Errungenschaften und Ergebnisse sozialdemokratischer Regierungsarbeit anschaut?“, fragte der frühere Bundesminister Dr. Erhard Eppler und kam zu einem ernüchternden Ergebnis: Mindestlohn, Arbeitsrecht und Mitbestimmungsmöglichkeiten würden ihm vorgeführt. Christoph Blumhardt würde in Ruhe zuhören und dann zurückfragen: „Ist das alles, was ihr mir zu sagen habt? Gibt es denn bei Euch weniger ganz Arme und ganz Reiche? Und was ist mit den psychisch Erkrankten?“ Christoph Blumhardt würde mit den Ergebnissen nicht zufrieden sein; eine solidarische Leistungsgesellschaft sei nicht das, was er vorfinde. Es fehle heute in der Sozialdemokratie an visionärer Kraft. Zu einer solchen Vision rege ihn auch heute noch Christoph Blumhardt an, betonte Eppler.

Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel machte auf der Tagung deutlich, dass das Erbe Blumhardts heute in der württembergischen Landeskirche von größter Bedeutung sei. „Wir brauchen solche überzeugten Christen, die sich politisch engagieren, ohne in Parteipolitik aufzugehen“, sagte er.
Ingo Rust, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, führte anschließend in seinem Festvortrag aus, dass ein Christ immer in der Politik mitzuwirken habe. Er habe geradezu die Pflicht, sich den Aufgaben einer Gesamtgesellschaft zu stellen, auch wenn dies nicht heiße, immer ein Landtagsmandat anzustreben. Die Anfechtungen, die sich daraus ergeben, seien gewaltig. Von der Landeskirche verlangte er aus der Sicht eines Politikers mehr Klarheit und Eindeutigkeit in ihren Aussagen. Sie solle und dürfe nicht den Ausgleich vorwegnehmen.

Im Anschluss an die Tagung fand die Gründung der Blumhardt-Sozietät e. V. statt. Zweck des Vereins ist es, das Interesse und die Auseinandersetzung mit der Person, dem Werk und der Wirkung von Christoph Blumhardt anzuregen, nachhaltig zu fördern und in Bad Boll fest zu verankern. Die Blumhardt-Sozietät unterstützt die wissenschaftliche Aufarbeitung der noch vorhandenen Archivalien zu Blumhardt und dessen theologisch-ethischer Arbeit. Sie führt einmal im Jahr eine Tagung zu Christoph Blumhardt in der Evangelischen Akademie Bad Boll durch. Zum Vereinsvorsitzende wurde Christian Buchholz gewählt; seine Stellvertreterin wurde Blumhardts Ururenkelin Irmela Berger-Beyer.

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