Angehörige von RAF-Opfern ­fordern Aufklärung ­der Taten

Auch 30 Jahre nach dem »Deutschen Herbst« sind noch viele Fragen ungeklärt.

<p><em>Michael Buback, Sohn des von RAF-Terroristen erschossenen Generalbundesanwalts, hat Zweifel an der Arbeit der Ermittlungsbehörden.</em></p>

(epd) Angehörige von RAF-Opfern haben erneut vehement die Aufklärung der Taten der Terroristen gefordert. Nach Ansicht Michael Bubacks geschieht dies nicht, weil der Geheimdienst in die Ermordung seines Vaters verwickelt gewesen sei. 1977 war Generalbundesanwalt Siegfried Buback von der Rote Armee Fraktion (RAF) getötet worden. „Ich will wissen, wer es war“, sagte Buback am Sonntag (28.10.2007) in Bad Boll. Er überlege sich nun, Strafanzeige zu stellen.

Der Zweifel sei grausam, bekannten Buback und Ina Beckurts, Witwe des 1986 ermordeten Siemens-Managers Karl-Heinz Beckurts, bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll zur RAF unter dem Motto „30 Jahre nach dem Deutschen Herbst“. Nach der Tat habe sie nichts mehr von Staat, Justiz oder anderen Stellen gehört, so Beckurts.

Der Chemie-Professor Michael Buback ist sich sicher, dass Zeugenaussagen unterdrückt und Spuren bewusst nicht verfolgt worden seien. Er hält das ehemalige RAF-Mitglied Verena Becker für „dringend tatverdächtig“. Becker, seit 18 Jahren auf freiem Fuß, sei auch Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes gewesen.

Buback schließt deshalb nicht aus, „dass man von der Tat schon vorher wusste“. Für ihn „gibt es Gründe, warum mein Vater dem Geheimdienst im Weg war“. Während Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung, der die Moralität der RAF als protestantisch geprägt beschrieb, „Erklärungsbedarf von staatlichen Behörden“ sah, warnte der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger vor der Spekulation, „dass man ihren Vater geopfert hat“.

Pflieger erneuerte seine Forderung nach einer Kronzeugenregelung als „unverzichtbares Instrument gegen terroristische Anschläge“. Die von der Bundesregierung geplante neue Kronzeugenregelung lehnt der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele dagegen als nutzlos ab, vor allem weil es dann auch Deals mit Mördern geben könne. Im Strafprozess gebe es genügend Spielraum für Deals.

Die Regelung, die Mittätern bei einer Aussage Strafminderung gewährt, war 1989 eingeführt worden. Die 1999 wieder abgeschaffte Kronzeugenregelung habe dazu beigetragen, „dass es die Rote Armee Fraktion heute nicht mehr gibt“, sagte Pflieger. Der frühere Ankläger in RAF-Prozessen betonte jedoch, dass man Politikern beim Kampf gegen den islamistischen Terror Hirngespinste ausreden müsse, wie den Abschuss entführter Flugzeuge oder die Rettungsfolter.

Für Ströbele hat der Staat bei der Bekämpfung der RAF versagt. Mit „unmenschlichen Reaktionen“ habe er zur Eskalation der Gewalt beigetragen.

Online-Dokumente

Der Beitrag von Prof. Dr. Michael Buback steht als Online-Dokument zum Download zur Verfügung:

http://www.ev-akademie-boll.de/fileadmin/res/otg/520707-Buback.pdf

Pressestimmen

stern.de, 29.10.2007

Michael Buback

"Mein Vater war Geheimdienst im Weg"

Autor/in: Jürgen Isert

Online-Ausgabe dieses Artikels

Südwest Presse (Ulm), 30.10.2007

TERROR / Ein Staatsanwalt, ein Verteidiger und der Sohn eines RAF-Opfers erzählen

Tränen, Wut und quälende Zweifel

Die Rolle des Staates bleibt umstritten - Nach 30 Jahren ein neuer Verdacht

Autor/in: Antje Berg

Online-Ausgabe dieses Artikels

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