Bad Boll, 28.09.2021 – Am vergangenen Sonntag stand die Geburtstagsfeier der Evangelischen Akademie Bad Boll ganz im Zeichen der Klimagerechtigkeit – mit einem Festvortrag von Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V., der Auszeichnung an „Nachhaltigkeitswochen @ Hochschulen BaWü“, einer Podiumsdiskussion und Musik mit Recycling-Instrumenten.
„Zur Klimaneutralität gibt es keine Alternative, wenn wir Zukunft sinnvoll denken wollen“, unterstrich Direktor Prof. Dr. Jörg Hübner das Motto der 76. Geburtstagsfeier der Evangelischen Akademie Bad Boll „Gutes Leben – Gutes Klima“ in seiner Eröffnungsrede am 26. September. Inspiriert von der 3G-Regel brauche es für ihn, um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen, zum ersten K wie Klimaneutralität mit Kooperationen und Kraft zwei weitere Ks für die uns bevorstehenden Transformationsprozesse. Prozesse, zu welchen auch die Akademie wie in ihrem neuen Leitbild formuliert „in christlicher Verantwortung Mut machende Beiträge“ leisten will.
Über „Verantwortung für eine klimaneutrale Zukunft übernehmen“, referierte die Agrarökonomin Dr. Katharina Reuter in ihrem Festvortrag. Seit ihrer Jugend engagiert sich die Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft e.V. bereits in der Umweltbewegung. Ihre Motivationen: für eine Klima- und Generationengerechtigkeit zu sorgen sowie ihre Kinder. Nach einem Überblick über den aktuellen Ist-Zustand führte sie auch Missstände in der Klimawirtschaft an. So wurden beispielsweise im Windkraft-Bereich nicht nachvollziehbare 40.000 Stellen in den vergangenen Jahren abgebaut, auch würden die Klimaschadenskosten zu wenig in den Blick genommen. Um auf dem Ziel zur Klimaneutralität schneller voranzukommen, müsse auch jede und jeder einzelne seinen Beitrag leisten. Ihr praktischer Vorschlag, die E-B-M-Formel (Energie, Bank, Mobilität): Umstieg auf echten Ökostrom, zu einer etisch-ökologischen Bank wechseln, statt die fossile Wirtschaft unterstützen und öffentliche Verkehrsmittel oder das Jobrad nutzen. Und auch konkrete Anregungen für die Politik hatte die Agrarökonomin am Wahlsonntag parat: Umgehenden Handlungsbedarf für die zukünftige Regierung sehe sie bei den erneuerbaren Energien, der Elektromobilität und auch bei der Industrie in puncto Emissionsreduktion.
Zum fünften Mal wurde im Rahmen der Michaelisakademie der Akademiepreis „Werte leben – Zukunft gestalten“ vergeben. 15 engagierte Gruppen, Personen und Unternehmen hatten sich in diesem Jahr auf den auf Klimaneutralität ausgerichteten Preis beworben. Dr. Simone Schwanitz, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der Akademie, hielt die Laudatio. Die einhellige Wahl der unabhängigen Jury fiel auf die Initiative „Nachhaltigkeitswochen@ Hochschulen BaWü“, die die Jury einerseits durch die Inhalte und das vielfältige interdisziplinäre Programm und zum anderen durch die Organisationsform der Nachhaltigkeitswochen beeindruckte. In der Jurybegründung heißt es: „Die Jury sieht im Netzwerk der ‚Nachhaltigkeitswochen @ Hochschulen BaWü‘ eine breit angelegte, selbstorganisierte Basisbewegung für zukunftsfähiges und nachhaltiges Handeln – und damit einen würdigen Preisträger des Akademiepreises 2021.“
Im Anschluss an die Preisverleihung folgte eine Podiumsdiskussion zum Veranstaltungsmotto „Gutes Leben – Gutes Klima“, in welcher aus unterschiedlichen Blickwinkeln zum Thema Klimaneutralität und dem einhergehenden Transformationsprozess Stellung bezogen wurde. Die Podiumsgäste waren Julia Hübinger, Bildungsreferentin für Nachhaltigkeit und Klimaschutz für die Evangelische Erwachsenenbildung Geislingen, Prof. Dr. Michael Kühl, Biochemiker, Mitglied bei Scientists for Future und Klimaschutz-Blogger, Dr. Anne Newball Duke von Parents for Future Esslingen, die Referentin Dr. Katharina Reuter, Johannes Schwegler, Geschäftsführer Fairventures Worldwide FVW gGmbH und Anna Struth stellvertretend für die Preisträgerinitiative.
Die oberschwäbische „Band“ GetStuffed sorgte mit Rhythm, Schrott and Voices während der gesamten Veranstaltung für die thematisch passende Musik. Ihre Instrumente bestanden aus recycelten Materialien. Und nach dem offiziellen Teil wurden bei Gesprächen mit Köstlichkeiten aus der Akademieküche die ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl erwartet.