Bad Boll / Kreis Göppingen »Ältere sind flexibel, sie wollen noch einmal richtig Gas geben«, sagt Otmar Fahrion, Geschäftsführer eines Ingenieurbüros in Kornwestheim. Auf der Tagung »50 plus doch noch im Job« in der Evangelischen Akademie Bad Boll setzte sich der Chef von 100 Mitarbeitern am Wochendende (13./14. Juli 2007) leidenschaftlich für ältere Arbeitnehmer ein: "Ihre Koffer stehen bereit, wenn der Kunde ruft weltweit!«
Dass Ältere noch viel leisten können, wenn sie am richtigen Platz eingesetzt werden, bekräftigte auch Andreas Mürdter von DaimlerChrysler. Er leitet im Personalmanagement des Autokonzerns das Fachgebiet »Aging Workforce«. In Bad Boll fasste er seine Erfahrungen so zusammen: »Wir wollen in Funktionen wie Qualitätsmanagement oder Logistik gezielt den Erfahrungsschatz Älterer nutzen, in der Produktion hingegen die Belastbarkeit und Flexibilität der Jüngeren«.
Dass die Kenntnisse älterer Arbeitnehmer auch in der Weltmarktkonkurrenz von Vorteil sein können, berichtete der hohenlohische Mittelständler Gerhard Hettinger: »Gerade weil es uns in der Randlage Württembergs schwerfällt, für jüngere Menschen mit hohem Bildungsabschluss attraktiv zu sein, müssen wir die im Unternehmen vorhandenen Potenziale entdecken und nutzen. Wir haben umgedacht und sind heute im Weltmarkt wieder ganz vorne.«
Der Heidelberger Gerontologe Prof. Andreas Kruse unterstrich aus Sicht der Altersforschung diese Erfahrungen. »Ältere sind auf eine andere Art kreativ als Jüngere: sie springen nicht auf jeden Zug, sondern gehen in die Tiefe, bewerten, was sich lohnt.« Tandems und altersgemischte Teams seien das Gebot der Stunde, sagte Kruse.
Cornelia Sproß vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung verglich die Situation in Deutschland mit anderen Ländern in Europa: »Dort ist nicht alles besser«, sagte sie, »Deutschland hat aufgeholt, aber gerade die Skandinavier haben gute Ideen, von denen wir uns inspirieren lassen können.« Wichtig sei es, flexible Übergänge in den Ruhestand, Anreize zur längeren Beschäftigung und mehr Flexibilität auch bei Arbeitgeberwechseln zu entwickeln.
Einig waren sich die Fachleute auf der Tagung, dass die Frühverrentung nicht mehr gesetzlich unterstützt werden dürfe. Das könne sich weder die Gesellschaft, noch die Unternehmen und auch nicht die einzelnen Arbeitnehmer künftig noch leisten.