Die Direktion der Evangelischen Akademie Bad Boll traf diesen Beschluss nach reiflicher Überlegung. Akademie-Geschäftsführer Achim Ganßloser sieht keine Alternativen: Die Sicherheit der Gäste könne aufgrund der »maroden Bausubstanz« in diesem Gebäudeteil nicht mehr vollständig gewährleistet werden.
Vor allem das elektrische Netz sei veraltet und werde aktuellen Sicherheitsstandards nicht mehr gerecht. Schon seit zehn Jahren seien eine Sanierung und Renovierung immer wieder in Aussicht genommen worden, erinnert Ganßloser, wegen anderer Projekte der Landeskirche wurden die Planungen aber immer wieder auf Eis gelegt. Gleichzeitig habe man die Instandhaltungsarbeiten im Blick auf die anstehende Generalsanierung auf das Notwendigste beschränkt. Jetzt sei eine weitere Nutzung nicht mehr zu verantworten. Die Konsequenz: Bis auf weiteres muss die Akademie je nach Belegung des Hauses einen Teil ihrer Gäste in umliegenden Hotels unterbringen.
Dennoch hofft die Akademie-Direktion, dass dies ein vorübergehender Zustand sein wird. Denn schon im Januar hatte der Stuttgarter Oberkirchenrat die Mittel für die Planung eines Gästehauses freigegeben, das an Stelle des Südflügels gebaut werden soll. Seitdem sitzen die Architekten über ihren Reißbrettern. Geplant ist ein zweistöckiges, in den Hang gebautes Gebäude, in dem Seminarräume und 56 modern ausgestattete Gästezimmer untergebracht werden sollen.
Insgesamt 4,1 Millionen Euro hat die Landeskirche auf Beschluss der Synode bereits im Jahre 2004 in die mittelfristige Finanzplanung für das Projekt eingestellt, weitere 2,0 Millionen Euro sollen im Wege des Nachtragshaushaltsplans 2007 bereit gestellt werden. Im Herbst wird nun zuerst der Oberkirchenrat und dann die Synode über die Entwürfe beraten. Wird den Planungen zugestimmt, könnten noch in diesem Jahr die Bagger anrücken.
Akademie-Geschäftsführer Achim Ganßloser rechnet mit einer Bauzeit von etwa zwölf bis vierzehn Monaten und drängt auf einen baldigen Baubeginn. In den zurückliegenden Jahren habe die Akademie wegen der Planungsunsicherheit etliche Verluste hinnehmen müssen. Auch mindere die »Bettensituation« den ansonsten guten Standard des Hauses und reduziere die Konkurrenzfähigkeit auf dem Tagungsmarkt. Ein attraktives Angebot auch bei der Unterbringung der Gäste ist für Ganßloser aber Voraussetzung, um der Forderung der Kirchenleitung entsprechen zu können, bereits im Jahr 2010 im Bereich Unterkunft und Verpflegung kostendeckend zu arbeiten.