Beiträge zum Völkermord an den Armeniern, zu queeren Familienformen in Ghana, sicheren Herkunftsstaaten und jugendlichen Delinquenten – allein bei der Nennung der Beiträge im Schwerpunktthema „ausgegrenzt, verfolgt, vertrieben“ sieht man die spannende Bandbreite der Themen, die in der Evangelischen Akademie Bad Boll verhandelt werden.
Der Völkermord an den Armeniern jährt sich gerade zum 100. Mal. Deutschland wäre damals in der Lage gewesen, das Schlimmste zu verhindern – die Staats- oder Kriegsräson verhinderte aber ein Eingreifen. Es ist ein Privileg, dass der türkische Schriftsteller Dogan Akhanlı, der selbst aus der Türkei geflohen ist und in Deutschland eingebürgert wurde, zu der Tagung „Armenische Identität“ am 21./22. März nach Bad Boll kommt. Er setzt sich unermüdlich für die Aufarbeitung und Bewertung von Genoziden ein und fordert einen „Erinnerungsaufstand“, eine Art Aktion Sühnezeichen für die Türkei.
Bei der Bad Boller Lesbentagung im Dezember hat Dr. Serena Dankwa über Lesben in Ghana und deren ganz andere Selbstwahrnehmung berichtet. Ihr Beitrag ist ein Plädoyer dafür, dass wir alle „unsere Vorstellung von Familie und queerer community radikal überdenken und erweitern“ müssen. Welche Bedeutung die Lesbentagungen über die vielen Jahre für Bad Boll haben, zeigen eine Nachricht über ein jetzt abgeschlossenes Filmprojekt genau zu diesem Thema und der Rückblick von Studienleiterin Susanne Wolf, die bald die Akademie verlässt und mit ihrer neuen Aufgabe als geschäftsführende Pfarrerin an der Tübinger Stiftskirche beginnt.
Als Kommentator konnte der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi von der Pädagogischen Hochschule in Freiburg für die Bearbeitung eines Artikels in der Süddeutschen Zeitung gewonnen werden – eine wichtige Klärung zum Thema Gewalt im Islam.