Heidegger saß am liebsten vor seinem Schwarzwaldhaus, Adorno lebte aus der Erinnerung an die Ferienidylle im unterfränkischen Amorbach, die Beauvoir radelte durch die Provence und Camus wusste: »Reisen führt uns zu uns zurück.« Diesen höchst ungleichen Autor/in/en widmet sich die diesjährige philosophisch-literarische Sommerakademie in Bad Boll. Zwar stehen nicht die Urlaubsvorlieben des Quartetts zur Debatte, aber vielleicht trifft das Angebot Ihre Vorliebe, sich in den Ferien mit anspruchsvollen Texte zu befassen.
In zwei Blöcken hat die Sommerakademie Heidegger und Adorno (23.-27. Aug.) sowie Simone de Beauvoir und Camus (27.-31. Aug.) zusammengespannt. In der Unterschiedlichkeit ihrer Ansätze sollen Zugänge zur Humanismusdebatte der Nachkriegszeit erkundet werden. Im Mittelpunkt der Ferienseminare steht die gemeinsame Lektüre und das Gespräch, das von Kennern der Materie geleitet, erweitert und kommentiert wird. Das Angebot richtet sich an philosophisch und literarisch Interessierte. Besondere Vorkenntnisse werden nicht erwartet, lediglich die Aufgeschlossenheit zum Mitdenken und Gespräch.
Noch tiefer in die Philosophiegeschichte taucht ein Lektüreseminar zu den Sokratischen Dialogen Platons ein (4.-7. Sept.). Der Widerstreit zwischen den Kardinaltugenden der Tapferkeit und der Besonnenheit steht dabei zur Diskussion. Einer entscheidenden Klärung und Bewertung hat sich der antike Philosoph enthalten und somit auch den nachgeborenen Akademiegästen einiges an Gesprächsstoff belassen.
»Kulturen begegnen sich« lautet das Motto des diesjährigen »Literatursommers Baden-Württemberg«. In diesen Veranstaltungszyklus reiht sich geradezu exemplarisch eine Akademie-Tagung über Literatur aus Siebenbürgen ein. Denn im Fokus dieses Kulturraumes entstanden Geschichten über Heimat und Heimatlosigkeit, über Tradition und Assimilationszwänge, über Auswanderung und Integration. Diese Geschichten stellt die Tagung in den Kontext von Politik, Religion, Musik und Fotokunst. Eine ganztägige Exkursion führt außerdem ins Schloss Horneck in Gundelsheim, dem Zentrum der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Dokumentation der Kultur aus Siebenbürgen.
Wer lieber eigene künstlerische Fähigkeiten ausprobieren, zugleich schöpferische Erlebnisse und Erholung genießen will, hat dazu bei den »Ferienwochen kreativ« (27. Juli 2. Aug.) Gelegenheit. Jeden Morgen bieten Künstler und Künstlerinnen Workshops an, die ohne Vorkenntnisse besucht und wo unentdeckte oder vernachlässigte Potenziale entfaltet werden können. Zum Beispiel kann man schmieden oder schweißen, seine Ideen in Speckstein meißeln, beim Trommeln oder Tanzen den eigenen Rhythmus finden, das Erzählen lernen oder selbst Geschichten schreiben. Größeren und kleineren Kids werden extra Aktivitäten geboten.
Detaillierte Informationen zu allen Ferienangeboten finden Sie hier.