03.05. - 04.05.2016, Bad Boll
Juristisches Vergessen? Der NS-Mord an Sinti und Roma
Die juristische Behandlung der NS-Morde an Sinti und Roma und deren Wirkungen
Erschreckend spät kam die juristische Aufarbeitung des nationalsozialistischen Völkermords an Sinti und Roma in Gang. Nur wenige der Verantwortlichen wurden dabei für ihre Verbrechen belangt. Ist diese juristische Verdrängung symptomatisch für das Vergessen der Verbrechen an Sinti und Roma in der NS-Zeit? Welche Folgen hat diese unzureichende juristische Aufarbeitung für die aktuelle Situation von Sinti und Roma in Deutschland heute und für den Fortbestand des Antiziganismus? Diesen Fragen stellt sich diese Tagung, die als Folgekonferenz einer wichtigen Tagung in der Akademie vor 25 Jahren kritisch Bilanz ziehen soll.
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Thema
Erschreckend spät kam die juristische Aufarbeitung des nationalsozialistischen Völkermords an Sinti und Roma in Gang. Neben der in der frühen Bundesrepublik weitverbreiteten "Unfähigkeit zu trauern" (A. und M. Mitscherlich) lag dies auch an der Kontinuität einer unerschüttert antiziganistischen Haltung in Justiz und Polizei von der NS-Zeit bis in die frühe Zeit der Bundesrepublik hinein.
Sogar die Deportationen und Einweisungen in Konzentrationslager in der NS-Zeit wurden so nach 1945 auch von offizieller Seite her verharmlost und selbst im Nachhinein als verständliche Maßnahmen der Kriminalprävention legitimiert.
Darum wurden nur wenige der Verantwortlichen für ihre Verbrechen belangt. Den Verfolgten wurde die Anerkennung des ihnen zugefügten Unrechts verweigert und auch die Fragen nach einer Entschädigung für das erlittene Unrecht damit vom Tisch gewischt.
Ist diese juristische Verdrängung symptomatisch für das Vergessen der Verbrechen an Sinti und Roma in der NS-Zeit? Und welche Folgen hat diese unzureichende juristische Aufarbeitung für die aktuelle Situation von Sinti und Roma in Deutschland heute und für den Fortbestand des Antiziganismus in Europa?
Diesen Fragen stellt sich diese Tagung, die als Folgekonferenz einer wichtigen Tagung in der Akademie vor 25 Jahren kritisch Bilanz ziehen soll, was in der Aufarbeitung dieser Geschichte schon geleistet wurde und welche Aufgaben für die Zukunft dringend anstehen.
Zur Bearbeitung dieser Fragen laden wir herzlich ein in die Evangelische Akademie Bad Boll
Herbert Heuß
Wolfgang Mayer-Ernst
Arnold Roßberg
Programm
09:30
Ankommen bei Kaffee, Tee und einem kleinen Imbiss
10:00
Begrüßung
Wolfgang Mayer-Ernst
Romani Rose
Arnold Roßberg
10:15
Die Geschichte des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma
Vortrag und Diskussion
Dr. Ulrich Opfermann
11:15
Kaffeepause
11:45
Der Beitrag der Zentralen Stelle zur Aufklärung der nationalsozialistischen Verbrechen
Vortrag und Diskussion
Oberstaatsanwalt Jens Rommel
12:45
Mittagessen
14:30
Täter, Opfer - Gerechtigkeit?
Der Beitrag zur juristischen Behandlung der NS-Morde an Sinti und Roma durch die gesellschaftspolitische Arbeit in der Evangelischen Akademie Bad Boll
Vortrag und Diskussion
Kirchenrat i. R. Martin Pfeiffer
15:30
Kaffeepause
16:00
"Kein Mensch sagt HWAO-Schnitzel"
BKA-Kriminalpolitik zwischen beständigen Konzepten, politischer Reform und "Sprachregelungen"
Vortrag und Diskussion
Michael Kretschmer
17:00
Zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in bundesdeutschen Behörden. Die Kontinuitäten im Justizministerium der frühen Bundesrepublik
Vortrag und Diskussion
Prof. Dr. Manfred Görtemaker
18:30
Abendessen
20:00
Aufarbeiten, Dranbleiben, Neu in den Blick nehmen.
Ein Gespräch über schon geschehene Aufarbeitung der Vergangenheit in der Justiz und über die aktuellen Herausforderungen an Justiz und Gesellschaft im Blick auf den Antiziganismus
Expertin: Ruhan Karakul
Experte: Prof. Dr. Ingo Müller
Moderation: Wolfgang Mayer-Ernst
08:00
Morgenandacht
08:20
Frühstück
09:15
Die europäische Dimension des Völkermordes an den Sinti und Roma
Vortrag und Diskussion
Martin Holler, M.A.
10:15
Kaffeepause
11:00
Was wurde versäumt? Was ist noch zu tun?
Ein Podiumsgespräch mit
Prof. Dr. Andreas Mosbacher
Prof. Dr. Dr. Ingo Müller
Romani Rose
12:30
Mittagessen
und Ende der Tagung
Referierende
Leitung
Wolfgang Mayer-Ernst;Pfarrer und Studienleiter;Evangelische Akademie Bad Boll
Herbert Heuß
Historiker, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg
RA Arnold Roßberg
ehem. Justitiar des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Darmstadt
Referentinnen, Referenten und Mitwirkende
Prof. Dr. Manfred Görtemaker
Historisches Institut der Universität Potsdam; Unabhängige Wissenschaftliche Kommission beim Bundesministerium der Justiz zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, Potsdam, Potsdam
Martin Holler, M. A.
Doktorand , Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität, Berlin
RA Ruhan Karakul
Justitiarin, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg
Michael Kretschmer
Vizepräsident BKA, Wiesbaden
Prof. Dr. Andreas Mosbacher
Richter am Bundesgerichtshof, Karlsruhe
Prof. Dr. Dr. Ingo Müller
Jurist und Autor, Berlin
Dr. Ulrich Opfermann
Historiker, ROM e. V. Köln, Tönisvorst
Kirchenrat i.R. Martin Pfeiffer
Zell u.A.
Oberstaatsanwalt Jens Rommel
Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, Ludwigsburg
Romani Rose
Vorsitzender Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg
Weitere Infos
Tagungsnummer
521716
Anmeldeschluss
03.05.2016
Zielgruppen
Interessierte aus Justiz, Ministerien, Behörden, Medien, Kirchen, Minderheitenorganisationen, Menschenrechtsinitiativen und aus der Zivilgesellschaft. An Politik, Zeitgeschichte und juristischen Fragen Interessierte.
Veranstalter
Evangelische Akademie Bad Boll
Ort
Bad Boll Anreise
Preis pro Person
Kursgebühr 40,00 €
Vollverpflegung
im Einzelzimmer mit
Dusche/WC 122,80 €
im Zweibettzimmer
mit Dusche/WC 107,20 €
Verpflegung
ohne Übernachtung
ohne Frühstück 60,40 €
Schülerinnen, Schüler, Studierende und bei Bedarf auch weitere Bedürftige erhalten auf Anfrage auf alle Preise Ermäßigung.
Themengebiete
- Gesellschaft, Staat, Recht
Kooperationspartner
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Die Evangelische Akademie Bad Boll ist Mitglied der Evangelischen Akademien in Deutschland (EAD) e.V., Berlin
Bundeszentrale für politische Bildung