Über 150 Gäste beim ersten Neujahrsempfang in der Akademie

Bad Boll. Mit einer Schweigeminute für die Opfer der Anschläge in Frankreich hat Akademiedirektor Prof. Dr. Jörg Hübner am vergangenen Sonntag (11. Januar 2015) den ersten Neujahrsempfang der Evangelischen Akademie eröffnet. Über 150 Gäste waren der Einladung nach Bad Boll gefolgt, darunter viele Vertreter aus Kirche und Politik. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July hielt die Festrede. Die Direktoren der Akademie, Prof. Dr. Jörg Hübner und Dr. Günter Renz, gaben einen Einblick in die Schwerpunkte des Akademieprogrammes im Jahr 2015, das zum Beispiel mit der Beziehung Russland – Ukraine aktuelle Themen aufgreift, mit der 25. Tagung für Flüchtlingsfrauen Jubiläen feiert und mit einem Diskurs über Führungsethik und einer Tagung zur Sterbehilfe Werteorientierungen thematisiert. Musikalisch stand Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt des Empfangs. Unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Gerald Buß und begleitet vom Orchester ConcertoFestivo führte ein Chor unter anderem das Magnificat (BWV 243) auf, das dieser zuvor während einer Sing-Tagung einstudiert worden war.


In seiner Festrede ging Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July auf die theologische Bedeutung des „hoch brisanten“ Magnificat-Textes ein, der an Aktualität nichts eingebüßt habe. Luther habe seine Auslegung als Fürstenspiegel verfasst, erklärte July. Darin habe er betont, dass das einfache Schema von Gut und Böse bei der Bewertung von politischer Herrschaft nicht  aufgeht. Stattdessen fordere er Gottesfurcht und Bescheidenheit und das Wissen um den Dienst an der Allgemeinheit. „Übersetzt auf heutige Herrschaft heißt das wohl doch: Wissen um die Grenzen des eigenen Tuns, Politik als Aufgabe am Gemeinwesen und zugleich dem Gewissen verbunden“, sagte July
Über die Bedeutung und Chance der Akademie – auch im Lichte des Magnificat - sagte July: „Eine Akademie ist bewusst ein kirchlicher Ort in einer globalisierten und pluralen, auch multireligiösen Welt.“ Die Akademie sei darin bewusst kirchlicher Ort, „dass in ihr biblische Texte, Texte der theologischen Tradition Ausgangspunkte und Deutungssimulatoren für Weltbegegnung und Weltperspektive sind. Eine Akademie tut dies im Wissen um aufgeklärte Kontextualität ihres kirchlichen Standpunktes“, sagte July. „Sie trägt so zum Gesellschaftsverstehen aus evangelischer Perspektive bei.

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