Arbeitgeber bei Diakonie und Caritas ­verspielen Glaubwürdigkeit

Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt fordert von den Sozialverbänden eine »menschenwürdige Lohnuntergrenze«

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Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) im Bereich der württembergischen Landeskirche protestiert gegen die Lohnpolitik der Dienstgeber von Diakonie und Caritas. Als einen »Skandal« bezeichnet der KDA-Vorsitzende Jens Junginger (Reutlingen) die derzeitige Weigerung der kirchlichen Sozialverbände, sich auf einen Mindestlohn für ihre Beschäftigten zu verständigen und die dafür notwendige Aufnahme in das Entsendegesetz zu beantragen.

Mit dieser Weigerung, eine »menschenwürdige und sozialethisch verträgliche Lohnuntergrenze« einzuziehen, machen sich Diakonie und Caritas nach Ansicht des KDA in ihrem anwaltschaftlichen Engagement für die Beseitigung von Armut und für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen unglaubwürdig.

Der Dienstgeberseite bei Diakonie und Caritas wirft der KDA vor, »einer unwürdigen und ausbeuterischen Lohnabwärtsspirale neuen Schwung zu geben«. Als Deutschlands größte Arbeitgeber stünden die beiden Verbände in der Verantwortung, »den gnadenlosen Dumpingwettbewerb zu Lasten der Menschen aufzuhalten und soziale Dienstleistungen aufzuwerten«. Der KDA fordert, dass die beiden kirchlichen Sozialverbände in dieser Frage klare sozialethische und politische Zeichen setzen. »Das haben sie unterlassen und damit die propagierte Option für die Armen diskreditiert.«

Wenn man die Heilige Schrift als Grundlage kirchlich-diakonischen Redens und Handelns ernst nehme, dann müsse jeder Mensch von einem Vollzeit-Arbeitsplatz leben können, heißt es in der Stellungnahme des KDA. Teilhabegerechtigkeit zu gewährleisten sei deshalb »zu allererst ein Anspruch, dem Kirche und Diakonie in ihren eigenen Reihen nachkommen sollten«. Andernfalls könnten sie sich mit ihrem prophetischen Auftrag Gerechtigkeit einzufordern kaum noch glaubhaft Gehör verschaffen.

Der KDA beruft sich mit seinem Protest auf die EKD-Denkschrift »Gerechte Teilhabe«. Darin heißt es: »Ein Niedriglohnsektor darf kein Bereich werden, in dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch eine sich stets nach unten bewegende Spirale ausgebeutet werden.« Auch der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber habe sich in dieser Denkschrift dafür ausgesprochen, dass für eine Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten die materiellen Voraussetzungen geschaffen werden. »Ohne die Schaffung von Teilhabegerechtigkeit,« schreibt Huber im Vorwort der Denkschrift, »ist der traditionelle Verteilungsstaat unvollkommen.«

Der KDA ist der Fachdienst der Evangelischen Landeskirche in Württemberg für Fragen der Wirtschaft und Arbeitswelt. Dieser Fachdienst ist der Evangelischen Akademie Bad Boll angegliedert und mit Industrie- und Sozialpfarrämtern in Reutlingen, Stuttgart, Heilbronn und Ulm präsent.

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