Am 1. Mai setzt sich der evangelische Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in Württemberg gemeinsam mit Vertretern der katholischen Kirche, von Gewerkschaften und mit Politikern für einen arbeitsfreien Sonntag ein. In Reutlingen, Stuttgart und Ulm beteiligen sich die Wirtschafts- und Sozialpfarrer außerdem an den Kundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Tag der Arbeit.
Immer mehr Menschen macht die Arbeit krank
In Zeiten, in denen der Arbeitsstress immer mehr Menschen körperlich und psychisch krank macht, ist ein arbeitsfreier Sonntag wichtiger denn je. Er schafft Ruhepausen und Rückzugsmöglichkeiten für den Einzelnen und seine Familien. Solche Rückzugsräume braucht jeder Mensch und schon deshalb macht das biblische Gebot des freien Sonntag zeitlos Sinn, so Jens Junginger, Vorsitzender des KDA. Die KDA-Pfarrer sehen bei Besuchen in Betrieben und Firmen immer mehr Menschen, die der Stress bei der Arbeit seelisch und körperlich krank macht.
Der freie Sonntag wird zur Gewinnzone
Seine Stuttgarter Kollegin, Wirtschafts- und Sozialpfarrerin Esther Kuhn-Luz, sieht in der Debatte um Ladenschluss und Sonntagsarbeit vor allem ein Zeichen für die fortschreitende Ökonomisierung der Gesellschaft. Wir leben in einer Zeit, in der ständig gefragt wird, was es bringt, ob es sich rechnet. Unter diesem Gesichtspunkt scheint der freie Sonntag als eine Gewinnzone zu gelten, die man noch erobern kann.
Rechtsanspruch wird ausgehöhlt
Gewerkschaften und Kirchen haben lange für den Rechtsanspruch auf einen freien Sonntag gekämpft. Doch nun höhlen Entwicklungen wie längere Ladenöffnungszeiten diesen zunehmend aus. Beim Kampf um den freien Sonntag geht es heute nicht mehr nur um Sonntagsarbeit. Im Einzelhandel wird der gemeinsame arbeitsfreie Tag zunehmend durch die langen Ladenöffnungszeiten bedroht: Eine Verkäuferin, die am Samstag bis 24 Uhr im Laden steht, dann noch Regale einräumen muss und nach Hause fahren, hat auch nichts mehr vom Sonntag, sagt KDA-Pfarrer Martin Schwarz aus der Prälatur Ulm.
Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA)
Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) gehört als Fachdienst der Evangelischen Landeskirche Württemberg zur Evangelischen Akademie Bad Boll. In den vier Prälaturstandorten Heilbronn, Reutlingen, Stuttgart und Ulm sind die Wirtschafts- und Sozialpfarrer des KDA mit jeweils eigenen Schwerpunkten tätig.
Die Veranstaltungen im Überblick
Reutlingen
10 Uhr
Gottesdienst in der Reutlinger Marienkirche, Thema: "Gott sei Dank, es ist Sonntag"
Mitwirkende:
Prälat Dr. Christian Rose, Wirtschafts- und Sozialpfarrer Jens Junginger (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt), Sabine Gross (Grüne/Gemeinderat), Ursula Menton (Freie Wähler Vereini-gung), Daniel Müller (Betriebsratsvorsitzender Bosch Reutlingen / IG Metall), Sonja Raissle (stellv. Betriebsratsvorsitzende Schlecker / ver.di); Chor unter der Leitung von Michaela Frind; Brenz-Kindergarten
11 Uhr
DGB-Kundgebung mit KDA-Beteiligung, Marktplatz Reutlingen
Stuttgart
9.30 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst auf dem Marienplatz in Stuttgart zum Thema: Es bleibet dabei - der Sonntag ist frei!
Mitwirkende:
Guido Lorenz, Katholische Betriebsseelsorge; Gruppe MARACATÚ mit Christoph Haas; Esther Kuhn-Luz, Wirtschafts- und Sozialpfarrerin, KDA Stuttgart.
10.00 Uhr
Demonstrationszug zum Karlsplatz und DGB-Kundgebung (ab 11.00 Uhr)
Ulm
9.30 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst im Ulmer Münster zum Thema: Der Sonntag - ein Geschenk des Himmels
Mitwirkende:
katholischen Betriebsseelsorge Ulm und Neu-Ulm, KDA in Württemberg und Bayern, Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB), Pfarrer Stefan Krauter, Martin Schwarz, Wirtschafts- und Sozialpfarrer Prälatur Ulm, Chor Crescendo.
10.30 Uhr
Demonstration Ulm gegen Rechts auf dem Weinhof.
12.00 Uhr
DGB-Kundgebung auf dem Münsterplatz, u.a. mit Nikolaus Landgraf, Vorsitzender DGB Baden-Württemberg