Die Soziologin Andrea Michel sagte, das wirksamste Mittel gegen Schulmüdigkeit sei die »optimale und individuelle Förderung der Kinder«. Häufig beginne die »Spirale« der Abkehr von der Schule im Grundschulalter und verschärfe sich beim Schulübergang, führte Andrea Michel vom Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik weiter aus. Deshalb sei es besonders wichtig, den Schulwechsel aufmerksam begleiten. Dazu gehöre die »innere Öffnung der Schule«, also der Austausch der Lehrkräfte über Kinder mit Problemen, die Zusammenarbeit mit »außerschulischen Akteuren«, wie etwa Jugendhilfeeinrichtungen, aber auch ein behutsam gestalteter Einstieg in die neue Schule.
»Schulprobleme sind ein Hilferuf«, sagte Andrea Michel. »Das Kind versucht auf sich und seine Situation aufmerksam zu machen.« Deshalb sei es notwendig, sensibel auf Anzeichen einer Schulmüdigkeit zu reagieren, damit sich die Probleme nicht zu einer kompletten Schulverweigerung auswachsen. »Problemfelder« können Andrea Michel zufolge in der »Lebenswelt« der Kinder liegen und etwa bei Todesfällen oder Trennung der Eltern offenbar werden. Aber auch innerschulische Probleme, wie etwa Versetzungsängste, können eine Rolle spielen.
Auch das »Schwänzen« kann ein Hinweis auf eine sich anbahnende Schulverweigerung sein. Die Soziologin Irene Hofmann-Luz stellte auf der Tagung eine Untersuchung des Deutschen Jugend Instituts vor, derzufolge über 20 Prozent der Schüler in den Abschlussklassen der Hauptschulen binnen 14 Tagen mindestens ein Mal unentschuldigt dem Unterricht fern bleiben. Dabei sei erkennbar geworden, dass es auch für die Anfälligkeit zum »Schwänzen« klar bestimmbare Risikogruppen gäbe. Anzeichen seien Schulprobleme, unzureichende häusliche Unterstützung, das Gefühl von den Lehrkräften weniger ernst genommen zu werden, Probleme mit Eltern oder Polizei oder psychosomatischen Beschwerden.